Neue Diskussionen

US-Bischöfe beten über Missbrauchsskandal

Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals halten die katholischen US-Bischöfe von heute bis Dienstag eine geistliche Klausurwoche. Auf Wunsch von Papst Franziskus ziehen sie sich in ein Priesterseminar des Erzbistums Chicago zurück, um über Ursachen und Folgen des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker nachzudenken. Geleitet werden die Exerzitien vom päpstlichen Hausprediger Raniero Cantalamessa. Kurz vor Beginn gab es neue Spekulationen über einen Maßnahmenkatalog gegen Missbrauch, für den der Vatikan im November von den US-Bischöfen einen Aufschub verlangt hatte.

Nach Angaben der US-Bischofskonferenz wollen mehr als 200 der insgesamt 271 aktiven und 185 emeritierten Bischöfe teilnehmen. Eine Diskussion über Missbrauchsermittlungen sei nicht vorgesehen, sagte eine Sprecherin des Erzbistums Chicago laut Medienberichten Ende Dezember. Das Treffen im Mundelein Seminary nördlich von Chicago sei "strikt eine Zeit für Gebet, Fasten und geistliche Vorträge".

Unterdessen wurden Details zu einem vertagten Maßnahmenpaket der US-Bischöfe gegen sexuellen Missbrauch bekannt. Am Tag der geplanten Abstimmung über den Aktionsplan auf der Herbstversammlung der Bischofskonferenz hatte deren Vorsitzender Kardinal Daniel DiNardo das Verfahren überraschend ausgesetzt. Zur Begründung sagte DiNardo, der Vatikan habe in einem am Tag zuvor, dem 11. November, zugestellten Brief darum gebeten, ein internationales Missbrauchstreffen im Februar in Rom abzuwarten.

Wie aus einem jetzt in sozialen Netzwerken verbreiteten Ausschnitt des Briefs hervorgeht, wandte sich der Präfekt der römischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, jedoch schon am 6. November gegen die geplanten Beschlüsse der US-Bischöfe. Auch soll es vonseiten des Vatikan kirchenrechtliche Bedenken gegen den Aktionsplan gegeben haben.

Ursprünglich vorgesehen waren eine Laienkommission, die die diözesane Aufklärung von Missbrauchsfällen untersuchen sollte, und ein neuer Verhaltenskodex für die US-Bischöfe. Letzterer Punkt führte zu Kontroversen innerhalb der Bischofskonferenz.

Für den 21. bis 24. Februar hat Papst Franziskus die Spitzen der Bischofskonferenzen weltweit in den Vatikan einberufen, um über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal zu beraten.

KNA

02.01.2019 - Ausland , Bischöfe , Kriminalität