Brennende Regenwälder, verheiratete Priester, heidnische Einflüsse in die Kirche: Die Amazonas-Synode hat sich zu einem Politikum entwickelt. Doch was erwarten die Betroffenen, die Bewohner des Amazonasgebiets von diesem Treffen? Um deren Anliegen zu verstehen, verbrachte Rom-Korrespondent Mario Galgano eine Woche bei den Menschen in Ecuador.
Der Amazonas gelte als „Ort der Ausbeutung und Eroberung und als rückständig“, sagt Bischof Rafael Cob. Er wird im Vatikan bei der Amazonas-Synode dabei sein. Sie sei eine „Synode der Peripherie“, meint er. Cob wirkt seit Jahren im ecuadorianischen Puyo als Missionar und Bischof auf den Spuren des getöteten Märtyrers Alejandro Labaco Ugarte in Puyo. Dieser Märtyrer, der während der Synode im Vatikan von Papst Franziskus seliggesprochen wird, wird „sozusagen Patron dieser Synode sein“, erklärt Cob.
Was erwarten sich die Menschen im Amazonasgebiet vom vatikanischen Treffen? „Es geht ihnen darum, dass sie endlich Gehör bekommen“, sagt Mauricio López. Der Generalsekretär der panamazonischen Bischofsvertretung Repam. Die wichtigsten Sprecher seien die Indigenen. Etwa 400 indigene Gruppen des Amazonas haben sich in Quito, der Hauptstadt Equadors, zu einem Verbund zusammengeschlossen.
Gregorio Diaz Mirabal ist dessen Vorsitzender. Auf dem Kopf trägt er bunten Federschmuck. Das Treffen im Vatikan sieht er als „Meilenstein“ zur Versöhnung zwischen Indigenen und Kirche. Denn nicht immer war das Verhältnis in der Vergangenheit gut. Viele Indigene sahen in den Missionaren Zwangsbekehrer, vor allem in der Zeit der Conquistadores im 16. Jahrhundert.
Mitten im Urwald
Heute sei das anders, berichtet Franco Gualinga. Er ist Mitglied des indigenen Stammes der Kitschwa in Sarayacu. Mitten im Urwald lebt er mit rund 2000 Stammesgenossen. Wie auch die Vorfahren haben sie keinen Strom und das fließende Wasser ist der große Rio Bobonaza, der durch Ecuador in den Amazonas fließt.
Wer die Gemeinde besuchen will, muss mindestens vier Stunden mit einem Holzkanu den Fluss entlang fahren. Sie leben so abgelegen, dass die Regierung in Quito sich weigert, Lehrer oder Ärzte hinzuschicken. „Wir fühlen uns benachteiligt“, sagt Franco. Deshalb sei es so wichtig, dass der Papst die Welt auf das Schicksal der Menschen im Amazonas hinweise.
Staatliche Hinterlist
Dass die ecuadorianische Regierung sie vernachlässige, hat laut Franco aber auch damit zu tun, dass die Kitschwa seit Jahren erfolgreich gegen die staatliche Enteignung ihrer Gebiete kämpfen. Unter dem Boden Sarayacus ist reichlich Erdöl zu finden, weshalb der Staat versucht, an das „schwarze Gold“ zu kommen.