Statistiken veröffentlicht

Weniger Kirchenaustritte - Gemeindeleben leidet unter Corona

Im Corona-Jahr 2020 haben weniger Katholiken und Protestanten ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Das geht aus den am Mittwoch vorgestellten Statistiken der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hervor. Demnach traten im vergangenen Jahr 221.390 Menschen aus der katholischen und rund 220.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus. Das entspricht im Vergleich zu 2019 einem Rückgang um 19 beziehungsweise 18 Prozent.

Die katholische Kirche kam demnach im vergangenen Jahr auf 22,2 Millionen Mitglieder und einen Anteil von 26,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Die EKD zählte nach ihren Angaben rund 20,2 Millionen Mitglieder, was einem Anteil von 24,3 Prozent entspricht. Insgesamt sank der Anteil aller Christen an der Gesamtbevölkerung leicht auf nunmehr 54 Prozent. Gleichwohl stellen die Christen damit weiterhin die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft in Deutschland.

Die Pandemie sorgte für Einschnitte im kirchlichen Leben und bei den Kirchensteuereinnahmen. So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen in der katholischen Kirche im Jahr 2020 bei 11.018; im Jahr davor waren es 38.537. In der evangelischen Kirche halbierte sich die Zahl der Taufen im Vergleich zum Jahr davor auf 81.000. Im Bereich der EKD sanken die Kirchensteuereinnahmen um 5,4 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro; von katholischer Seite gab es dazu keine aktuellen Angaben.

Corona habe vieles im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben verändert, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Zugleich betonte er, dass die Kirche auch in der Pandemie gerade an den Wegmarken im persönlichen Leben für viele Menschen präsent gewesen sei.

Als schmerzlich bezeichnete Bätzing die Zahl der Kirchenaustritte. Viele hätten offenbar das Vertrauen verloren und wollten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen. Den dahinter liegenden Fragen müsse man sich "offen und ehrlich" stellen. "Dazu gehört an allererster Stelle die gründliche Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs. Und dazu gehört die Frage nach Macht und Gewaltenteilung in der Kirche."

Ähnlich äußerte sich der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm: "Jeder Kirchenaustritt bekümmert mich." Die evangelischen Landeskirchen aus Württemberg und Westfalen stellten am Mittwoch eine Pilotstudie zu Anlässen und Motiven des Kirchenaustritts vor. Demnach sind innere Distanz zum christlichen Glauben und die Kirchensteuer die entscheidenden Gründe für diesen Schritt.

KNA

14.07.2021 - Corona , Glaubensleben , Kirchen