Nach dem Erdbeben

Kardinal nimmt marokkanische Regierung in Schutz

Die Lage im marokkanischen Erdbebengebiet wird nach den Worten des Erzbischofs von Rabat, Kardinal Cristobal Lopez Romero, allmählich besser. Im In- und Ausland gebe es eine große Hilfsbereitschaft, um die nach der Katastrophe vor eineinhalb Wochen völlig mittellos gewordene Landbevölkerung mit Essen, Kleidung und Medikamenten zu versorgen. "Die Situation ist schwierig, doch sie verbessert sich täglich. Die Hilfe auch aus dem Ausland kommt an", erklärte der Kardinal, der seit Montag am Treffen der Bischöfe und Bürgermeister der Mittelmeerregion in Marseille teilnimmt, in einem Videointerview der Presseagentur Kathpress.

Gegen Anschuldigungen, die marokkanische Regierung lasse dringend benötigte Hilfe nicht ins Land, nahm der spanischstämmige Kardinal die Behörden in Schutz. Dass man bei den offiziellen Geberländern wählerisch war - zugelassen wurde zunächst nur Hilfe aus Spanien, England, den Emiraten und Katar -, sei für Marokko auch eine "Frage der Würde". Kritik daran komme vorwiegend aus Frankreich, zu dem das Land eine historisch belastete Beziehung habe. Der marokkanische Staat helfe insbesondere durch eine starke Präsenz von Armee und Zivilschutz.

"So viele Schulen, Moscheen, Spitäler und Straßen müssen in den nächsten Monaten dringend wiederaufgebaut werden", sagte der Kardinal. Auch hier wolle sich die Kirche beteiligen, konkret etwa bei Schulneubauten, erklärte der Ordensmann der Salesianer Don Boscos. Vorgespräche für eine Finanzierung liefen bereits an.

Nach dem Erdbeben der Stärke 6,8 im Westen Marokkos am 8. September sind laut jüngsten Zahlen mehr als 2.900 Tote und 5.500 Verletzte zu beklagen. Auch Katholiken beteiligten sich freiwillig an Hilfsmaßnahmen, koordiniert von der Caritas, sagte Lopez. Zwar seien die Städte kaum oder nicht zerstört, wohl aber "mehr als 1.000 Dörfer" in entlegenen Regionen des Atlasgebirges.

KNA

19.09.2023 - Afrika , Hilfe , Naturkatastrophe