Missbrauch – Katholische Sonntagszeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de Thu, 30 Oct 2025 16:05:24 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Kommission untersuchte Aktenbestand zum Missbrauch – Vorschläge zur Prävention https://www.katholische-sonntagszeitung.de/kommission-untersuchte-aktenbestand-zum-missbrauch-vorschlaege-zur-praevention-603766/ Thu, 30 Oct 2025 16:05:24 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=603766 AUGSBURG (jm) – Das Positive im höchst Negativen vorneweg: Der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs und die Unterstützung der Opfer haben sich im Bistum Augsburg deutlich in eine günstige Richtung entwickelt. Dies berichtete jetzt Hubert Paul, Vorsitzender der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Augsburg (UAKA), bei der Vorstellung einer umfassenden Studie, die an Bischof Bertram Meier übergeben worden ist. Es bleibt aber noch viel zu tun, um die schlimmen Fehler der Vergangenheit für die Zukunft soweit wie möglich zu verhindern.

Nach Auswertung von mehr als 1500 Personalakten von Geistlichen und der Erfassung eines Zeitraums bis ins Jahr 1948 zurück kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Bistums-Verantwortlichen in 35,48 Prozent der Fälle nicht angemessen gehandelt haben. Dieser Wert differiert allerdings stark innerhalb der Amtszeiten der Bischöfe.

Der Kommissionsvorsitzende erklärte: „Die höchsten Prozentwerte nicht angemessenen Verhaltens haben wir festgestellt für die Episkopate Dr. Freundorfer (1949 bis 1963, 54,5 Prozent), Dr. Stimpfle (1963 bis 1992, 63,6 Prozent) und Dr. Dammertz (1993 bis 2004, 68,8 Prozent). In der Folgezeit lag der Anteil nicht angemessener Reaktionen bei 33,3 Prozent (Bischof Dr. Mixa), 5,9 Prozent (Bischof Dr. Zdarsa) und 0 Prozent (Bischof Dr. Meier).“ Bei keinem der Verantwortungsträger sei ein persönliches Missbrauchsverhalten festgestellt worden.

Die Aufarbeitungskommission steht in enger Verbindung mit dem Unabhängigen Betroffenenbeirat (UBBA). Ihr gehören Juristen, eine Chefärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und eine Theologin an.  193 Taten wurden untersucht. Von 156 Betroffenen und Opfern waren im Verlauf der Jahrzehnte zwei Drittel männlichen Geschlechts und 42,5 Prozent Kinder. 77 Beschuldigte oder Täter wurden identifiziert.

Eine positive Erkenntnis für Hubert Paul lautet: „Nach 2002 entstanden nach und nach Leitlinien und Strukturen, welche der Aufdeckung von Missbrauch dienen und die Verantwortung gegenüber den Betroffenen betonen. Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen diese positive Entwicklung auch für das Bistum Augsburg.“ Paul, der viele Jahre Präsident des Augsburger Sozialgerichts war, befürchtet: „Missbrauch von Kindern und Jugendlichen kann nie vollständig verhindert werden.“ Es gelte aber, „ihm dauerhaft mit aller Kraft bereits vorbeugend entgegenzuwirken“.

Einladungsverbot

Um in Zukunft mit solchen Fällen sexualisierter Gewalt angemessener umgehen zu können, empfiehlt die UAKA dem Bistum eine Reihe von Maßnahmen: die Stärkung der Prävention, auch durch bessere Priesterausbildung und Sensibilisierung, die Schaffung einer Kultur der Achtsamkeit, eine Betroffenenfürsorge sowie ein transparentes Handeln der Verantwortungsträger. Als konkretes Beispiel nannte Paul ein Einladungsverbot von Priestern für unbegleitete Minderjährige in Pfarrhöfe oder Privatwohnungen. Dies könne auch vor unbegründeten Vorwürfen schützen.

Bischof Bertram Meier dankte für die viele Stunden umfassende, akribische ehrenamtliche Arbeit und betonte die Unabhängigkeit der Kommission. Er habe bis zur Übergabe keinerlei Details der Ergebnisse gekannt. Man sei der Kommission außerordentlich dankbar. 2010, erinnerte Meier, sei das Entsetzen groß gewesen, als sich immer mehr Betroffene von kirchlichem Missbrauch äußerten. Dieses Entsetzen bleibe, ebenso die Scham und Schuld gegenüber den Opfern. Er werde sich nun viel Zeit nehmen, um die Studie intensiv zu lesen und sich dann dazu äußern.

