Nach Mord an zwei Priestern

Scharfe Kritik von nigerianischem Bischof an Präsident Buhari

Der nigerianische Bischof Wilfred Chikpa Anagbe ist mit der Regierung von Präsident Muhammadu Buhari hart ins Gericht gegangen. In der Krise zwischen umherziehenden Viehhirten des Volks der Fulani und der Dorfbevölkerung unterstütze Buhari mutmaßliche Täter, kritisierte der 53-Jährige am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Makurdi. Es habe bisher weder Verhaftungen gegeben noch seien die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen worden, so der Geistliche.

Am Dienstag wurden zwei katholische Priester beigesetzt, die am 24. April während eines Gottesdienstes im Bundesstaat Benue vermutlich von Angehörigen der muslimischen Fulani erschossen worden waren. Die katholischen Bischöfe riefen landesweit zu Trauergottesdiensten und zum friedlichen Protest auf.

Der Bischof von Makurdi forderte den Staatschef auf, Verantwortung für alle 200 Millionen Nigerianer zu übernehmen und nicht bloß die Interessen bestimmter Gruppen zu vertreten. „Er wurde nicht gewählt, weil er Muslim ist, sondern weil wir fanden: Er ist glaubwürdig“, sagte Anagbe. „Wir wollen keine fadenscheinigen Entschuldigungen von ihm.“

Zudem äußerte sich Anagbe zu den Ursachen für die seit Jahren anhaltenden Ausschreitungen in Zentralnigeria, die als Konflikt zwischen den Bauern und dem Fulani-Viehhirtenvolk bekannt wurden. Anfangs handelte es sich um einen Ressourcenkonflikt um knapper werdendes Land. Das beanspruchen einerseits die Farmer, um Ackerbau zu betreiben, andererseits aber auch die muslimischen Fulani-Hirten für sich. „Wenn es wirklich um Weideland geht, warum brennen sie Häuser und Kirchen nieder und warum töten sie Kinder, die gerade zwei Jahre alt sind?“, gab Makurdis Bischof zu bedenken. „Für mich ist es ein Invasionskrieg mit einer muslimischen Agenda. Das ist meine Interpretation.“

Die Trauerfeier für die beiden Priester in Makurdi fand unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zu den Teilnehmern gehörten zahlreiche Vertreter der katholischen Bischofskonferenz des Landes. Während der Zeremonie übte Kardinal John Onaiyekan deutliche Kritik an Nigerias Regierung. „Wenn wir nicht einmal mehr an den Orten, an denen wir beten, sicher sind, wo sollen wir dann noch sicher sein“, sagte er am Dienstagmittag vor Tausenden Menschen. „Wir haben jedes Recht, auf jene wütend zu sein, die für die Taten verantwortlich sind, aber auch auf jene, die die Mörder unterstützen. Wir haben auch jedes Recht, gegen jene zu protestieren, deren Aufgabe es ist, uns zu schützen“, so der Erzbischof von Abuja.

Der Mord an den Priestern markiert einen neuen Höhepunkt der Ausschreitungen in Zentralnigeria. Allein seit Jahresbeginn sind mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Befördert wird der Konflikt laut Beobachtern durch eine hohe Zirkulation von Kleinwaffen in der Region.

KNA

23.05.2018 - Ausland , Weltkirche