Explosion während Gottesdienst

Trauer nach Bombenanschlag auf philippinische Kirche

Kirche und Menschenrechtler haben den Anschlag gegen eine Kathedrale auf der philippinischen Insel Mindanao scharf verurteilt. Bei dem Attentat am Sonntagmorgen wurden 27 Menschen getötet und 77 verletzt. Laut Medienberichten explodierte während eines Gottesdienstes in Jolo in der Provinz Sulu eine Bombe; ein zweiter Sprengkörper detonierte kurz darauf auf dem Parkplatz vor der Kathedrale "Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel". Beobachter gehen von islamistischen Tätern aus. Als Motiv wird das Referendum zur Schaffung einer Autonomieregion für Muslime auf Mindanao vermutet, die einige islamistische Terrororganisationen ablehnen.

Die philippinische Bischofskonferenz verurteilte den Anschlag als "Terrorismus". Deren Vorsitzender Erzbischof Romulo Valles sprach den Betroffenen sein Beileid aus. An die Christen appellierte er, zum "Beginn der Phase des Friedensprozesses" durch die Schaffung der autonomen muslimischen Region auf Mindanao "Hand in Hand mit dem friedliebenden Muslimen und den Ureinwohnern gegen gewaltsamen Extremismus vorzugehen", hieß es am Sonntag in Manila.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick äußerte "tiefes Entsetzen" über den Anschlag. Er bete für jene, "die grausam aus dem Leben gerissen wurden", und deren Angehörige, erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag am Rande des Weltjugendtags in Panama.

Mit dem Abkommen BOL (Bangsamoro Organic Law), das die philippinische Regierung und die muslimische Rebellenorganisation MILF ausgehandelt hatten, habe sich "nach Jahrzehnten gewaltsamer Auseinandersetzungen endlich ein Horizont der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung in dieser Region aufgetan", sagte Schick. "Gemeinsam mit der Kirche in Mindanao bete ich, dass der Friedensprozess durch die Gewalttat nicht in Gefahr gerät."

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilte das Attentat als "Anschlag auf den Frieden zwischen Christen und Muslimen". Um jeden Preis wollten islamistische Extremisten ihre Rückzugs- und Ausbildungsbasen im Süden der Philippinen verteidigen und scheuten dabei auch nicht vor Gewalt gegen Gläubige zurück, erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen. Mit dem Terrorangriff wollten sie ihre Ablehnung einer muslimischen Autonomieregion unterstreichen. Unter den Toten seien 20 Zivilisten und sieben Sicherheitskräfte.

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte verurteilte die Anschläge als "gottlosen" Akt. Die Täter würden "gnadenlos" zur Strecke gebracht, versprach er über seinen Sprecher.

Sulu im Süden von Mindanao ist eine Hochburg der islamistischen Terrorgruppe Abu Sajaf, die enge Verbindungen mit den Terroristen von Al Kaida sowie der Terrormiliz "Islamischer Staat" unterhält. Seit dem Jahr 2000 waren auf die Kathedrale von Jolo laut Medienangaben zehn Anschläge verübt worden, von denen die meisten vermutlich auf das Konto von Abu Sajaf gingen. Nach Angaben der Wahlkommission vom Freitag stimmten rund 1,7 Millionen Menschen für die Autonomie, 250.000 dagegen.

KNA