Hinweis

Die 206 Seiten umfassende Studie steht zur weiteren Information auf der Homepage der Aufarbeitungskommission und des Betroffenenbeirats unter www.aufarbeitungskommission-­augsburg.info.

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Katholische Nordbistümer verzögern die Missbrauchsaufarbeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de/katholische-nordbistuemer-verzoegern-die-missbrauchsaufarbeitung-603550/ Tue, 28 Oct 2025 08:56:05 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=603550 Die Unabhängige Aufarbeitungskommission Nord wirft den norddeutschen katholischen (Erz-)Bistümern Hamburg, Hildesheim und Osnabrück in einem neuen Zwischenbericht teils Defizite bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vor. Zwar gebe es sichtbare Fortschritte, sagte Kommissionsmitglied Ingo Frommeyer bei der Vorstellung des Berichts in Hamburg. Ein zentrales Problem bleibe aber der Zugang zu Unterlagen und Daten.

Die Kommission wurde 2022 auf Grundlage einer Vereinbarung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung eingerichtet. Ihr gehören Betroffenenvertreter sowie Fachleute aus Wissenschaft, Justiz, Verwaltung und Kirche an. Der jetzt vorgelegte Bericht markiert den Abschluss der ersten, dreijährigen Amtsperiode der Kommission.

Besonders das Erzbistum Hamburg verweigere bislang die Herausgabe von Fallzahlen, Beschuldigtenlisten und weiteren Unterlagen zur Aufarbeitung mit Hinweis auf den Datenschutz, sagte Frommeyer. Diese Argumentation halte man „nicht für tragfähig“ und habe deshalb gegen die Auslegung des Datenschutzes durch das Erzbistum vor einem kirchlichen Gericht geklagt.

Auch in den beiden anderen Diözesen seien die erbetenen Daten bislang nicht vollständig oder strukturiert übergeben worden, obwohl dort die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden seien.

Frommeyer sagte, das Problem sei „kein Vorwand“, aber Ausdruck einer „tausendprozentigen Vorsicht“ der Rechtsabteilungen der Bistümer. Die Diözesen seien zwar grundsätzlich interessiert an Aufarbeitung, doch der Datenschutz werde zu groß gemacht.

Das Erzbistum Hamburg betonte in einer Reaktion, Aufarbeitung nicht verhindern zu wollen. Es gehe lediglich um das Recht Betroffener, selbst über eine Offenlegung ihrer Daten zu entscheiden, erläuterte Generalvikar Sascha-Philipp Geißler.

Das Bistum Hildesheim arbeitet nach Auskunft eines Sprechers seit Monaten an einer Falldokumentation. Das Vorhaben sei allerdings sehr umfangreich.

KNA

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Papst will Sexuallehre nicht ändern – Leo sieht Bedrohung durch KI https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-will-sexuallehre-nicht-aendern-leo-sieht-bedrohung-durch-ki-600631/ Fri, 19 Sep 2025 07:46:31 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=600631 Papst Leo XIV. hat sich gegen eine Änderung der kirchlichen Sexuallehre und gegen kirchliche Segensfeiern für Homosexuelle ausgesprochen. In einem Interview mit dem US-Portal „Crux“ sagte der Papst, er wolle wie sein Vorgänger Franziskus jeden Menschen unabhängig von seiner Identität willkommen heißen. Die Lehre der Kirche zur Sexualität werde sich aber absehbar nicht ändern. Zudem warb Leo XIV. für die traditionelle Familie.

Die in Deutschland und anderen Ländern Europas eingeführte feierliche Segnung homosexueller Paare lehnt der neue Papst ab. Die in manchen Ländern „in Nordeuropa veröffentlichten Segensrituale für ‚Menschen, die einander lieben'“ verstießen „eindeutig gegen das von Papst Franziskus genehmigte Dokument Fiducia supplicans.“ In diesem Dokument hatte der Vatikan Ende 2023 die Segnung von Menschen in homosexuellen Partnerschaften erstmals überhaupt erlaubt. Zugleich betont das Dokument, dass es sich dabei nicht um feierliche Segnungen wie bei einer Ehe von Mann und Frau handeln dürfe.

