Mehr als 200 Raketen

Beschuss und ein Toter bei nächtlichen Unruhen in Israel

Israel blickt auf eine unruhige Nacht zurück. Seit Montagabend sind mehr als 200 Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet gefeuert worden, wie örtliche Medien berichteten. Israel reagierte mit Angriffen auf rund 130 Ziele im Gazastreifen.

Der Raketenbeschuss auf den Süden des Landes hielt am Morgen an. Landesweit kam es in zahlreichen Städten zu Unruhen. In der zentralisraelischen Stadt Lod wurde ein arabischer Israeli erschossen. Die Polizei nahm einen jüdischen Bewohner unter Verdacht auf Beteiligung an der Schießerei fest.

Bei Raketeneinschlägen in Aschkelon wurden sieben Israelis verletzt, einer von ihnen schwer. Bei israelischen Luftanschlägen der Operation "Wächter der Mauern" wurden mindestens 24 Palästinenser getötet und weitere 100 verletzt, wie örtliche Medien unter Berufung auf das palästinensische Gesundheitsministerium berichteten. Die israelische Armee verstärkte ihre Präsenz rund um den seit der Machtübernahme der Hamas 2007 von Israel abgeriegelten Gazastreifen.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas verurteilte laut Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur "Wafa" (Montagabend) die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die "Verbrechen gegen das palästinensische Volk" zu stoppen. Gleichzeitig sagte er alle Feiern zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan und dem dreitägigen Fest zum Fastenbrechen (Eid al-Fitr) ab.

Nach seit Tagen anhaltenden Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei in Jerusalem hatte Hamas Israel am Montag ein Ultimatum gestellt, bis um 18 Uhr alle Sicherheitskräfte vom Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, und aus dem Ostjerusalemer Stadtviertel Scheich Jarrah abzuziehen sowie alle in den jüngsten Unruhen festgenommene Palästinenser freizulassen. Nach Ablauf des Ultimatums wurden sieben Raketen auf Jerusalem geschossen.

In der Nacht wiederholte Hamas laut Berichten seine Drohungen gegen Israel. "Wenn Israel weiter angreift, werden wir Aschkelon zur Hölle machen", heißt es laut der Zeitung "Haaretz" in einer Stellungnahme des Sprechers des militärischen Flügels der Hamas. Im Süden des Landes sowie in mehreren Städten südlich von Tel Aviv wurde für Dienstag der Schulunterricht abgesagt.

In zahlreichen Städten Israels kam es unterdessen in der Nacht zu teils gewaltsamen Protesten. In der zentralisraelischen Stadt Ramle wurden Vandalimusakte auf mehrere Synagogen verübt. Auf dem Tempelberg in Jerusalem hielten die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei an. Medienberichten zufolge fing ein Baum neben der Al-Aksa-Moschee durch palästinensische Feuerwerkskörper Feuer. Schäden an der heiligen Stätte gab es keine. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds wurden am Montag 520 Palästinenser bei Ausschreitungen in der Jerusalemer Altstadt verletzt.

Israels Übergangsministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte ein hartes Vorgehen an. "Wir werden keine Angriffe auf unser Territorium, auf unsere Hauptstadt, auf unsere Bürger und unsere Soldaten hinnehmen. Wer uns angreift, wird einen hohen Preis zahlen", sagte er bei der zentralen Feier zum Jerusalemtag, mit dem Israel an die Annektierung Ostjerusalems im Sechstagekrieg (1967) erinnert.

Das israelische Außenministerium machte unterdessen die palästinensische Führung für die Gewalteskalation verantwortlich. Israel habe "jede Maßnahme ergriffen, um Konflikt oder Gewalt zu verhindern und Kultfreiheit zu erlauben", heißt es in einer Stellungnahme von Montagnacht.

Andrea Krogmann/KNA