Prälat Meier beim Ministerpräsidenten

Kirche will Orientierung geben

MÜNCHEN – Damit ein vom Papst zum Bischof ernannter Geistlicher sein Amt antreten kann, bedarf es in Bayern nicht nur einer Weihe. Am Freitagnachmittag der vorigen Woche war Prälat Bertram Meier in die Landeshauptstadt zu einem Termin beim bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geladen. In einem feierlichen Zeremoniell schwor der Augsburger Diözesan­administrator „Deutschland und Bayern Treue“.

Kurz vor 14 Uhr strömen die wenigen geladenen Gäste aus dem Vorzimmer im ersten Stock des Münchner Prinz-Carl-Palais‘ in den Festsaal. Das prächtige Bauwerk liegt zwischen dem weitläufigen Englischen Garten und der Glasfront der Staatskanzlei. Kunstvolles, helles Tafelparkett, prächtige Flügeltüren mit golden ornamentierten Schnitzereien, ein großer Kristallkronleuchter – all das lässt den Raum in der Sonne dieses Frühlingsnachmittags im Glanz einer vergangenen Zeit erstrahlen.

Tisch mit einem Kruzifix

Vor den Stuhlreihen steht ein kleiner Tisch und auf dessen schwarzer Steinplatte ein großes Standkruzifix. Links und rechts daneben wurden zwei Füllfederhalter in ihren Ständern bereitgestellt, davor liegen eine schwarz eingebundene Bibel und zwei Dokumentenmappen. Seitlich wurde ein gläsernes Pult aufgebaut, das das Wappen des Freistaats ziert. Staat und Kirche sollen sich hier begegnen, ihr in Bayern traditions­gemäß harmonisches Verhältnis steht im Mittelpunkt dieser Feier.

Auch eine Hauptperson hat diese Zeremonie: Prälat Meier. Er wird begleitet von den Weihbischöfen Josef Grünwald, Anton Losinger und Florian Wörner. Auch Prälat Eugen Kleindienst, ehemals geistlicher Botschaftsrat in Rom, und Generalvikar Harald Heinrich sind unter den Gästen. Die Türe wird geschlossen und der ernannte Bischof tritt neben dem Regierungschef an den Tisch zum ersten Teil dieses festlichen Akts: zum Treueeid. Nach der Aufforderung durch Ministerpräsident Söder legt Meier die rechte Hand auf die Bibel und spricht die in altertümlicher Sprache überlieferte Formel: 

„Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so wie es einem Bischof geziemt, Deutschland und Bayern Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen. In der pflichtmäßigen Sorge um das Wohl und das Interesse des deutschen Staatswesens werde ich in Ausübung des mir übertragenen geistlichen Amtes jeden Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte.“

Das war eigentlich schon der Höhepunkt dieser Zeremonie. Nun sorgt die fünfköpfige Schola der Augsburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann für einen Moment des Innehaltens. Im Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ klingen die Zeilen der letzten Strophe wie eine Ermunterung für den künftigen Bischof: „Verricht das Deine nur getreu / und trau des Himmels reichem Segen.“

Dann tritt der Ministerpräsident ans Pult. Die Menschen hätten sich über die Ernennung Meiers zum Bischof „wahnsinnig gefreut“, erklärt er. Und er ist sich sicher: „In Zeiten der Säkularisierung, in unsicheren Zeiten, werden Sie Halt bieten.“ Söder erinnert an den Werdegang des ernannten Amtsträgers und daran, dass man Meier „in Augsburg, aber auch in Rom“ kenne. Und dann bekennt der Politiker: „Ich selber bin engagierter Christ.“ Die Bayerische Staatsregierung stehe zur Institution der Kirche. Und: „Sie dürfen sich der Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung sicher sein.“

Prälat Meier zeigt sich in seiner Rede dankbar für das gute Verhältnis zum Freistaat Bayern und dafür, dass die Staatsregierung gegen seine Person „keine Erinnerungen politischer Natur erhoben“ habe. Schließlich muss die Regierung zur Ernennung des Bischofs ihr Placet geben.  Humorvoll erinnert der Prälat daran, dass er aber auch bei keinen „Studentenprotesten 1968 dabei war“.

Dann geht er auf den von der Kirche in Deutschland eingeschlagenen Synodalen Weg ein, den er „alternativlos“ nennt. In der damit verbundenen Reformdebatte beabsichtige er, „auch weltkirchliche Perspektiven einzubringen“. Und mit Blick auf die „unruhigen Zeiten“ erklärt der Geistliche: „Die Menschen haben ein Recht auf Orientierung. Die wollen wir ihnen geben: Politik und Kirche im engen Schulterschluss, aber auch in ihrer jeweiligen Kompetenz unterschieden.“

Neugierde auf Menschen

Nach Meier findet auch der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, lobende Worte für „das gute konstruktive Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Bayern“.An den künftigen Bischof gerichtet würdigt er dessen „Neugierde auf Menschen, deine Belesenheit, deine theologische Kompetenz. Wir sind froh, dass Franziskus dich zum Bischof von Augsburg bestimmt hat“, erklärt Marx.

„Gott mit dir, du Land der Bayern“: Die Bayernhymne, gesungen von den Domsingknaben, bildet den Schlusspunkt der Zeremonie. Politik und Kirche im Freistaat – sie haben sich heute ihres guten Miteinanders vergewissert.

Ulrich Schwab 

22.03.2020 - Bayern , Bischöfe , Bistum Augsburg