Berlin – Katholische Sonntagszeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de Tue, 30 Sep 2025 08:06:04 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Erster Staatsvertrag zwischen dem Vatikan und Land Berlin unterzeichnet https://www.katholische-sonntagszeitung.de/erster-staatsvertrag-zwischen-dem-vatikan-und-dem-land-unterzeichnet-601459/ Tue, 30 Sep 2025 08:05:37 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=601459 Das Land Berlin und der Vatikan haben an diesem Montag ihren ersten Staatsvertrag unterzeichnet. In dem Abkommen mit dem Heiligen Stuhl, das im Berliner Roten Rathaus durch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und den Vatikan-Botschafter, Nuntius Nikola Eterovic, unterzeichnet wurde, geht es um Regelungen für die Zusammenarbeit beim Institut für Katholische Theologie. Dieses ist seit 2019 an der Humboldt-Universität angesiedelt. Bevor der Vertrag in Kraft tritt, muss das Abgeordnetenhaus noch zustimmen.

Wegner zeigte sich erfreut: „Nun bekommt die Zusammenarbeit im Bereich der universitär verankerten katholischen Theologie ein festes Fundament.“ Vom Institut erhoffe er sich Impulse für Berlin wie auch für öffentliche Debatten.

Die Theologen seien „mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz sicher gute Ansprechpartner in den Fragen der Zeit“, sagte Nuntius Eterovic. Als eine der aktuellen Herausforderungen nannte er die schnelle Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte: „Theologie muss auf einem akademisch hohen Niveau stattfinden, wenn sie ein anerkannter Gesprächspartner sein will.“ Das sei durch das Institut gegeben.

„Mit der heutigen Unterzeichnung wird einem neuen Kapitel in der Geschichte unserer Universität die verbindliche Grundlage gegeben. Das Institut für Katholische Theologie wird seinen Beitrag zur wissenschaftlichen Exzellenz und zum gesellschaftlichen Dialog leisten“, versicherte HU-Präsidentin Julia von Blumenthal. Instituts-Direktor Georg Essen ergänzte, das Institut habe sich als „innovatives Zentrum der theologischen Forschung mit einem besonderen Schwerpunkt auf Theologische Anthropologie etabliert“. Die „einzigartige religiöse Pluralität“ in Berlin biete optimale Bedingungen für interdisziplinäre Forschungsarbeit sowie den Dialog zwischen Theologie und Gesellschaft.

Die Regelungen betreffen das Studienangebot, die organisatorische Einbettung, das Promotionsrecht und die Berufung von Professoren. Dabei hat die katholische Kirche ein Mitspracherecht, wie dies auch bei theologischen Einrichtungen anderer Religionsgemeinschaften an staatlichen Hochschulen der Fall ist. Bei den Verhandlungen war es immer wieder zu Verzögerungen gekommen. Ursprünglich war eine Unterzeichnung bis Ende 2022 geplant gewesen.

Der Staatsvertrag löst die entsprechenden Bestimmungen im sogenannten Abschließenden Protokoll ab, das die Beziehungen zwischen Staat und katholischer Kirche seit 1970 für West-Berlin und seit 1991 auch für das wiedervereinigte Berlin regelt. Sie betrafen das 1957 an der Freien Universität gegründete Seminar für Katholische Theologie, das zugunsten des Zentralinstituts für Katholische Theologie aufgelöst wurde.

KNA

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Drei Richter für Bundesverfassungsgericht ohne Zwischenfälle gewählt https://www.katholische-sonntagszeitung.de/drei-richter-fuer-bundesverfassungsgericht-ohne-zwischenfaelle-gewaehlt-601129/ Fri, 26 Sep 2025 07:17:09 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=601129 Der Bundestag hat am Donnerstagabend Sigrid Emmenegger, Ann-Katrin Kaufhold sowie Günter Spinner zu neuen Richtern am Bundesverfassungsgericht gewählt. Die drei Kandidaten erhielten jeweils die notwendige Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen.

Nachdem im ersten Anlauf im Juli die Wahl gescheitert war, herrschte jetzt Erleichterung in Berlin. Es ende eine „Phase der Unsicherheit“, sagte der Unionsfraktionsvorsitzende Jens Spahn (CDU). Das Bundesverfassungsgericht sei nun wieder voll arbeitsfähig. Von einem wichtigen Tag für die Demokratie und für die Verfassung sprach der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch. Der Tag zeige, dass die Koalition handlungs- und entscheidungsfähig sei, sagte der Vorsitzende der CSU im Bundestag, Alexander Hoffmann.

