Prozess wegen Betrugs

Priester räumt vor Gericht Fehlverhalten ein

Vor dem Landgericht Mannheim hat am Dienstag der Prozess gegen einen Priester aus dem Erzbistum Freiburg begonnen. Dem 54-Jährigen werden Untreue und Betrug in zahlreichen Fällen zum Nachteil eines örtlichen Caritasverbandes, einer Ordensgemeinschaft sowie einer Pfarrgemeinde vorgeworfen. Der entstandene Schaden liegt laut Anklage bei rund 228.000 Euro. Der Geistliche sitzt seit Ende vergangenen Jahres in Untersuchungshaft.

Im Laufe seiner Vernehmung räumte der Geistliche Fehlverhalten ein. So habe er einem örtlichen Caritasverband Leistungen in Rechnungen gestellt, die er nach eigenen Angaben zwar tatsächlich erbracht habe, allerdings habe es dafür formal keinen Auftrag gegeben. "Ich habe das gegenüber dem Diözesan-Caritasverband nicht transparent gemacht", erklärte der 54-Jährige. Er wisse, dass das nicht richtig gewesen sei.

Im Gegensatz zu den Aussagen des Angeklagten geht die Mannheimer Staatsanwaltschaft davon aus, dass
die Rechnungen über insgesamt 195.500 Euro, die der Geistliche zwischen 2013 und 2017 gestellt hat, fingiert waren und die Leistungen nie erbracht wurden. Die Gelder seien über eine Auslandsfirma auf das Privatkonto des Priesters geflossen.

Dem Geistlichen wird laut Anklage ferner vorgeworfen, für ein von ihm betreutes Pilgerprojekt erfundene Auslagen geltend gemacht sowie Vorschüsse für Pilgerreisen erhalten zu haben, obwohl ihm klar gewesen sei, dass diese nicht stattfinden würden. Darüber hinaus habe er sich von der Ursulinen-Gemeinschaft in Mannheim unter dem Vorwand, er benötige Spenden für ein Caritas-Projekt in Spanien, 21.000 Euro geben lassen; das Projekt existiert laut Staatsanwaltschaft nicht. Auch der Barkasse des Pfarramts soll er Gelder entnommen haben.

"Ich kann mit Geld nicht umgehen", sagte der Angeklagte auf die Frage des Vorsitzenden Richters Oliver
Ratzel, was mit den Geldern passiert sei. Laut einer Kontenprüfung durch das Landeskriminalamt sollen sich die Gesamteinnahmen des Geistlichen von 2013 bis 2017 auf 1,36 Millionen Euro belaufen haben; einer der größten Posten waren laut Ratzel Reisekosten.

Der Angeklagte, der vor seiner Tätigkeit im Erzbistum Freiburg Mitglied im Jesuitenorden war, arbeitete ehrenamtlich für die örtliche Caritas und war Vorsitzender des Caritasrates, der die Funktion eines Aufsichtsrates hat.

Neben seinem Dienst als Pfarrer war der 54-Jährige nach eigenen Angaben als Berater in der Privatwirtschaft tätig. Den Tagessatz dafür gibt der Geistliche mit etwa 1.600 Euro an. Er habe alles, was zur Verfügung stand, gleich wieder ausgegeben und zum Teil damit Freunde unterstützt, so der Angeklagte. Strittig ist, ob der Geistliche nebenberuflich arbeiten durfte.Die Verhandlung geht am Mittwoch weiter; insgesamt hat das Gericht 20 Verhandlungstage angesetzt. 

KNA

12.09.2018 - Deutschland , Kriminalität