Trauer um Kardinal Lehmann

Ein Brückenbauer der Kirche

Kardinal Karl Lehmann ist tot. Der langjährige Bischof von Mainz und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz starb am frühen Sonntagmorgen in seinem Haus in Mainz. Der 81-Jährige hatte seit September mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung gekämpft. Vertreter von Kirchen und Politik würdigten ihn als prägende Gestalt der katholischen Kirche. Auch der Zentralrat der Juden und der Zentralrat der Muslime lobten Lehmanns Engagement für Versöhnung und Dialog.

Fast 33 Jahre lang, von 1983 bis zum Rücktritt an seinem 80. Geburtstag am 16. Mai 2016, war Lehmann Bischof von Mainz. Von 1987 bis 2008 leitete er die Bischofskonferenz. 2001 erhob ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal.

Lehmann wird am 21. März in der Bischofsgruft des Mainzer Doms beigesetzt. Ab Dienstag soll der Verstorbene in der Mainzer Seminarkirche aufgebahrt werden. Dort können Trauernde Abschied nehmen. Der Sarg Lehmanns werde dann am 21. März in einem Trauerzug durch die Mainzer Innenstadt zum Dom überführt, teilte das Bistum mit. Am Sonntag um 14.30 begann die tiefste Glocke des Mainzer Doms – die Martinus-Glocke – mit einem 30-minütigem Totengeläut für den Kardinal.

Der amtierende Mainzer Bischof Peter Kohlgraf würdigte seinen Amtsvorgänger in einer sehr persönlichen Erklärung. „Mit Kardinal Karl Lehmann verlieren wir wirklich eine große Persönlichkeit, einen großen liebenswerten Menschen“, sagte er vor Journalisten. Die Reaktionen in der vergangenen Woche, als das Bistum über den kritischen Gesundheitszustand Lehmanns berichtet hatte, seien „überwältigend“ gewesen. Lehmann sei „gut vorbereitet und in innerem Frieden“ gestorben. Der Kardinal habe zudem ein „geistliches Testament hinterlassen“. Über dessen Inhalt könne er im Moment noch nichts sagen, so Kohlgraf.

Lehmann, im schwäbischen Sigmaringen geboren, erlebte als Assistent des Theologen Karl Rahner das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) und lehrte als Theologieprofessor zunächst in Mainz, später in Freiburg, bevor er mit 47 Jahren Bischof von Mainz wurde.

Die Deutsche Bischofskonferenz würdigte ihn als einen „großen Theologen, Bischof und Menschenfreund“. Der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, erklärte: „Es ging ihm immer wieder um die Frage, wie eine menschendienliche und zugleich traditionsverpflichtete Kirche beschaffen sein sollte.“ Lehmann sei ein katholischer Weltbürger und überzeugter Europäer gewesen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte, mit seiner Offenheit sei es Lehmann gelungen, die Kirche in schweren Zeiten zusammenzuhalten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete den Kardinal als einen „Mann klarer Worte, der bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz auch die politische Kontroverse nicht scheute“. Steinmeier betonte, der ökumenische Dialog habe dem Kardinal immer am Herzen gelegen. „Dass er dabei nicht nur den eigenen Kräften vertraut hat, sondern auch mit der Gnade Gottes rechnete, merkten die Menschen, die ihm begegneten.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel charakterisierte Lehmann als Menschen mit bodenständiger Lebensfreude und großer intellektueller Kraft. Er sei „ein begnadeter Vermittler, zwischen den deutschen Katholiken und Rom, im Geist der Ökumene zwischen den christlichen Kirchen, genauso aber zwischen Christen und den Gläubigen anderer Religionen“ gewesen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte Lehmann als ermutigendes Beispiel für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verwies auf die europäischen Verdienste des Kardinals. Zeit seines Lebens habe er Brücken der Menschlichkeit und der Solidarität in und für Europa gebaut. Viel habe er so dazu beigetragen, Ost und West zusammenzubringen, auch im Dialog mit Polen.

KNA

12.03.2018 - Bischöfe , Deutschland