„Es ist gut, dass die Fraktionen jetzt zu einer klaren und breit getragenen Entscheidung gekommen sind“, erklärte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Mit der Wahl der drei Richterinnen und Richter komme der Bundestag seiner Verantwortung nach und stelle sicher, dass das Bundesverfassungsgericht arbeitsfähig bleibe. „Das ist ein wichtiger Schritt für die Stabilität und Funktionsfähigkeit unserer Verfassungsorgane“, betonte Klöckner.

Im Juli war die Wahl nicht zustande gekommen, nachdem in der Unionsfraktion Vorbehalte gegen die von der SPD nominierte Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf laut geworden waren. Im Zentrum der Kritik, die auch von der katholischen Kirche geäußert worden war, stand deren Position zum Schwangerschaftsabbruch. Im August erklärte die an der Uni Potsdam lehrende Juristin, dass sie für die Wahl nicht mehr zur Verfügung stehe. Die SPD nominierte dann Emmenegger.

KNA

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Tausende Abtreibungsgegner bei „Marsch für das Leben“ in Berlin und Köln https://www.katholische-sonntagszeitung.de/tausende-abtreibungsgegner-bei-marsch-fuer-das-leben-in-berlin-und-koeln-600829/ Mon, 22 Sep 2025 08:34:24 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=600829 In Berlin und Köln haben am Samstag Tausende Abtreibungsgegner am „Marsch für das Leben“ teilgenommen. Nach Polizeiangaben liefen in Berlin 2.200 Demonstranten mit, in Köln schlossen sich laut einem WDR-Bericht 1.200 der Kundgebung an.

Die Kölner Polizei wollte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage keine Teilnehmerzahl nennen. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss von 15 Organisationen. Nach Polizeiangaben hatten die Veranstalter in beiden Städten im Vorfeld jeweils 5.000 Teilnehmer angemeldet.

Die Veranstaltungen in beiden Städten hätten gezeigt, dass Lebensrecht alle angehe, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands, Alexandra Maria Linder. Die Teilnehmer hätten große Kundgebungen erlebt, „die friedlich, sachlich und menschenzugewandt wichtige Themen ansprachen und beeindruckende Beispiele für die praktische Verwirklichung der Menschenwürde auf die Bühne brachten“. Dabei habe es auch konkrete Forderungen an die Politik gegeben, dafür zu sorgen, Abtreibungen und assistierten Suizid nicht zu bewerben.

In Berlin wurde der Marsch rund um den Hauptbahnhof von Rufen vereinzelter Gegendemonstranten begleitet – sie skandierten etwa „My body, my choice“ (Mein Körper, meine Entscheidung). Zudem wurde der Protestzug in Höhe der Charité von einer spontanen Sitzblockade gestoppt, die die Polizei nach kurzer Zeit auflöste. Laut den Beamten bildeten 80 bis 100 Menschen die Sperre. Die Zahl der Gegendemonstranten gab sie mit rund 220 an, angemeldet waren 2.000.

Auch in Köln wurde der Protestzug, der am Neumarkt begann, von einem erheblichen Polizeiaufgebot begleitet. Der WDR schätzte die Zahl der Gegendemonstranten auf 1.500. Angemeldet waren dort 1.000 Teilnehmer.

An der Gegendemonstration in Berlin beteiligt war das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung. „Entkriminalisierung und Entstigmatisierung des Schwangerschaftsabbruches in Deutschland ist unabdingbar“, forderte die Mitinitiatorin des Bündnisses, Sybill Schulz. Strukturelle Hürden bei der Versorgung müssten flächendeckend abgebaut werden.

Auch Vertreter der katholischen Kirche haben den „Marsch für das Leben“ unterstützt. In Berlin sprach Weihbischof Matthias Heinrich (Berlin) am Ende der Kundgebung von der Bühne zu den Anwesenden und erteilte einen Segen. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer war unter den Teilnehmern. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, richtete im Vorfeld ein Grußwort an den „Marsch für das Leben“ in Köln, ebenso wie Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) und Bischof Stefan Oster (Passau).

