Konfessioneller Grenzgänger

Theologe Klaus Berger mit 79 Jahren verstorben

Klaus Berger, Heidelberger Theologe und konfessioneller Grenzgänger, ist am Montag im Alter von 79 Jahren gestorben. Er galt als einer der profiliertesten Bibelexperten.

Von 1974 bis 2006 lehrte er als Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni Heidelberg. Zugleich betonte er, immer katholisch geblieben zu sein. Einige seiner rund 80 Bücher - etwa zur Jesusforschung - wurden Bestseller.

Wie Bergers Frau Christiane Nord der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, schlief der Theologe "an dem Ort, an dem er am Liebsten war, seinem Schreibtisch, friedlich ein". Das Ehepaar war demnach gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, Anzeichen einer Erkrankung gab es nicht.

Der Theologe hatte auch nach seiner Emeritierung bundesweit Vorträge gehalten. Immer wieder kritisiert er eine aus seine Sicht immer weiter fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft.

Statt Zeitströmungen nachzugeben, forderte Berger zur Rückbesinnung auf Frömmigkeit und Jesusnachfolge auf. Entschieden wandte er sich gegen eine bloß historisch-kritische Bibelauslegung. Die Heilige Schrift müsse auch als spiritueller Text gelesen werden.

2005 sorgte der Streit um die Konfessionszugehörigkeit für Wirbel: Obwohl Berger evangelische Theologie lehrte, gab er vor seiner Emeritierung an, nie aus der katholischen Kirche ausgetreten zu sein und sich immer als "ein in der evangelischen Kirche lebender Katholik" verstanden zu haben. Kritiker warfen ihm Unredlichkeit vor.

Berger wurde vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er im Dezember 2019 den Augustin-Bea-Preis der Internationalen Stiftung Humanum. Der mit 30.000 Schweizer Franken (27.000 Euro) verbundene Preis wird für "hervorragende Verdienste um den Frieden und den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft und um die Verwirklichung einer größeren sozialen Gerechtigkeit" verliehen.

Berger wurde 1940 in Hildesheim geboren. Ab 1977 wirkte er dort an der Evangelisch-Theologischen Fakultät. Zuvor hatte er in den Niederlanden gelehrt. Zu seinen Werken gehören die "Theologiegeschichte des Urchristentums" (1994) sowie ein zweibändiger Kommentar zur "Apokalypse des Johannes" (2017).

KNA

09.06.2020 - Medien , Personalien , Theologie