Stromdiebstahl

Rebellischem Kardinal droht Anzeige

Ein Kurienkardinal muss wegen seines zivilen Ungehorsams zugunsten römischer Hausbesetzer juristische Folgen gewärtigen: Laut italienischen Medien erstattete der Netzbetreiber Areti Anzeige gegen Unbekannt, nachdem der Almosenmeister des Papstes, Kardinal Konrad Krajewski, am Wochenende einen gesperrten Stromanschluss eigenmächtig freigeschaltet hatte. Der Vorwurf lautet demnach auf Stromdiebstahl.

Krajewski sagte unterdessen der Tageszeitung "Corriere della Sera", er sei bereit, die Stromrechnung für die 500 Bewohner des Hauses zu übernehmen. Für die Motivation zu seiner Tat verwies er auf den letzten Blackout in Rom: "Für wenige Stunden fehlte das Licht, und es war ein Drama. Jetzt stelle man sich vor, was es heißt, sechs Tage ohne Strom zu sein."

Das Energieunternehmen der italienischen Hauptstadt hatte einen seit 2013 besetzten Wohnblock am 6. Mai wegen nicht bezahlter Rechnungen von der Versorgung abgehängt. Nachdem eine ultimative Forderung Krajewskis zur Beendigung der Sperre unerfüllt blieb, stieg der 55-jährige Kardinal am späten Samstagabend persönlich in den Verteilerschacht, entfernte die Sicherungsplomben und stellte den Strom wieder an.

Wie Krajewski dem "Corriere" weiter sagte, unterstützte der Vatikan die Hausbewohner, unter ihnen rund 100 Minderjährige, schon seit längerem mit medizinischer Hilfe und Lebensmitteln. Zwangsräumungen, Familien ohne Zuhause und Menschen, die kaum über die Runden kämen, seien in Rom eine Realität. Die erste Frage sei nicht die nach unbezahlten Rechnungen, sondern, wie es sein könne, dass Familien sich in solchen Situationen befänden, sagte der Kardinal.

KNA

13.05.2019 - Ausland , Ethik , Vatikan