KNA

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75 Jahre Zentralrat der Juden – „Stabiles, gesundes jüdisches Leben“ https://www.katholische-sonntagszeitung.de/75-jahre-zentralrat-der-juden-stabiles-gesundes-juedisches-leben-600391/ Wed, 17 Sep 2025 08:28:08 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=600391 Nach der Schoah wollten viele der wenigen überlebenden Juden Deutschland verlassen. Weg aus dem Land der Nazis, die in Europa rund sechs Millionen Juden ermordet hatten. Eine Auswanderung jedoch konnte ein schwieriges Unterfangen sein. Unterstützung war gefragt: Am 19. Juli 1950, vor 75 Jahren, wurde in Frankfurt am Main der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet – als Interessenvertretung für die Übergangszeit bis zur Ausreise.

Damals lebten nach Zentralratsangaben noch rund 15.000 Juden in Deutschland. Zu den Überlebenden stießen in den ersten Nachkriegsjahren Menschen aus dem Exil und Displaced Persons, die nicht mehr in ihre Heimatländer zurückkehren konnten oder wollten.

Der Zentralrat blieb keine temporäre Institution und wurde zu einer etablierten Interessenvertretung, zunächst in der Bundesrepublik und später im wiedervereinigten Deutschland. Heute sitzt er in Berlin und ist vor allem im Zusammenhang mit der Erinnerung an die Opfer der Schoah und im Vorgehen gegen Antisemitismus bekannt.

Der Jahrestag der Gründung ist zwar schon vorbei, aber der Zentralrat lädt am heutigen Mittwoch zum offiziellen Empfang ins Jüdische Museum ein. Die Festrede hält Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), erwartet wird auch Zentralratspräsident Josef Schuster. Anlass des Empfangs ist auch das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana, das am kommenden Montag (22. September) beginnt und dann bis Mittwoch dauert.

Nach seiner Gründung hatte der Zentralrat auch diejenigen im Blick, die in Deutschland blieben. Zum Beispiel, weil ihre Familien jahrhundertealte Wurzeln hier hatten. Dass es Juden gab, die sich nicht auf den Weg ins neu gegründete Israel oder in die USA machten, war in der internationalen jüdischen Gemeinschaft hoch umstritten.

„Eine ganz entscheidende Wegmarke war Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Da begann der Prozess, dass Juden dazu standen, bewusst in Deutschland zu leben. Das hatte sich unter dem damaligen Präsidenten Werner Nachmann gewandelt: Man konnte, ohne rot im Gesicht zu werden, sagen: Ja, ich lebe bewusst in Deutschland“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster in einem Mitte Juli dieses Jahres veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit Blick auf einen seiner Vorgänger. Auch Schusters Familie floh vor den Nazis, er kam 1954 im israelischen Haifa zur Welt und als Zweijähriger mit seiner Familie zurück.

Auch andere an der Spitze des Zentralrats hatten familiäre Fluchtgeschichten oder überlebten Konzentrationslager und Verstecke. Charlotte Knobloch, die bisher einzige Präsidentin (2006-2010), entging den Nazis als Kind unter falscher Identität bei einer katholischen Familie. Ignatz Bubis, Chef des Zentralrats von 1992 bis 1999, ließ mit einem richtungsweisenden Satz keinen Zweifel an seinem Selbstverständnis: „Ich bin deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens.“

Heute ist der Zentralrat Dachverband von 105 Gemeinden mit etwa 100.000 Mitgliedern. Zum Vergleich sagte Schuster der KNA: „1990 hatten wir knapp 28.000 Mitglieder bundesweit.“ Was war passiert? In den 90er Jahren wuchsen oder entstanden jüdische Gemeinden durch den Zuzug von Menschen aus der Ex-Sowjetunion. Es entwickelte sich das, was Schuster ein „stabiles, gesundes jüdisches Leben“ nennt.

Damit es auch finanziert wird, handelte der Zentralrat einen Staatsvertrag mit aus, der öffentliche Zuwendungen regelt. 2003 unterschrieben Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Zentralratspräsident Paul Spiegel dieses Dokument. Für die Politik ist der Zentralrat mit seinen Landesverbänden außerdem Partner im Vorgehen gegen Antisemitismus und im Kampf gegen Altersarmut, etwa unter einst zugewanderten Juden.

Zum Zentralrat gehören auch Institutionen wie die Jüdische Studierendenunion Deutschland, die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, das noch junge Militärrabbinat und die geplante Jüdische Akademie in Frankfurt. Gremien sind darüber hinaus eine orthodoxe und eine nichtorthodoxe Rabbinerkonferenz sowie eine Stiftung: Sie trägt neue Ausbildungsstätten in Potsdam für Rabbiner und Kantoren.

