Erstes Treffen

Start der Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Im Bistum Trier kann die institutionelle Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch starten. Die sieben Mitglieder der Aufarbeitungskommission kamen am Wochenende für ein erstes Treffen zusammen. Zum kommissarischen Sprecher bestimmten die Mitglieder den Juristen und früheren rheinland-pfälzischen Justizminister Gerhard Robbers. Die Kommission widme sich mit großem Einsatz und einem besonderen Blick für die Betroffenen der Arbeit, betonte Robbers.

Die erste Arbeitssitzung sei für Anfang August geplant, sagte der Jurist. Zu den ersten Aufgaben zähle beispielsweise, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und die Arbeitsweise zu organisieren. Auch könne überlegt werden, ob die Kommission bestimmte Bereiche an weitere Stellen oder Beauftragte abgeben werde. Zudem soll ein Vorsitzender oder eine Vorsitzende gewählt werden.

Bischof Stephan Ackermann sagte, die Kommission helfe hoffentlich dabei, der Kirchen- und Glaubensgeschichte im Bistum und der Wahrheit, so schmerzlich sie sei, "ehrlich ins Gesicht zu schauen". Er betonte weiter, dass das Gremium unabhängig handeln könne und er die Arbeit unterstützen werde: "Die Kommission bekommt vollen Zugang zu den Akten", sagte Ackermann, der auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Die katholische Kirche in Deutschland hatte 2020 mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung Kriterien zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch vereinbart. Auf dieser Basis soll es in allen 27 Bistümern eine Aufarbeitungskommission geben. Im Bistum Trier sind für den Aufarbeitungsprozess sechs Jahre vorgesehen. Die Kommission soll jährliche Zwischenberichte geben. Die Mitglieder sind zunächst für drei Jahre ernannt.

Ackermann teilte mit, er habe das Gremium gebeten, drei Fälle besonders in den Blick zu nehmen: Die Ära des früheren Trierer Bischofs Bernhard Stein (1904-1993), der von 1967 bis 1980 Trierer Bischof war, den Fall Freisen im Saarland, sowie den Fall einer erwachsenen Frau, die unter dem Pseudonym Karin Weißenfels von geistlich-sexuellem Missbrauch durch einen Priester und dessen mutmaßlichen Komplizen berichtet.

Der Kommission gehören die Psychologin Petra Hank und der Historiker Lutz Raphael an. Die saarländische Landesregierung benannte Herbert Heyd, der im Sozialministerium arbeitete, die rheinland-pfälzische Landesregierung Robbers (SPD). Weiteres Mitglied ist die Direktorin des Trierer Bistumsarchivs, Monica Sinderhauf. Für den Betroffenenbeirat sind Uwe Christoffer und Karl-Horst Wirz in der Aufarbeitungskommission.

KNA

29.06.2021 - Aufarbeitung , Bistum , Missbrauch