Wegen Missbrauch

Kardinal Pell verhaftet

Der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte Kurienkardinal George Pell (77) ist in Australien in Haft genommen worden. Das ordnete am Mittwoch ein Gericht in Melbourne an, wie australische Medien berichten. Der frühere vatikanische Finanzminister war im Dezember wegen sexuellen Missbrauchs eines 13-Jährigen und sexueller Belästigung eines weiteren Jungen schuldig gesprochen worden. Ihm drohen bis zu 50 Jahre Haft. Das Strafmaß soll spätestens Mitte März verkündet werden.

Wenige Tage nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hatte der Richter am Dienstag in Melbourne das totale Berichterstattungsverbot über den Prozess aufgehoben und das Mitte Dezember einstimmig gefällte Jury-Urteil bestätigt. Pell ist weltweit der ranghöchste katholische Würdenträger, der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verurteilt wurde. Pells Verteidiger kündigten Berufung an.

Unterdessen teilte Vatikansprecher Alessandro Gisotti am späten Dienstagabend auf Twitter mit, dass Pell nicht mehr Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariates sei. Dass der Vatikan eine so wichtige Personalie auf Twitter und in englischer Sprache kommuniziert, ist ungewöhnlich.

Die turnusmäßige Amtsdauer für vatikanische Leitungsämter beträgt fünf Jahre und muss dann vom Papst verlängert werden. Pell war im Februar 2014 von Franziskus zum Finanzchef berufen worden. Im Juni 2017 wurde er von der Leitung des Wirtschaftssekretariates beurlaubt, um sich in Australien vor Gericht zu verantworten. Kurz nach dem Schuldspruch durch die australische Jury im Dezember entließ ihn Franziskus aus seinem Beratergremium für die Kurienreform ("K9-Rat").

Man werde das Ergebnis des Berufungsprozesses abwarten, erklärte Vatikansprecher Gisotti am Dienstag. Bis es "definitive Fakten" gebe, seien dem Kardinal aber weiterhin die öffentliche Ausübung seines Amtes sowie jeglicher Kontakt mit Minderjährigen verboten. Gisotti bekräftigte, dass der Vatikan die australischen Gerichte achte, erinnerte aber zugleich daran, dass Pell stets seine Unschuld beteuert und ein Recht auf Verteidigung bis zur letzten Instanz habe.

KNA

27.02.2019 - Kriminalität , Missbrauch , Vatikan