In diesem Zusammenhang erfuhr in den vergangenen Jahren auch die interessierte Öffentlichkeit, dass es durchaus Gräben in der jüdischen Gemeinschaft gibt – die, wie die Gesamtgesellschaft auch, mitnichten homogen ist. Da ging es um den Streit über die Rabbinerausbildung in Potsdam. Und darum, dass sich nicht alle Juden durch den Zentralrat vertreten fühlen oder Mitglieder in einer seiner Gemeinden sind. Weil sie zum Beispiel säkular leben oder weil sie einer Gemeinde unter dem Dach der Union progressiver Juden angehören. Diese versteht sich als Vertretung progressiver/liberaler Juden. Schon mehrmals geriet die Union mit dem Zentralrat in Streit: neben der Rabbinerausbildung zum Beispiel auch über die Frage eines eigenen Staatsvertrags.

Von verschiedener Seite wird dem Zentralrat auch vorgeworfen, nicht alle religiösen Ausrichtungen innerhalb des Judentums gleichrangig zu vertreten. Schuster kontert: Der Zentralrat fördere etwa eine liberale Rabbinerausbildung und habe unter seinem Dach die nichtorthodoxe Rabbinerkonferenz. „Seit dem Ende der Schoah sind die Gemeinden aber insgesamt eher traditionell ausgerichtet, doch das ist ihre eigene Entscheidung, die sich an den Neigungen ihrer Mitglieder ausrichtet.“

Die großen Herausforderungen sind für Schuster vor allem der Kampf gegen Antisemitismus und für Demokratie: „Da sehe ich dunkle Wolken am Himmel.“ Außerdem müssten die Gemeinden gestärkt und engagierter Nachwuchs gewonnen werden.

Leticia Witte (KNA)

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Begegnungen auf Augenhöhe https://www.katholische-sonntagszeitung.de/begegnungen-auf-augenhoehe-599872/ Tue, 09 Sep 2025 13:58:38 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=599872 Jahrhunderte- oder jahrzehntelang war die Mohrenapotheke, die Mohrenstraße oder das Hotel Drei Mohren kein Problem. In den letzten Jahren kämpfen Aktivisten für die Umbenennung. So wollen sie einer Diskriminierung von Schwarzen entgegentreten. Ihnen fehlt es an fundiertem Wissen, meint der Orientalist Alfred Schlicht in seinem Kommentar.

Nach langem Streit gibt es nun in Berlin keine Mohrenstraße mehr. Ein wichtiger Sieg im Kampf gegen Rassismus? Wohl eher ein Sturm im Wasserglas und Erfolg der Symbolpolitik. Zumal die ganze Mohrendebatte histo risch mehr als fragwürdig ist. Von griechisch mavros über lateinisch maurus gelangte der Begriff in die anderen europäischen Sprachen als maure (franz.), moro (ital. und span.) und schließlich zu uns als Mohr.

Wer die zahlreichen sakralen Kunstwerke des christlich-abendländischen Mittelalters betrachtet, auf denen man Mohren als prachtvoll gewandete und gekrönte Fürsten sieht, erkennt wohl kaum eine Diskriminie- rung, eher Wertschätzung und Bewunderung. In Rom wurde einst für afrikanische Gäste ein „collegium aethiopicum“ eingerichtet. Immer wieder gelangten schwarze christliche Delegationen nach Europa, etwa 1439 zum Konzil von Florenz. Beide Seiten wollten Be- ziehungen zueinander aufbauen, die über rein religiöse Dimensionen hinausgingen.

Auf solche Geistliche soll auch der alte Name „Drei Mohren“ des ältesten Augsburger Hotels zurückgehen. Im 17. Jahrhundert wurde der Begründer der Äthiopistik, Hiob Ludolf, an den Hof von Kaiser Leopold I. berufen, um eine habsburgisch-afrikanische Zusammenarbeit einzuleiten. Der afrikanische Kirchenmann Gorgorius (Gregorius) kam zu Zeiten von Ludolf nach Europa. Der russische Nationaldichter Puschkin stammte von afrikanischen Ahnen ab – noch heute gibt es ein Puschkindenkmal in der eritreischen Hauptstadt Asmara. All dies spricht weniger für Rassismus als vielmehr für Begegnungen auf Augenhöhe.