Das Interview ist Teil eines Buches, das gestern in Peru erscheinen sollte. Die englischsprachige Online-Zeitung „Crux“ veröffentlichte zentrale Aussagen des Papstes im Wortlaut.

Alle LGBTQ-Themen führten zu einer Polarisierung in der Kirche; dies wolle er nicht vorantreiben, sagte der Papst. Die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern müsse wieder anerkannt und gestärkt werden, sie habe in den vergangenen Jahrzehnten „manchmal gelitten“. Er teile die Einschätzung aus anderen Erdteilen, dass westliche Gesellschaften derzeit zu sehr auf Fragen der sexuellen Identität fixiert seien.

Leo kündigte an, er werde wie sein Vorgänger Franziskus weiter über den Wert der Familie sprechen, die „auf dem feierlichen Versprechen eines Mannes und einer Frau beruht, das im Sakrament der Ehe gesegnet wird.“ Die Familie sei „das Fundament“ der Gesellschaft. „Wenn wir dieses Fundament wegnehmen, wird es sehr schwierig, auf anderen Wegen zu lernen, wie man einander liebt und respektiert.“ Mit Blick auf gleichgeschlechtlich liebende Paare bedeute dies „nicht, dass diese Leute schlechte Menschen sind“.

Unerwartet skeptisch zeigt sich Leo XIV., selbst studierter Mathematiker, zu den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Zukunft der Menschheit. Wörtlich sagte er: „Wenn wir den Wert der Menschlichkeit aus dem Blick verlieren und meinen, dass die digitale Welt Alles und das Ziel von Allem ist, und wenn die reichsten Menschen der Welt in KI investieren und dabei den Wert des Menschen und der Menschlichkeit total ignorieren, dann muss die Kirche ihre Stimme erheben.“

Anderenfalls, so warnt der Papst, bestehe „die Gefahr, dass die digitale Welt ihren eigenen Weg geht und wir nur noch die Bauern auf dem Schachbrett sind oder am Wegesrand liegen gelassen werden“. Mit Nachdruck warnte Leo, dass durch KI auch der Wert der menschlichen Arbeit und damit der Respekt für die Menschen auf dem Spiel stehe.

Zugleich betont er, dass KI in der Medizin und auf anderen Gebieten große Fortschritte gebracht habe. Die Kirche sei „überhaupt nicht gegen den technologischen Fortschritt; aber wenn wir die Beziehung zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Wissenschaft und Glauben verlieren, wird die Wissenschaft als eine leere, kalte Hülle übrig bleiben und großen Schaden dem zufügen, was die Menschheit ist“, mahnt das Kirchenoberhaupt.

Im Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche will Leo XIV. neben den Betroffenen auch die Rechte jener Geistlichen schützen, die zu Unrecht beschuldigt wurden. Die Opfer müssten „mit großem Respekt behandelt werden“, unterstreicht der Papst. Zugleich wendet er sich aber auch gegen falsche Missbrauchsvorwürfe. Auch wenn in 90 Prozent der Fälle die Anklagen zu Recht erhoben würden, gebe es bewiesene Fälle falscher Beschuldigungen. „Es gibt Priester, deren Leben dadurch zerstört wurde“, kritisiert der Papst.

Leo XIV. warnt die Kirche zudem davor, sich vom Missbrauchsskandal „vollständig in Beschlag nehmen zu lassen“. Sie habe den Auftrag, die Botschaft Jesu zu verkündigen, und die große Mehrheit der Geistlichen habe nie einen Menschen sexuell missbraucht. Deshalb könne sich die Kirche nicht ausschließlich auf dieses Thema konzentrieren; das entspreche nicht ihrem Auftrag und dem, was die Welt von der Kirche erwarte. Das Thema gehöre zu den vielen Herausforderungen, denen er sich stellen müsse, erklärt der seit vier Monaten amtierende Papst.

