"Stärkung der Identität"

Schuster wirbt zum jüdischen Neujahrsfest für Zusammenhalt

Vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zum Zusammenhalt aufgerufen. "Gerade angesichts der Angriffe auf die Demokratie, die wir in unserem Land vermehrt erleben, angesichts rauer politischer Debatten und einer wachsenden Zahl radikaler Kräfte sind der Zusammenhalt und die Stärkung der Identität der jüdischen Gemeinschaft dringend notwendig", schreibt Schuster in der "Jüdischen Allgemeinen" (Donnerstag). Dann könnten Juden selbstbewusst und auf Augenhöhe mit anderen Gruppen in Dialog treten. "Dann werden wir gehört", betont der Zentralratspräsident.

Das Neujahrsfest beginnt am Montagabend und endet am Mittwoch. Für Juden beginnt dann das Jahr 5782 nach Erschaffung der Welt. Schuster blickt nach vorn auf die Bundestagswahl am 26. September, die spannend sei wie lange nicht. "Wir wollen deutlich machen, dass wir hier in Deutschland ganz selbstverständlich unseren Platz haben." Trotz aller Ungewissheiten, steigender Judenfeindschaft sowie des Aufschwungs von Verschwörungsmythen sollten Juden Schuster zufolge nicht verzagen, sondern gestärkt ins neue Jahr gehen.

Der Jahreswechsel fällt auch in das laufende Festjahr zu "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Er habe eine "solch überwältigende Resonanz landauf, landab" nicht erwartet, schreibt Schuster. "Jüdisches Leben rückt neu ins Bewusstsein unserer Gesellschaft - in all seinen Facetten, mit seiner reichen Geschichte, mit seiner faszinierenden Gegenwart."

Am Mittwoch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Grußbotschaft zu Rosch Haschana beklagt, dass in der Corona-Pandemie "schlimmste antisemitische Verschwörungsmythen" neuen Aufwind erfahren hätten. "Es schmerzt mich und macht mich zornig, dass antisemitischer Hass und judenfeindliche Hetze sich so offen zeigen - ausgerechnet in Deutschland." Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 habe zu keiner Wende geführt. Es sei die Pflicht von Staat und Gesellschaft, Hass entgegenzutreten.

Der Bundespräsident äußerte sich zugleich dankbar für die vielen Veranstaltungen, die in diesem Jahr an 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland erinnern: "Es gibt so unendlich viel zu entdecken und wiederzuentdecken: Juden haben die deutsche Geschichte mitgeschrieben und mitgeprägt, haben unsere Kultur zum Leuchten gebracht."

KNA