Wichtige Debatte

Spahn sieht positiven Trend bei Organspende

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zum Tag der Organspende einen positiven Trend bei dem schwierigen Thema begrüßt. "Die Aufmerksamkeit für die Organspende ist so groß wie nie", sagte Spahn am Freitag in Berlin. Im ersten Quartal des Jahres seien deutlich mehr Organe gespendet und mehr Spendenausweise bestellt worden. Auch während der Corona-Pandemie würden weiter Organe gespendet.

Spahn nannte die breite gesellschaftliche Debatte über eine Neuregelung der Organspende als Hauptgrund für die erhöhte Aufmerksamkeit. Im Januar hatte der Bundestag entschieden, dass für eine Organspende weiterhin die vorab dokumentierte Zustimmung des Spenders - und ersatzweise die der Angehörigen - nötig ist. Das in vielen anderen europäischen Staaten eingeführte Modell einer Widerspruchslösung wurde abgelehnt. Dieses sieht vor, dass jeder Bürger Spender ist - außer, er hat widersprochen.

Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, sagte, dass Deutschland mit Blick auf die Transplantationsmedizin bislang mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen sei. In den ersten fünf Monaten sei die Zahl der Organspender im Vorjahresvergleich um acht Prozent auf 410 gestiegen, sagte Rahmel. Im Januar und Februar habe es im Vorjahresvergleich sogar einen Zuwachs von rund 30 Prozent gegeben. Auch das grundsätzliche Interesse an der Organspende sei deutlich gewachsen. Von Januar bis Ende April sind den Angaben nach rund 2,23 Millionen Organspendeausweise bestellt worden. Das entspricht einem Anstieg von 33 Prozent.

Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt betonte, alle seien aufgerufen, die Informationsangebote zur Organspende zu nutzen und die persönliche Einstellung zu dokumentieren. Der Tag der Organspende findet am Samstag bundesweit und erstmals online statt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte die gestiegenen Zustimmungswerte zur Organspende. "Mehr Transparenz und fachkundige Aufklärung werden weiterhin notwendig sein", erklärte Vorstand Eugen Brysch. "Deshalb war es richtig, dass sich der Bundestag gegen die Widerspruchslösung und für die Zustimmungslösung entschieden hat. Dieser Weg wird mittlerweile von 60 Prozent der Bürger begrüßt."

Laut einer Umfrage der Krankenkasse Barmer stehen deutlich mehr Menschen als im Vorjahr einer Organspende positiv gegenüber. Danach erklärten 32 Prozent, dass sie bestimmt zur Organspende bereit sind. Ein Jahr zuvor waren es mit 23 Prozent deutlich weniger. Zugleich sank die Zahl derer, die eine Organspende bestimmt ausschließen, von 16 Prozent auf neun Prozent. Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren zeigen mit 43 Prozent eine höhere Bereitschaft zur Organspende.

Zugleich sehe man vor allem bei den Älteren, dass der Organspende-Skandal nachwirke, erklärte die Barmer. So habe unter den 16- bis 25-Jährigen jeder Fünfte bestätigt, dass durch den Skandal sein Vertrauen gesunken sei. Bei den Befragten zwischen 51 und 64 Jahren sei dieser Wert doppelt so hoch.

KNA

05.06.2020 - Gesellschaft , Organspende , Politik