Debatte über Tests in der Pflege

Spahn blickt auf Weihnachten

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich vorsichtig mit Blick auf die Entwicklung der vierten Pandemie-Welle. Ob es auch 2021 wieder ein Weihnachten in kleinem Kreis geben könnte, entscheide sich in den nächsten Wochen, sagte er den ARD-Tagesthemen (Donnerstag). Für Geimpfte und Genesene werde es jedoch keine Einschränkungen geben. Es sei durch die Impfungen "jetzt viel mehr Alltag möglich als sonst bei diesen Inzidenzen", so der Minister. "Ich kann ihnen noch nicht sagen, wie das wird an Weihnachten."

In der Debatte um neue Corona-Regeln, Impfungen in Alten- und Pflegeheimen sowie Auffrischungsimpfungen dringt Spahn auf eine Testpflicht. Es sei ihm unverständlich, dass Menschen, die mit Kranken und Pflegebedürftigen arbeiten, wenn sie sich selbst nicht impfen lassen, "diese ja auch unnötig ein Stück ins Risiko bringen". Er wolle dafür werben, dass eine Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen per Bundesgesetz eingeführt werde.

Bei einer allgemeinen Impfpflicht sei er "sehr zurückhaltend", auch weil er erlebe, "dass da viele Spannungen in der Gesellschaft sind beim Thema Impfen", so Spahn weiter. Er wolle für alle Auffrischungsimpfungen anbieten.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warnt angesichts der vierten Pandemie-Welle vor einem "etwas kritischeren" Herbst und Winter. "Weil wir das Gefühl haben - bei den Geimpften -, dass die Pandemie vorbei ist, was sie ja im Grunde auch ist", sagte er der Deutschen Welle (Donnerstag). "Aber wir sehen auch deutlich, dass Geimpfte sich infizieren und auch das Virus weitergeben können. Damit haben wir die Problematik, dass wenn diese Gruppe glaubt, sie ist nicht mehr Teil dieser Pandemie, wir sehr viel mehr unvorhersehbare Ausbrüche bekommen können."

Streeck sagte: "Wir testen nicht mehr, darum finde ich Regeln wie 2G relativ gefährlich. Im letzten Herbst und Winter hat uns das Testen sehr gut geholfen." Auch jetzt müsse man sowohl bei Geimpften wie Ungeimpften auf Tests setzen und sich wieder stärker auf die Alten- und Pflegeheime konzentrieren.

Patientenschützer fordern ein Anrecht der Bürger auf kostenlose medizinische Kontrolle ihrer Immunität gegen das Virus. "Ein gesetzlicher Anspruch für alle Versicherten zur Überprüfung des Immunstatus ist überfällig. Das kann auch viele Impfskeptiker überzeugen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). Darüber hinaus bemängelte Brysch das Fehlen medizinischer Grenzwerte, "ab wann eine dritte Impfung notwendig ist".

In der Debatte um eine Impfpflicht für Pflegekräfte sprach sich Brysch erneut gegen eine solche Maßnahme aus. Grund sei, "dass sich auch Geimpfte und Genesene mit Corona infizieren und das Virus unbemerkt an die Pflegebedürftigen weitergeben" könnten. Daher brauche es vielmehr eine bundesweit geltende tägliche Testpflicht für Personal und Besucher in den Pflegeheimen.

Ähnlich äußerte sich die Präsidentin des Berufsverbands für Pflegeberufe. "Der Diskussion über eine Impfpflicht der beruflich Pflegenden fehlt aus unserer Sicht noch immer eine gute Datenlage", sagte Christel Bienstein den Funke-Zeitungen. "Eine Impfpflicht nur für die beruflich Pflegenden lehnen wir auf dieser Basis ab."

KNA

05.11.2021 - Corona , Impfung , Weihnachten