Staat und Kirche müssen zusammenarbeiten

Vatikan-Konferenz: Moderne Sklaverei gibt es in jedem Land

Menschenhandel und moderne Sklaverei sind wesentlich weiter verbreitet als bisher angenommen, auch in wohlhabenden Ländern. Das ist eines der Ergebnisse beim fünften Treffen der "Santa-Marta-Group" am Donnerstag und Freitag in Rom. Weltweit seien rund 42 Millionen Menschen davon betroffen, so der Vorsitzende der Gruppe, Kardinal Vincent Nichols, am Freitag in Rom.

Zudem seien nahezu alle Länder sowohl Herkunfts- wie Zielorte von Menschenhandel. Um gegen dieses weltweite Verbrechen besser vorgehen zu können, brauche es regionale Kooperationen zwischen Behörden, Kirchen, Menschenrechtsgruppen und Unternehmen.

Der von Papst Franziskus initiierten Gruppe gehören Verantwortliche von Polizei, Justiz, Kirche und anderen Organisationen aus mehr als 30 Ländern an. Bei seiner Begegnung mit den über 130 Mitgliedern der Gruppe am Freitag forderte der Papst dazu auf, die Opfer im Blick zu behalten und sie bei ihrem oft schwierigen Weg aus der Sklaverei zu begleiten. Zudem gelte es, die Rolle von Technologien und Wirtschaftswachstum kritisch zu untersuchen.

Im Gespräch mit Journalisten zeigte Nichols sich besonders beeindruckt von dem gegenseitigen Vertrauen, dass inzwischen in der Gruppe gewachsen sei. Um voneinander lernen und bessere Strategien entwickeln zu können, sei es nötig, auch von Misserfolgen und Versagen zu berichten. Gestiegen sei das weltweite Bewusstsein für das Problem, wie sowohl Berichte aus Mosambik und Nigeria als auch aus Polen und den Niederlanden gezeigt hätten.

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, der für die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in Rom teilnahm, erklärte: "Um Menschenhandel wirksam zu verhindern und den Opfern zu helfen, müssen staatliche, kirchliche und zivilgesellschaftliche Akteure eng zusammenarbeiten - einer allein kann dieser Aufgabe nicht gerecht werden."

Laut John Studzinski von der US-amerikanischen Investmentgruppe Blackstone haben Menschenhandel und moderne Sklaverei vor allem seit der Finanzkrise 2008 zugenommen. Durch das Auslagern ganzer Tätigkeitsbereiche und Produktionsketten verlören Unternehmen den Überblick über ihre Lieferketten. In den Strukturen vielfach gestaffelter Subunternehmen seien heute viele Menschen unter unwürdigen, unfreien und gewaltsamen Zuständen gefangen. "Damit werden weltweit jährlich über 250 Milliarden Dollar Umsatz gemacht", so Studzinski im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das ist Big Business."

KNA