Ruf zum Weltkindertag

Keine "moderne Sklaverei", mehr Rechte

Zum Weltkinder- und zugleich Weltelterntag am Pfingstmontag mahnen Politiker zu verstärktem Engagement in Deutschland und weltweit, um Benachteiligungen zu bekämpfen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte mehr Einsatz gegen Kinderarbeit und Hunger. "Kinder in den Flüchtlingscamps und Hungerregionen der Welt leiden wegen der Corona-Krise noch stärker als sonst", sagte Müller. Über eine Milliarde Kinder könnten nicht zur Schule gehen und viele verlören so die einzige warme Mahlzeit am Tag. Nahrungsmittelhilfen zum Überleben müssten verstärkt werden.

Der Minister betonte zudem, dass Kinder eine Zukunft bräuchten, deswegen sei es auch nicht länger einfach hinnehmbar, dass 70 Millionen Kinder in den Entwicklungsländern unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssten - "auch für unsere Konsumgüter. Das ist moderne Sklaverei. Sie schuften für Ressourcen wie Coltan, Kupfer oder Kobalt, ohne die kein Auto oder Computer bei uns hergestellt werden kann. Oder arbeiten für wenige Cent den ganzen Tag auf der Plantage für unseren Kaffee oder Bananen, statt in die Schule gehen zu dürfen", kritisierte Müller.

Er forderte ein Umdenken. "Deswegen setze ich mich gemeinsam mit vielen Hilfsorganisationen für faire Lieferketten und ein Verbot von Kinderarbeit ein. Jede und jeder kann dies unterstützen und zu fairen Produkten greifen oder Initiativen für Kinder unterstützen."

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, der 1. Juni solle daran erinnern, dass Kinder besondere Bedürfnisse hätten. "Wir müssen den Bedürfnissen der Kinder unsere volle Aufmerksamkeit widmen und unser Handeln daran ausrichten", sagte sie mit Verweis auf ihren Entwurf, um die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Lambrecht kritisierte, dass die Union diesen blockiere, und forderte eine breite gesellschaftliche Debatte über dieses Thema.

Der familienpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Grigorios Aggelidis, sagte zum Weltelterntag, diese seien "die wesentlichen Helden unserer Welt". "Denn sie tragen die Hauptlast in normalen Zeiten und auch in Krisenzeiten. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft und Eltern legen die Grundlage dafür. Sie sind systemrelevant", sagte er.

Aggelidis kritisierte Versäumnisse des Staates in der Corona-Pandemie, wodurch Eltern viele Aufgaben aufgebürdet worden seien. Für die Zukunft brauche es eine krisenfeste Infrastruktur: "Dazu gehört unter anderem der digitale Zugang zu Bildung, bessere Familienberatung und Lohnfortzahlung im Pandemiefall. Kurzum ein Chancenpaket für die gesamte Familie", sagte er. "Viele in Gesellschaft und Politik vergessen aber allzu oft, dass auch die Eltern ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind und Leistungsträger mit Berufen und eigenen Bedürfnissen, mit eigenen Rechten und Ansprüchen", betonte der FDP-Politiker.

01.06.2020 - Bildung , Familie , Kinder