Die Mohrenstraße und das Hotel „Drei Mohren“ gibt es nicht mehr. Doch in Bamberg gibt es noch ein Mohrenhaus – auch in vielen anderen Städten, ebenso wie Mohrenapotheken. Diejenigen, die überall Diskriminierung wittern, sollten sich einmal näher mit den Menschen schwarzer Hautfarbe und der Geschichte ihrer Beziehungen zum „weißen“ Europa befassen. Sie würden viel Ermutigendes entdecken.

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Berlins Erzbischof offen für neuen Weltjugendtag in Deutschland https://www.katholische-sonntagszeitung.de/berlins-erzbischof-offen-fuer-neuen-weltjugendtag-in-deutschland-597496/ Mon, 11 Aug 2025 09:13:43 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=597496 Der Berliner Erzbischof Heiner Koch kann sich einen Weltjugendtag in der Hauptstadt vorstellen. „Gerade hier in Berlin sollte er sich an die ganze Gesellschaft richten“, sagte Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ein neuer Weltjugendtag in Deutschland könne keine Kopie des Glaubens-Großevents in Köln im Sommer 2005 sein, so Koch, der diesen Weltjugendtag damals als Generalsekretär maßgeblich mitorganisierte. 2005 kamen mehr als eine Million junger Menschen aus aller Welt mit dem neugewählten Papst Benedikt XVI. ins Rheinland.

Mit „anderen Prägungen und neuen Dialogen“ würde Koch gerne noch einmal einen Weltjugendtag in Deutschland auf die Beine stellen – in seiner Bistumsstadt Berlin. „Wir sind hier in einer absoluten Minderheit; es bräuchte deshalb in unserem Auftreten eine große Bescheidenheit und eigentlich einen Weltjugendtag besonders auch für jene Menschen, die bisher nicht an Gott glauben“, so Koch. „Wir dürfen nicht diejenigen sein, die meinen, alles besser zu wissen oder zu können oder zu belehren.“ Stattdessen wünscht er sich einen gemeinsamen Pilgerweg vieler Menschen und Gruppen auch außerhalb der Kirche.

Das katholische Großereignis findet alle paar Jahre in wechselnden Städten statt, nächster Termin im August 2027 im südkoreanischen Seoul. Gespräche mit dem Vatikan über eine Austragung in Deutschland habe es bislang nicht gegeben, so Koch. „Ich habe den Eindruck, dass wir als Kirche in Deutschland gerade sehr mit uns selbst beschäftigt sind.“ Daher stelle sich die Frage: „Haben wir die geistige und geistliche Kraft, Vitalität und die Anstrengungsbereitschaft für einen Weltjugendtag?“ Überzeugt ist Koch nach eigener Aussage, dass „er uns guttun würde“.

Zum Weltjugendtag in Köln vor 20 Jahren sagte Koch: „Mein Gott, was war das für eine Stimmung, was für eine Begeisterung! Die Deutschen haben sich mitreißen lassen, da ist der Funke von unseren Gästen auf uns übergesprungen.“ Besonders in Erinnerung seien ihm auch die Gastfreundschaft der Menschen, persönliche Begegnungen sowie der Glaube der jungen Menschen.

Der Weltjugendtag geht auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. zurück. Zuletzt fand er in Portugals Hauptstadt Lissabon statt. Jedem Weltjugendtag gehen „Tage der Begegnung“ voraus, bei denen die ausländischen Jugendlichen in Gastfamilien Alltag und Kultur des Gastlandes besser kennenlernen. Ziel des internationalen Großtreffens ist, Weltkirche zu erleben, den Glauben zu feiern und zu reflektieren. Neben Gottesdiensten, Katechesen, Gebeten und Kulturveranstaltungen stehen persönliche Gespräche und Begegnungen im Vordergrund.

KNA

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Bischof Meier: Wir brauchen mehr Friedenskooperationen https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bischof-meier-wir-brauchen-mehr-friedenskooperationen-593962/ Tue, 01 Jul 2025 07:40:48 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=593962 Angesichts der weltpolitischen Entwicklungen hat der Augsburger Bischof Bertram Meier zu einem stärkeren gemeinsamen Engagement für den Frieden aufgerufen.

