Über Weihnachten

Debatte über Missbrauch in der Kirche

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche treibt die deutschen Bischöfe weiter um. In mehreren Weihnachtspredigten spielte das Thema eine Rolle. In den Tagen zuvor rief eine Aussage des Hildesheimer Bischofs Heiner Wilmer Widerspruch hervor, wonach der Missbrauch von Macht „in der DNA der Kirche“ stecke.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach von Vertrauensverlust. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte, nach dem „unglaublichen Skandal des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche“ stünden in der Kirche Veränderungen an.

Overbecks Dresdner Amtsbruder Heinrich Timmerevers sagte, das Ausmaß sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen gehe „an die Substanz von Glauben und Kirche“. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr äußerte die Hoffnung, „dass Gott auch in dieser Zeit seine Kirche nicht verlässt, in der wir so viel Schreckliches über den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Raum der Kirche erfahren müssen“.

Die Kirche müsse nun lernen, sich zu ihrer Fehlbarkeit zu bekennen, forderte der Würzburger Bischof Franz Jung. „Das heißt für mich nicht, dass man einfach alles über Bord werfen muss, was bisher gegolten hat.“ Aber die Selbstverständlichkeit, mit der man davon ausgegangen sei, gut zu sein, müsse einer gesunden Skepsis weichen.

Ohne den Missbrauchsskandal direkt zu erwähnen, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf: „Wir stehen heute vor der erschreckenden Tatsache, dass es eine dunkle Seite dieser Kirche gibt.“ Dies nehme er als Bischof so deutlich wahr „wie nie zuvor in meinem Leben als Christ und Priester“.

Nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx hat die Kirche bei der Aufarbeitung der Taten noch einen „gehörigen Weg“ vor sich. In der „Bild am Sonntag“ kündigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz erneut an, man werde sich „auf den Weg machen“, um grundlegendere Fragen anzugehen wie Sexualmoral, Ausbildung und Lebensform der Priester „sowie das Thema Macht und Teilhabe in der Kirche“.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki widersprach am Wochenende im Deutschlandfunk dem Hildesheimer Bischof Wilmer. Dessen Aussage, der Missbrauch von Macht stecke „in der DNA der Kirche“, stimme nicht. „Denn wenn das so ist, dann müsste ich aus der Kirche austreten.“

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode räumte unterdessen Versäumnisse im Umgang mit einem des Missbrauchs beschuldigten Priester ein. Nach seiner Pensionierung sei der Priester sogar zum zeitweiligen Leiter einer Pfarrei und zum unterstützenden Priester ernannt worden - „von mir unterschrieben“, so Bode. „Dessen bin ich mir schmerzhaft bewusst, und ich bitte dafür um Vergebung und Entschuldigung.“

KNA

27.12.2018 - Bischöfe , Kriminalität