"Gelernt, was Verantwortung wirklich bedeutet"

Bischof Bode spricht zum Abschied ein Schuldbekenntnis

Das Bistum Osnabrück hat am Sonntag seinen langjährigen Bischof Franz-Josef Bode verabschiedet. In seinem Abschiedsgottesdienst legte der 72-Jährige noch einmal ein persönliches Bekenntnis ab. Vor rund 800 Teilnehmern bat er um Vergebung für alle "Fehler, Nachlässigkeiten, Unentschiedenheiten und blinden Flecken", die Menschen geschadet und verletzt hätten.

Das zu Anfang einer Messe übliche Schuldbekenntnis wolle er dieses Mal alleine sprechen, sagte Bode zu Beginn. Angesichts der Schattenseiten seiner Bischofszeit wolle er sich nicht mit den Gläubigen zusammen "in ein anonymes Wir fliehen".

Nur schrittweise habe er "gelernt, was Verantwortung wirklich bedeutet", sagte Bode weiter in seiner Begrüßung. Umso dankbarer sei er, dass so viele Menschen gekommen seien, um "wie der Heilige Vater" seinen Rücktritt anzunehmen. Grund für diesen Ende März bekannt gewordenen Schritt seien seine Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum, aber auch das Ringen um Entscheidungen des Synodalen Wegs, angefochten und blockiert durch römische Reaktionen, sowie seine nachlassenden gesundheitlichen Kräfte gewesen. Bode war über 27 Jahre lang Bischof von Osnabrück und damit Deutschlands dienstältester Ortsbischof.

In seiner außergewöhnlich langen und sehr theologisch formulierten Predigt, für die er am Ende Beifall erhielt, sagte er weiter: "Gegen alle zu schnellen Vereindeutigungen und einfachen Lösungen habe ich versucht, den Gezeiten des Glaubens, Hoffens und Liebens zu entsprechen, die Menschen durchleben."

Als Gäste waren Hannovers evangelischer Landesbischof Ralf Meister sowie die katholischen (Erz-)Bischöfe Stefan Heße (Hamburg), Heiner Wilmer (Hildesheim), Felix Genn (Münster) sowie Georg Bätzing (Limburg) als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gekommen. Ebenso der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, und Alt-Erzbischof Hans-Josef Becker.

Bätzing nannte Bode im Anschluss an die Messe einen "starken Bischof mit allen Schwächen". Das gelte für seine Krankheit wie für seinen Umgang mit der Bekämpfung sexueller Gewalt in der Kirche. "Ich habe hohen Respekt davor, wie Bischof Bode mit dieser Schwäche umgegangen ist", sagte Bätzing. Bode deshalb heute noch - wie geschehen - als "Vertuscherbischof" zu beschimpfen, werde ihm nicht gerecht. Dies verkenne, "was Bode in der Aufarbeitung geleistet hat". Auch sonst wäre die Kirche ohne Bode in vielen Reformschritten nicht so weit, lobte Bätzing unter lautem Beifall der Gläubigen.

Landesbischof Meister nannte seinen Osnabrücker Amtsbruder einen ehrlichen ökumenischen Freund. Gemeinsam hätten sie eine Sprache finden können, um auch strittige Fragen anzusprechen - etwa über assistierten Suizid, Möglichkeiten und Grenzen der "geistlichen Ämter in der Gemeindeleitung und im sakramentalen Handeln". Zuletzt sei ein Pilotprojekt über gemeinsam verantworteten Religionsunterricht an den niedersächsischen Schulen gestartet worden.

Für das Bistum Osnabrück dankten die Vorsitzende des Katholikenrats, Katharina Abeln, und der Bremer Propst Bernhard Stecker als Sprecher des Priesterrats, Bode für dessen weiten Blick, große Offenheit für Reformen und viele Begegnungen. Damit, aber auch mit seinen "Fehlentscheidungen und daraus folgenden Konsequenzen" habe er dem Bistum ein Gesicht gegeben. Schon in seiner ersten Silvesterpredigt 1995 habe Bode sich für mehr Beteiligung von Gläubigen ausgesprochen.

Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) erinnerte sich, dass sie schon als Schülerin und Studentin den damals neuen Bischof Bode als "nahbaren und in den Gemeinden des Bistums ausgesprochen beliebten Seelsorger erlebt" habe. Auch wenn der Bischof sich für die Kirche "deutlich tiefgreifendere Veränderungen gewünscht" hätte, so habe er doch durch Worte und Gesten "gegen alle Widerstände viele kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht. Gerade als Frau habe ich das mit Respekt und mit Dank zur Kenntnis genommen", sagte Pötter.

Roland Juchem/KNA

05.06.2023 - Abschied , Bischof , Bistum