Sabotage und Angriffe

Münchner "Marsch fürs Leben" unter starkem Polizeischutz

Begleitet von einem starken Polizeiaufgebot und Blasmusik haben Abtreibungsgegner am Samstagnachmittag zum vierten Mal in München einen "Marsch fürs Leben" veranstaltet. Die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmer mit 6.000 an, die Polizei sprach von 3.000. Erwartet hatten die Initiatoren 8.000 Demonstranten. An einer Gegendemo des "Bündnisses fürsexuelle Selbstbestimmung" beteiligten sich laut Polizei 1.000 Menschen.

Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, sagte bei der Schlusskundgebung auf dem Königsplatz: "Wir geben denen eine Stimme, die noch keine oder keine mehr haben, und diese Stimme werden wir uns nicht verbieten lassen. Wer uns daran hindern will, ist ein Feind der Demokratie." Danach sprach er mit den Teilnehmern ein Gebet und spendete ihnen den Segen.

Voderholzer hatte zum ersten Mal am "Marsch fürs Leben" in München teilgenommen, in seiner Heimatstadt, wie er betonte. Unter den Demonstranten waren weitere Kirchenvertreter: die Weihbischöfe aus Augsburg und Rottenburg-Stuttgart, Florian Wörner und Thomas-Maria Renz.

Silja Fichtner vom Verein "Stimme der Stillen" kündigte an, künftig solle jeder zweite Samstag nach Ostern in München ein "Pro-Life-Samstag" werden. Der nächste "Marsch fürs Leben" werde am 3. Mai 2025 stattfinden. "Wir machen so lange weiter, bis Abtreibung auf der ganzen Welt unnötig geworden ist", sagte der Versammlungsleiter.

Die Berliner Publizistin Birgit Kelle wandte sich gegen eine Diskreditierung des Marsches. Sich für Mütter in Not einzusetzen, sei weder rechts noch links, sondern ein Auftrag der Verfassung. Scharf kritisierte Kelle in Deutschland bisher verbotene Praktiken wie Eizellspende und Leihmutterschaft. Diese seien nicht dazu da, um einen Kinderwunsch zu erfüllen, sondern mit globaler Ausbeutung von Frauen verbunden.

Die Gegendemonstranten in einer Seitenstraße des Königsplatzes reklamierten ein "Menschenrecht auf Abtreibung". Jede Person habe das Recht, über ihren Körper selbst zu bestimmen, sagte eine Rednerin. Eine Abtreibung müsse "sicher und legal möglich sein". Allerdings sollte sich keine Frau für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden müssen, weil sie sich ein Kind nicht leisten könne. Die Teilnehmer am "Marsch fürs Leben" wurden lautstark als "christliche Fundamentalisten" attackiert.

Zudem soll es eine Sabotageaktion und mehrere tätliche Angriffe auf Teilnehmer gegeben haben. Das berichtete der Veranstalter am Dienstag. Die bereitgestellte Stromversorgung sei durch das Einspritzen von Bauschaum beeinträchtigt worden. Nur durch den schnellen Einsatz der Stadtwerke München habe der "Marsch fürs Leben" wie geplant stattfinden können, teilte der Verein "Stimme der Stillen" mit. Eine Stellungnahme dazu gab es zunächst weder von der Polizei noch von den Stadtwerken.

Der Verein führte die Vorkommnisse auf eine "Diffamierung von Lebensschützern" in den Medien insbesondere in den Wochen vor dem Marsch zurück. Den Sabotageversuch bewertete er als "schwere Straftat". Man lasse sich davon aber "weder entmutigen noch einschüchtern".

KNA

17.04.2024 - Bayern , Demonstration , Lebensschutz