Diplomatenempfang im Schloss Bellevue

Steinmeier und Nuntius werben für internationale Zusammenarbeit

Angesichts der jüngsten Eskalation im Nahen Osten wirbt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr internationale Zusammenarbeit. „Ich hoffe, dass das Erschrecken über die Eskalation der letzten Tage und die katastrophalen Folgen einen Impuls zum Umdenken gibt, zurück zum mühsamen, harten, aber so notwendigen Versuch, Vertrauen aufzubauen“, sagte er am Montag in seiner Neujahrsansprache vor dem Diplomatischen Korps in Berlin. US-Botschafter Richard Grenell nahm unterdessen nicht am Empfang teil.

Er sei „tief besorgt über den Abgrund und die unabsehbaren Folgen einer Entwicklung, in der Staaten nichts mehr geben auf den Geist der Verständigung und der gemeinsamen Verantwortung“, erklärte das deutsche Staatsoberhaupt im Schloss Bellevue. Staaten vereinbarten in aller Regel unvollkommene Kompromisse, aber jede Vereinbarung, die trage, schaffe Vertrauen und biete Chancen für mehr.

Steinmeier erinnerte in seiner Rede an das Kriegsende vor 75 Jahren. Dem Andenken an Millionen Tote des Zweiten Weltkriegs „werden wir nur gerecht werden, wenn wir die Aufgabe erkennen und annehmen, die uns die Erinnerung an sie für unsere Gegenwart aufgibt“, sagte er. Es gelte, „für unser freiheitliches und demokratisches Gemeinwesen zu werben und zu kämpfen, das Recht zu wahren, den Rechtsstaat zu schützen“ und „die Würde des Menschen auch heute und in Zukunft zum Maßstab politischen Handelns zu machen“.

Europa müsse nach schwierigen Jahren die Chancen für einen neuen Aufbruch ergreifen, mahnte der Bundespräsident. Der von der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angestoßene Green New Deal biete eine solche Chance. Europa habe die Möglichkeiten, beim Kampf gegen den Klimawandel Vorreiter globaler Lösungen zu werden.

Der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, sprach sich ebenfalls für mehr internationale Zusammenarbeit aus. „Je größer die Probleme werden, umso mehr braucht es die gemeinsame Anstrengung der Völker, Staaten, Institutionen und Religionen, mit einem Wort: der ganzen internationalen Gemeinschaft“, sagte der Doyen des Diplomatischen Korps. „Die grundlegende Herausforderung bleibt der Friede.“ Die Zahl der Kriege und der terroristischen Gruppen sei erschreckend.

Zudem werde der Klimawandel „immer mehr zu einem der drängendsten Probleme der Menschheit“, sagte Eterovic weiter. „Leider entsprechen die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft nicht den Erwartungen und dem offensichtlich Notwendigen“, kritisierte der Nuntius.

Eng verbunden mit dem fehlenden Frieden und dem Klimawandel sei auch die Frage der internationalen Migration. Die internationale Gemeinschaft sei aufgerufen, dieser Herausforderung auf menschliche Weise zu begegnen, sagte Eterovic. „Jeder der Migranten ist ein Mensch, eine Person, die Respekt verdient.“ Daher müsse das Mögliche getan werden, um „Migranten aus den Flüchtlingslagern zu befreien“, sie vor Gewalt zu schützen und „den Spekulationen von sogenannten Flüchtlingshelfern zu entreißen“.

KNA

13.01.2020 - Flüchtlinge , Konflikt , Politik