Zoff unterm Christbaum

Psychologe: Für Weihnachtsfrieden Konflikte vorher lösen

Der Nürnberger Psychologe Markus Schaer rät dazu, innerfamiliäre Konflikte vor dem Weihnachtsfest zu lösen. Das Problem sei, dass die Menschen während des Jahres versuchten, konflikthaften Beziehungen aus dem Weg zu gehen, sagte Schaer im Interview des Münchner Straßenmagazins „BISS“. Wenn dann zu den Festtagen alle Beteiligten an einem Tisch säßen, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es gleich wieder losgehe. „Da braucht man nicht zu hoffen, dass es dieses Mal - wie durch ein Wunder - anders wird.“

Gerade Sticheln und Meckern seien ziemlich ansteckend, sagte der Psychologe. Forschungsergebnissen zufolge sind 25 bis 30 Prozent des negativen Verhaltens in Familien Reaktionen auf Provokationen. „Wir lassen uns von anderen anstecken. Dadurch handeln wir dann so, wie wir sonst üblicherweise nicht handeln würden.“ Das Gemeine dabei sei, dass sich negative Verhaltensweisen als um ein Vielfaches ansteckender erwiesen als positive. Respektvolles Verhalten lasse sich beim Gegenüber kaum provozieren, so Schaer. Hingegen schaukelten sich negative Gefühle schnell hoch.

Eine „Impfung“, um dagegen immun zu werden, gebe es nicht, sagte der Wissenschaftler. „Wir können nur lernen, höhere Hirnfunktionen ins Spiel zu bringen.“ Der erste Schritt sei, innerlich „Stopp“ zu rufen und die eigenen Gefühle zu regulieren. Wer Verantwortung für seine Wutgefühle und aggressiven Impulse übernehme, dem bleibe eine Wahl. Letztlich aber gehe es nicht darum, Konflikte zu verhindern, sondern darum, mit ihnen gut umzugehen. Das Leben werde wertvoller, „wenn wir uns öffnen und versuchen, auf andere zuzugehen“. Es gehe um Respekt und Verantwortung.

Schaer rät zur „paradoxen Intervention“, wenn etwa die Großmutter immer wieder die ihrer Meinung nach nicht korrekte Kleidung des Enkels zu den Festtagen moniert. So sollte man vielleicht die Großmutter im November schon anrufen und sagen: „Oskar ist doch Weihnachten immer so schlampig angezogen. Geh du mal mit ihm shoppen, kauf ihm was Schönes, dann könnt ihr das untereinander klären.“ Schaer lehrt als Professor für Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Evangelischen Hochschule Nürnberg.

KNA

08.12.2017 - Feiertage & Brauchtum