Papst ruft zum Gebet auf

Tote und vermisste Bootsflüchtlinge im Mittelmeer

Nach den jüngsten Tragödien auf dem Mittelmeer mit insgesamt rund 170 vermissten oder toten Migranten hat Papst Franziskus zum Gebet für die Opfer aufgerufen. Zugleich mahnte er am Sonntag, auch an diejenigen zu denken, "die Verantwortung tragen, an dem was geschehen ist".

In der von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegebenen Zeitung "Avvenire" hieß es, die Migranten seien ertrunken "in totaler Gleichgültigkeit vonseiten derer, die handeln müssten und nichts tun, oder ein Eingreifen verhindern."

Laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren zum Wochenende 53 Migranten bei einem Bootsunglück zwischen Marokko und Spanien ertrunken. Weitere 117 werden seit Freitagnachmittag vermisst, als vor der libyschen Küste ein Flüchtlingsboot kenterte. Laut Angaben der italienischen und der libyschen Küstenwache befanden sich an Bord dieses Bootes lediglich zwischen 25 und 50 Menschen.

Das Flüchtlingshilfswerk erklärte dazu, es gebe bisher keine Möglichkeit zu einer unabhängigen Überprüfung der Zahlen. Die Angaben beziehen sich auf die Aussagen der drei einzigen Überlebenden des Unglücks.

Diese erhoben schwere Vorwürfe. Mehrere Stunden lang habe es keine Hilfe gegeben. Die italienische Küstenwache teilte dagegen mit, sie habe den internationalen Regeln entsprechend gehandelt, die zuständigen Kollegen in Libyen informiert und dabei ihre Unterstützung angeboten. Auch ein Hilfsangebot der deutschen Seenotrettungsorganisation Sea-Watch sei weitergeleitet worden.

Unterdessen berichteten italienische Medien von einem weiteren vor der libyschen Küste in Seenot geratenen Flüchtlingsboot mit rund 100 Menschen an Bord. "Sea-Watch" warte auf Angabe eines sicheren Hafens, um 47 am Samstag in der Nähe der libyschen Hafenstadt Zuwara gerettete Migranten übergeben zu können. Ein Kontakt mit der libyschen Küstenwache sei nicht möglich.

UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi betonte, es gelte, jede Anstrengung zu unternehmen, "um die Leben derer zu retten, die im Meer in Gefahr sind".

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella äußerte "tiefes Beileid angesichts der Tragödie auf dem Mittelmeer". Ministerpräsident Giuseppe Conte zeigte sich "schockiert". Italiens Innenminister Matteo Salvini bekräftigte, dass italienische Häfen für aus Seenot gerettete Migranten weiter geschlossen seien. "Sea-Watch" könne die Migranten nach Hamburg bringen.

Man müsse sich die Frage stellen, "ob nicht auch politische Maßnahmen solche Tragödien verursachen", sagte der Leiter des von Jesuiten betriebenen Centro Astalli in Rom, Camillo Ripamonti, dem katholischen Pressedienst SIR. Oberstes Ziel müsse sein, eine "würdige Aufnahme" zu garantieren, so der Jesuit.

KNA

21.01.2019 - Ausland , Flüchtlinge , Papst