Ludwig Ring-Eifel und Alexander Brüggemann (KNA)

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Leo XIV.: Kirche muss mehr auf Missbrauchsbetroffene hören https://www.katholische-sonntagszeitung.de/leo-xiv-kirche-muss-mehr-auf-missbrauchsbetroffene-hoeren-600196/ Tue, 16 Sep 2025 09:51:48 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=600196 Papst Leo XIV. hat zu mehr Einsatz gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche aufgerufen. Die Kirche müsse lernen, „die Kleinsten und Schwächsten mit Behutsamkeit zu schützen“, sagte er im Petersdom. „Mögen wir lernen, auf eure Verletzungen zu hören und gemeinsam mit euch zu gehen“, richtete er sich an Menschen, die „Ungerechtigkeit und Gewalt durch Missbrauch erfahren“ haben.

Niemand könne ihnen das persönliche Geschenk wegnehmen, ein Kind Gottes zu sein. „Und die Kirche, deren einige Glieder euch leider verletzt haben, kniet heute gemeinsam mit euch vor der Mutter (Maria) nieder“, sagte der Papst beim Heilig-Jahr-Treffen für Menschen, die Leid und Trauer erfahren haben.

Ebenso erinnerte an den „kollektiven Schmerz ganzer Völker, die unter der Last von Gewalt, Hunger und Krieg um Frieden flehen“. Dieser „gewaltige Schrei“ verpflichte die Menschen, für ein Ende aller Gewalt zu beten und zu handeln. „Der wahre Trost, den wir vermitteln können müssen, besteht darin, zu zeigen, dass Frieden möglich ist und dass er in jedem von uns gedeihen kann, wenn wir ihn nicht unterdrücken“, unterstrich Leo. „Mögen insbesondere die Verantwortlichen der Nationen auf den Schrei so vieler unschuldiger Kinder hören, um ihnen eine Zukunft zu gewährleisten, die ihnen Schutz und Trost bietet“, sagte der Papst.

„In Momenten der Dunkelheit lässt Gott uns, auch wenn es anders aussehen mag, nicht allein. Gerade in diesen Momenten sind wir mehr denn je aufgerufen, auf die Nähe des Erlösers zu hoffen, der uns nie verlässt.“ In der Kirche seien Menschen auf der Suche nach Trost nie allein. „Den Kopf an eine Schulter zu legen, die dich tröstet, die mit dir weint und dir Kraft gibt, ist eine Medizin, auf die niemand verzichten kann, denn sie ist Zeichen der Liebe. Wo der Schmerz tief ist, muss die Hoffnung, die aus der Gemeinschaft entsteht, noch stärker sein. Und diese Hoffnung enttäuscht nicht.“

Bei der Andacht berichteten zwei Frauen von ihrem Umgang mit Schicksalsschlägen: Diane Foley aus den USA, deren Sohn Jim, ein Journalist, 2014 in Syrien von Dschihadisten getötet wurde, erzählte von Versöhnung und Vergebung durch die Kraft des Glaubens. Lucia Di Mauro Montanino aus Neapel berichtete, wie sie den Schmerz über die Ermordung ihres Mannes überwand, indem sie einen der jungen Täter traf und begleitete.

Zum „Heilig-Jahr-Treffen des Trostes“ hatten sich laut Vatikanangaben mehr als 8.500 Personen aus aller Welt angemeldet, besonders viele von ihnen aus Italien, Deutschland, Polen, Spanien, den USA, Kanada und Lateinamerika.

KNA

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Bischof gibt Anzeige gegen Kardinal Woelki an Vatikan weiter https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bischof-gibt-anzeige-gegen-kardinal-woelki-an-vatikan-weiter-597022/ Fri, 01 Aug 2025 07:43:34 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=597022 Eine kirchenrechtliche Anzeige von Missbrauchsbetroffenen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist an den Vatikan weitergegeben worden. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann leitete sie gemäß den Vorgaben über die Vatikanbotschaft in Deutschland (Apostolische Nuntiatur) an die römische Behörde für die Bischöfe, wie das Bistum Trier mitteilte.

Ackermann ist der dienstälteste Bischof der Kirchenprovinz Köln und als solcher für den Fall zuständig. Er habe sowohl die Betroffenen als auch Kardinal Woelki über das Vorgehen informiert.