„Die internationalen Kooperationsstrukturen, die im Ausgang des Zweiten Weltkriegs mühsam aufgebaut wurden, werden zugunsten nationaler Eigeninteressen geopfert. Diese dominieren die internationale Politik und werden notfalls mit rücksichtloser Härte und der Androhung von Gewalt durchgesetzt“, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin. Dadurch drohe die Welt, „ins Chaos zu stürzen“.

Vor diesem Hintergrund zeige einmal mehr das „Prophetische der katholischen Soziallehre, die stets betont hat, dass die internationale Politik dem Weltgemeinwohl zu dienen habe“, erläuterte Meier. Er äußerte sich bei einer Fachtagung der Bischofskonferenz gemeinsam mit der Kommission Justitia et Pax zum Friedenswort „Friede diesem Haus“, das die deutschen Bischöfe im Februar 2024 veröffentlicht hatten.

Die katholische Sozial- und Friedenslehre könne aber laut Meier nur dann ihre ganze Wirkmacht entfalten, wenn sie stets im Dialog mit anderen relevanten Wissenschaften und der Reflexion praktischer Erfahrungen bleibe und „in ihren Aussagen anschlussfähig an die Wissenschaften und die Welt ist“.

Zugleich betonte er: „Wenn wir das Evangelium verkünden, können wir über den Frieden und Unfrieden in Deutschland, Europa und der Welt nicht schweigen. Entgegen mancher Versuche, die christliche Botschaft anders zu deuten, halten wir daran fest, dass das Christentum eine Religion des Friedens und für den Frieden ist.“

KNA

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Gedenkaktion der Kirchen im Berliner Dom zum Weltflüchtlingstag https://www.katholische-sonntagszeitung.de/gedenkaktion-der-kirchen-im-berliner-dom-zum-weltfluechtlingstag-592051/ Tue, 17 Jun 2025 07:49:03 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=592051 Zum Weltflüchtlingstag am Freitag laden die Kirchen zu einer Gedenkaktion in den Berliner Dom. Ab 10 Uhr verlesen Freiwillige die Namen von Menschen, die bei der Flucht nach Europa ihr Leben verloren haben, und schildern jeweils kurz die Umstände ihres Todes.

Um 18 Uhr findet noch ein Gedenkgottesdienst statt, wie der Berliner Caritasverband ankündigte. Das Ganze wird Samstag und Sonntag in der Passionskirche in Kreuzberg fortgeführt. An der Aktion „Beim Namen nennen“ nehmen seit 2019 mehrere Städte in Deutschland und der Schweiz teil.

„Wir gedenken all jener, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben – ohne Möglichkeit des Abschiedes für Hinterbliebene. Doch ihre Familien trauern weiter“, erklärte der Flüchtlingsseelsorger im Erzbistum Berlin, Pater Jan Korditschke. Die Gedenkaktion sei auch eine Mahnung: „Dieses fortwährende Sterben an den Grenzen Europas darf nicht zur Normalität werden.“

KNA

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Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung aufgelöst https://www.katholische-sonntagszeitung.de/gremium-zur-missbrauchsaufarbeitung-aufgeloest-590980/ Wed, 04 Jun 2025 07:32:27 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=590980 In einem bundesweit einmaligen Vorgang haben die zuständigen Bischöfe die gemeinsame Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin sowie den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz aufgelöst. Nach dem Rücktritt weiterer Mitglieder des Gremiums hätten sie beschlossen, die Amtszeit der verbliebenen Mitglieder zum 31. Mai zu beenden, teilte das Erzbistum Berlin im Nachgang mit.

Zur Begründung verweisen die Bischöfe auf den jüngsten Jahresbericht der Kommission vom November sowie ein Minderheitsvotum von Betroffenenvertretern vom Februar, worin anhaltende kommunikative Probleme und eine dysfunktionale Arbeit beklagt würden. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sprach von einem „fatalen Signal“.

Die Bischöfe folgen mit der Auflösung der Kommission „der vielfach vorgetragenen Bewertung, dass eine weitere Zusammenarbeit in dem gegebenen Rahmen trotz aller Bemühungen nicht möglich zu sein scheint“, heißt es in der Erklärung. Sie bedauerten diese Entwicklung ausdrücklich. „Sie fühlen sich dem Anliegen der Aufarbeitung weiterhin verpflichtet und wollen sorgfältig prüfen, wie diese Aufarbeitung konstruktiv fortgeführt werden kann.“

Zuständig sind Erzbischof Heiner Koch (Berlin) sowie die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen). Zudem war die Katholische Militärseelsorge, die ihren Sitz in Berlin hat, ebenfalls mit im Verbund.

