Experten mahnen zu Sachlichkeit

Union streitet über Islam

In der Union geht der Streit über den Umgang mit dem Islam weiter. „Ich werde meine Politik nicht um ein Jota ändern“, bekräftigte Horst Seehofer (CSU) im „Spiegel“ (Samstag). Zugleich zeigte sich der Bundesinnenminister verärgert über Angela Merkel (CDU). Es sei vollkommen unnötig gewesen, ihm öffentlich zu widersprechen.

Die Bundeskanzlerin hatte in ihrer Regierungserklärung Seehofers These in Zweifel gezogen, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Weil inzwischen Millionen Muslime in Deutschland lebten, sei auch deren Religion Teil des Landes, so Merkel.

CSU-Generalsekretär Markus Blume stellte sich im „Spiegel“ hinter Seehofer. „Wir werden bei der Islam-Debatte nicht lockerlassen“, so Blume. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung vertrete die Überzeugung, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre.

Der CDU-Vize Armin Laschet sprach sich unterdessen für eine staatliche Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft aus. Es brauche derartige Regeln in einer zunehmend säkularen Gesellschaft. „Dazu gehört eine Klärung des Verhältnisses zum Staat, so wie wir es mit den christlichen Kirchen seit Langem haben“, sagte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag).

Islam-Experte Ahmad Mansour mahnte eine „ehrliche Debatte um Glaubensinhalte, Strukturen und die Zukunft des Zusammenlebens“ an. Mit einer Übernahme von AfD-Positionen werde es allerdings nicht gelingen, rechte Wähler zurückzugewinnen, sagte Mansour der „Welt“ (Freitag). „Wer AfD-Wähler zurückgewinnen will, muss die Ängste der Menschen ernst nehmen - und diese nicht populistisch für seine Zwecke nutzen.“

Der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, nahm Christen und Muslime in Deutschland in die Pflicht. Alle Akteure sollten „unsere eigenen Kulturen, unsere eigenen Religionen, unsere eigene Geschichte und damit uns selbst ernster nehmen“, schreibt Khorchide in einem Gastbeitrag für die „Rheinische Post“ (Freitag). Dies sei „der erste Schritt, um mehr Bereitschaft aufzubringen, sich dem Anderen zu öffnen“.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wandte sich „entschieden“ gegen eine pauschale Verurteilung des Islam und der Muslime. „In den gegenwärtigen Debatten darüber, welche Religion zu Deutschland gehört und welche nicht, werden zunehmend gewalttätige Extremisten, die den Islam für ihre Zwecke missbrauchen, mit den in Deutschland friedlich lebenden Muslimen und vor Gewalt und Terror geflüchteten Menschen gleichgesetzt“, kritisierte ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

KNA

23.03.2018 - Deutschland , Politik