Die Anzeige stammt vom Betroffenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz. Das unabhängige Gremium wirft dem Kölner Erzbischof vor, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung seine Amtspflicht verletzt und bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen einen Meineid geleistet zu haben. Das Erzbistum Köln wies diese Darstellung zurück. Experten beurteilen das Verfahren als völlig offen.

Die Anzeige, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, richtet sich an Papst Leo XIV. persönlich und wurde im Juli bei Bischof Ackermann eingereicht. Hintergrund sind zurückliegende Ermittlungen wegen möglicher Falschaussagen Woelkis zu zwei Missbrauchsfällen im Zuge zivilrechtlicher Presserechtsstreitigkeiten mit der „Bild“-Zeitung.

Das staatliche Verfahren wurde eingestellt – teils mangels hinreichenden Tatverdachts und teils gegen Auferlegung einer Geldzahlung. Die Staatsanwaltschaft betonte dabei, dass ein hinreichender Verdacht bestehe, dass Woelki eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben sowie einen fahrlässigen Falscheid abgelegt habe.

Der Betroffenenbeirat sieht es als nachgewiesen an, „dass der Kölner Erzbischof in unverantwortlicher und zugleich rechtswidriger Weise seinen Amtspflichten nicht nachgekommen ist“. In seiner Anzeige beruft sich das Gremium auf das Kirchenrecht. Die von der Staatsanwaltschaft festgestellten Pflichtverletzungen stellten eine Verletzung von Woelkis Amtspflichten dar. Zudem sei durch das Agieren des Erzbischofs „ein schweres Ärgernis“ in der Öffentlichkeit entstanden.

Das Erzbistum hatte darauf verwiesen, dass das staatliche Verfahren gegen den Kardinal rechtskräftig eingestellt worden sei: „Die vorgebrachten Anschuldigungen sind offenkundig haltlos und bauen – sicherlich unabsichtlich mangels besseren Wissens – auf einer Reihe falscher Annahmen und Behauptungen auf.“

KNA

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Staatsanwaltschaft stoppt Ermittlung gegen Heiligenkreuzer Pater https://www.katholische-sonntagszeitung.de/staatsanwaltschaft-stoppt-ermittlung-gegen-heiligenkreuzer-pater-596500/ Fri, 25 Jul 2025 08:36:24 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=596500 Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt sucht weiter nach dem Verfasser anonymer Briefe im Umfeld des österreichischen Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, habe sich der jüngste Verdacht nicht erhärtet.

Der ORF meldete am Mittwochabend, die Ermittler hätten einen Pater der Abtei als Verfasser eines anonymen Briefs identifiziert, der schwere Vorwürfe gegen das Stift Heiligenkreuz erhebt. Im Brief würden unter anderem sexueller Missbrauch und die Verletzung des Beichtgeheimnisses angeprangert.

Gegenüber der KNA bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft den ORF-Bericht. Jedoch habe man die Ermittlungen gegen den Geistlichen wieder eingestellt. Der Pater habe in einer Vernehmung die Vorwürfe bestritten. Zudem seien die vorliegenden Beweise nicht ausreichend für weitere Ermittlungen gegen ihn. Nun ermittle man weiter.

Darüber hinaus ermittelt auch die Kirche selbst. Im Juni hatte der Vatikan eine Apostolische Visitation der Abtei im Wiener Wald angekündigt. Das zuständige Dikasterium in Rom erklärte in einem Schreiben, es habe Hinweise erhalten, die die Leitung und Verwaltung des Stiftes betreffen. Ziel der Visitation ist es, diesen Hinweisen nachzugehen. Die Visitation soll im Herbst beginnen.

KNA

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Thema Missbrauch ist Chefsache – Geld für Betroffene https://www.katholische-sonntagszeitung.de/thema-missbrauch-ist-chefsache-geld-fuer-betroffene-593530/ Fri, 27 Jun 2025 08:23:13 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=593530 Das Bistum Fulda hat mehr als 500.000 Euro an Betroffene sexuellen Missbrauchs gezahlt. Das teilte die Pressestelle auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber kritisierte in dem Zusammenhang den früheren Erzbischof Johannes Dyba für dessen Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche. Er sei auf Menschen gestoßen, die ihm von erlittenem Leid durch das Verhalten Dybas berichteten, sagte er – und monierte unter anderem, dass dieser das Thema Missbrauch delegiert habe.