Die sogenannte Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) konstituierte sich am 10. Mai 2023. Die neun Mitglieder wurden von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt. Das Gremium war nicht Teil kirchlicher Strukturen und arbeitete weisungsfrei.

Aufgabe der Kommission war es, das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den beteiligten Bistümern sowie kirchliche Rahmenbedingungen, die Missbrauch fördern könnten, zu ermitteln sowie zu bewerten und auf wirksame Präventionsmaßnahmen hinzuwirken. Ferner sollten Betroffene ermutigen werden, von ihren Erfahrungen zu berichten.

Grundlage für die Berufung der Kommission ist eine Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz und des damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, aus dem Jahr 2020. Entsprechende Aufarbeitungs-Kommissionen wurden seitdem in allen Bistümern Deutschlands eingerichtet.

Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung sagte Claus der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), über mögliche Lösungen und Alternativen sei nicht gesprochen worden. „Damit wird Betroffenen sexualisierter Gewalt der Boden für eine unabhängige Aufklärung und Aufarbeitung entzogen“, kritisierte die Beauftragte. Auch ein Scheitern einer solchen Kommission dürfe nicht dazu führen, Betroffene neuerlich im Stich zu lassen: „Ich erwarte von Erzbischof Koch und seinen Amtskollegen, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass auch für die kommenden drei Jahre verlässliche Strukturen geschaffen werden, über die die Vorgaben der Gemeinsamen Erklärung umgesetzt werden.“

Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch äußerte ihr Bedauern über die Auflösung. Zugleich sagte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch, der KNA, das dürfe nicht das Ende der Aufarbeitung in den drei Bistümern sein. Es brauche auch weiterhin eine unabhängige Aufarbeitungskommission.

Wichtige Anliegen seien noch nicht oder nur unzureichend angegangen worden. Es wäre von Anfang an besser gewesen, statt eines bistumsübergreifenden Gremiums jeweils eigene Untersuchungskommissionen in den Bistümern Berlin, Dresden-Meißen und Erfurt zu bilden.

Karin Wollschläger und Birgit Wilke (KNA)

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Aufenthalt unter Ordensschwestern stellt „Gedanken auf den Kopf“ https://www.katholische-sonntagszeitung.de/aufenthalt-unter-ordensschwestern-stellt-gedanken-auf-den-kopf-590269/ Tue, 27 May 2025 10:41:29 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=590269 In Klöstern leben Mönche und Nonnen. Fast alle Klöster bieten aber auch die Möglichkeit, dort als Gast auf Zeit zu leben. Autorin Nora Bossong, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, nutzt diese Möglichkeit regelmäßig. Im Kloster findet sie Ruhe, Inspiration und zu sich selbst.

Bossong lebt in Berlin und hat mit ihrem literarischen Werk in den vergangenen Jahren großen Zuspruch erfahren. Ihre Romane landen regelmäßig auf Bestsellerlisten – zuletzt „Reichskanzlerplatz“. Das Buch handelt vom politischen Wandel im Deutschland der 1920er und 30er Jahre bis zum Ende des Natio­nalsozialismus. Im Zentrum des Buchs stehen Magda Goebbels, die Frau des NS-Propagandaministers, und ihr Liebhaber.

Die Autorin ist auch gläubige Christin. In einem Charlottenburger Café, ganz in der Nähe ihrer Wohnung, erzählt sie von ihren regelmäßigen Besuchen in Klöstern. „Ich erlebe dort eine Zeit, die etwas außerhalb der Zeit ist. Man folgt, wenn man möchte, dem Tagesablauf der Schwestern, den Stundengebeten und der Heiligen Messe“, sagt sie.

An den Tagen im Kloster gefällt ihr, dass diese „nicht von einer Zweckhaftigkeit gehetzt“ sind, sondern „kontemplativ, mit viel Sinnstiftung“. Sie schätzt die schöne Atmosphäre und besonders die Gastfreundschaft der Nonnen. „Ich finde, man erlebt sich dort selbst noch mal anders.“ Auch das Miteinander im Kloster schätzt sie sehr – auch dann, „wenn ich nur auf Stippvisite bin“.

