Mehr Bezüge

Rentenanpassung fällt im Osten höher aus als im Westen

Deutlich mehr als erwartet: Rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland werden ab 1. Juli mehr Bezüge erhalten. Dann steigen in Westdeutschland die Renten um 5,35 Prozent und in Ostdeutschland um 6,12 Prozent, teilte das Bundesarbeitsministerium am Dienstag in Berlin mit Verweis auf Daten des Statistischen Bundesamts und der Deutschen Rentenversicherung mit.

Die turnusgemäße Erhöhung fällt demnach höher aus als erwartet. Der Sozialverband Deutschland (SovD) begrüßte die Entwicklung als "wichtiges Signal" in Krisenzeiten. Die Linkspartei hält die Erhöhung für unzureichend.

Grund für die höheren Renten ist nach Ministeriumsangaben eine verbesserte Einnahmesituation der gesetzlichen Rentenversicherung. Trotz der Krise betrage die relevante Lohnsteigerung 5,8 Prozent in den alten Ländern und rund 5,3 Prozent in den neuen Ländern. Insgesamt ergibt sich den Angaben zufolge eine Anhebung des Rentenwerts West von gegenwärtig 34,19 Euro auf 36,02 Euro und des Rentenwerts Ost von gegenwärtig 33,47 Euro auf 35,52 Euro.

Der aktuelle Rentenwert Ost steige entsprechend der gesetzlichen Angleichungsstufe auf 98,6 Prozent des aktuellen Rentenwerts West (bisher: 97,9 Prozent), teilte das Ministerium weiter mit. Damit falle die Rentenanpassung Ost höher aus, als sie es nach der tatsächlichen Lohnentwicklung Ost gewesen wäre.

"Ich freue mich, dass wir heute eine deutliche Rentenanpassung ankündigen können", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Das sei "eine gute Nachricht für die Menschen, die durch ihre Arbeit jahrelang den Laden am Laufen gehalten haben". Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen wie den steigenden Preisen oder der internationalen Krisenlage sei es wichtig, zu sehen, dass das Rentensystem funktioniere.

Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, verwies darauf, dass es für Rentner seit 2010 "ein deutliches Plus" gegeben habe. Im Westen seien die Standardrenten von 2010 bis 2020 um über 25 Prozent und im Osten über 37 Prozent gestiegen. "Der Anstieg lag damit deutlich über der Entwicklung der Inflation in diesem Zeitraum", betonte Roßbach.

Kritik am Nachholfaktor kam von SoVD-Präsident Adolf Bauer. Normalerweise wäre die Rentensteigerung noch höher ausgefallen. "Da die unterbliebene Rentenkürzung aus 2021 aber in diesem Jahr nachgeholt wird, ist die Rentensteigerung geringer ausgefallen. Wir halten die Reaktivierung des Nachholfaktors für falsch und lehnen sie daher ab", sagte Bauer.

Linken-Franktionschef Dietmar Bartsch beklagte, die Rentenerhöhung sein "nur ein Inflationsausgleich". Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte der Linken-Politiker: "Läuft es schlecht und steuert die Ampel bei den Energie- und Lebensmittelpreisen nicht gegen, kann diese Rentenerhöhung am Ende sogar eine faktische Minusrunde bedeuten." Er forderte, das Rentenniveau müsse "wieder auf lebensstandardsichernde 53 Prozent steigen - gerade angesichts der Preisexplosionen".

KNA

23.03.2022 - Deutschland , Finanzen , Senioren