In der klösterlichen Abgeschiedenheit findet Bossong Zeit zum Nachdenken: „Für mich ist es ein sehr guter Rückzug, weil viele alltägliche Dinge wieder in Relation gesetzt werden. Dinge, die wir für unglaublich wichtig nehmen, die uns stressen, oder die uns vielleicht auch hochmütig werden lassen. Das fällt dort ab. Und die Dinge, die dann vielleicht wirklich wichtig sind, die treten ein bisschen genauer hervor.“

Ihr erster Klosterbesuch war in einem evangelischen Kloster, erzählt Bossong. „Das war im Rahmen eines Projekts der Klosterkammer Hannover.“ Sie hatte den Auftrag, dort zwei, drei Wochen zu verbringen und darüber zu schreiben. „Ich merkte nur, dass mir in diesem protestantischen Kloster die Regeln fehlten, dieser Tagesablauf mit festgefügten Zeiten“, erinnert sie sich: „das gemeinsame Gebet, die gemeinsame Stille, die gemeinsame Andacht – denn allein für mich zu sein, das kann ich auch in Berlin“.

Das evangelische Kloster „hatte zu wenig mit Klosterleben zu tun“, meint die 43-Jährige. Aus dieser Erfahrung heraus wollte sie andere Klöster besuchen – eben katholische: „Ich war bei den Karmeliterinnen in Berlin in Maria Regina Martyrum“, sagt sie, „bei den Benediktinerinnen in Hildesheim und Alexanderdorf oder schon zwei Mal bei den Zisterzienserinnen in Helfta in Sachsen-Anhalt.“

Durch die stets anderen Ordensregeln erlebte Bossong bei jeder Gemeinschaft eigene Stimmungen. Selbst zwischen den Benediktinerinnen in Hildesheim und im brandenburgischen Alexanderdorf nahm sie Unterschiede wahr. „Es ist ja auch nicht jede Familie gleich“, kommentiert die Autorin, die regelmäßig als Ministrantin in der Charlottenburger Kirche St. Canisius ihren Dienst versieht.

Anfangs habe sie über ihre Erlebnisse geschrieben. Doch mittlerweile sei ihr Gastleben im Kloster „eher privat“ – auch wenn es wohl indirekt in ihre Arbeit einfließen dürfte. „Wenn man sich in eine Kontemplation zurückzieht, dann werden Gedanken angestoßen, die gar nicht so zielgerichtet sind“, stellt sie fest. Ob Gespräche mit den Schwestern oder die klösterliche Architektur – vieles kann den Fluss der Gedanken anregen.

Besonders gern ist Bossong in Ale­xanderdorf südöstlich von Berlin. Das dortige Kloster überstand die Nazi-Zeit und war das einzige Benediktinerinnen-Kloster in der DDR. „Bei Alexanderdorf spürt man diese durchgehende Geschichte, vielleicht auch eine gewisse Widerständigkeit, ein fast trotziges Refugium, denn das waren nicht alles Zeiten, in denen Klöster besonders beliebt waren.“ Alexanderdorf aber habe sich behauptet.

„Ich versuche, bei den meisten Stundengebeten anwesend zu sein und mitzubeten“, erzählt Bossong über ihre Besuche in Alexanderdorf. Die Laudes, das Morgenlob um 5.30 Uhr schätzt sie besonders. „Ich mag es, früh aufzustehen – aber so früh normalerweise dann doch nicht“, gesteht sie. Die besondere Atmosphäre, im Frühjahr und Herbst vor der Dämmerung aufzuwachen und zu erleben, wie der Tag beginnt und anfängt – „das empfinde ich als ein ganz großes Geschenk“.

Wenn man Nora Bossong zuhört, erscheint es gar nicht so wichtig zu sein, wie lange man im Kloster zu Gast ist. „Es ist schön, wenn ich eine Woche Zeit habe. Dann muss ich wieder zurück ins säkulare Leben und zu den ganz weltlichen Dingen. Aber auch zwei Tage dort sind schon viel wert. Weil diese Zeit anders tickt und die Gedanken einmal auf den Kopf gestellt werden.“

Eine ganz besondere Zeit im Jahr, um ein Kloster zu besuchen, sind für die Schriftstellerin die Raunächte – „die Zeit nach Heiligabend und nach den Weihnachtsfeiertagen, wenn es ganz, ganz dunkel ist und man vielleicht ohnehin einen inneren Rückzug und Kontemplation sucht“.

Rocco Thiede

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