„Ich habe als Bischof eine Letztverantwortung und vor allem auch eine moralische Verantwortung für solche Vorgänge – und ich habe die Pflicht, mich informieren zu lassen über derartig gravierende Personalvorgänge“, betonte Gerber. Der Bischof äußerte sich eine Woche nach der Präsentation eines Abschlussberichts über Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2024.

Demnach gab es seit 1945 mindestens 120 mutmaßlich Betroffene von sexuellem Missbrauch und 37 mutmaßliche Täter. Mit Blick auf Erzbischof Dyba, der das Bistum von 1983 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 leitete, bilanzierte die Aufarbeitungskommission, dass es zwar Hinweise, aber keine „manifesten Belege“ dafür gebe, dass er etwa an der Versetzung von Missbrauchsbeschuldigten aktiv beteiligt war.

Vielmehr hätten die jeweiligen Bischöfe von 1977 bis 2003 die gesamte Personalverantwortung in die Hände von Weihbischof Johannes Kapp gegeben, der während dieser Zeit Personalchef des Bistums war. Dieses Vorgehen erzeugt beim heutigen Bischof Unverständnis: Delegation sei ein wichtiges Führungsinstrument, doch so wie es im Bistum Fulda offenbar gehandhabt wurde, „geht und ging das nicht.“

„Dieses Thema bleibt Chefsache. Ich habe Verantwortung übernommen – und ich werde sie auch weiterhin wahrnehmen“, betonte Gerber auf Anfrage der KNA. „Mir ist bewusst, dass Vertrauen nicht einfach eingefordert werden kann. Es wächst nur durch konsequentes, glaubwürdiges Handeln – Schritt für Schritt.“ Nach seinen Angaben wurden bis Juni an 26 Personen Leistungen in Höhe von rund 513.500 Euro gezahlt – im Durchschnitt 19.750 Euro pro Person.

Gerber konstatierte zudem ein systemisches Versagen der Kirche. Es gelte, strukturelle Schwächen zu erkennen, zu benennen und zu verändern; dies sei die Verantwortung des Bistums insgesamt und des Bischofs persönlich, sagte Gerber. Gespräche mit der Aufarbeitungskommission, die den Bericht für das Bistum erarbeitete, sollen zeigen, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden können.

Er berichtete, dass er während seiner bisherigen Amtszeit bereits sechs Priester aus dem Dienst nehmen musste – darunter auch zwei wegen sexualisierter Gewalt. In mehreren Fällen lagen bereits während der Ausbildung Hinweise vor, die nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Nun sei entscheidend, wie das Bistum mit den Erkenntnissen aus dem Bericht umgehe.

„Und wir werden notfalls – wie bereits in den vergangenen Jahren – auch vor harten Personalentscheidungen nicht zurückschrecken“, sagte Gerber der KNA. „Missbrauchsbegünstigende Strukturen bestehen fort“ im Bistum Fulda, heißt es unter anderem im Bericht – dies sei bei den Entscheidungen über Konsequenzen zu bedenken. Der Bischof verwies explizit auf die Personalpolitik und Schulungs- sowie Fortbildungsveranstaltungen für kirchlich Beschäftigte.

„Wir werden an unserem Handeln in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren gemessen“, sagte Gerber. Wer etwa Strukturen schaffe, die Überforderung reduzierten und Selbstwirksamkeit ermöglichten, schütze damit auch vor einem Missbrauch von Macht, erläuterte der Bischof. Er verwies auf die Einführung von Verwaltungsleitungen in Großpfarreien sowie die Förderung teamorientierter Leitungsmodelle.

Pfarrer würden so von Bürokratie entlastet und Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Die Möglichkeit der vorzeitigen Pensionierung kann laut Gerber helfen, die eigene Lebens- und Berufssituation realistisch und verantwortungsvoll zu gestalten.

Die Kommission hat im Bericht auch Vorschläge zur Fortführung der Aufarbeitung festgehalten. Ihr Auftrag endet laut Bistum im September. „Aber wie schon geschildert, geht die eigentliche Arbeit ja jetzt erst los“, sagte Gerber der KNA. In welcher Struktur, sei noch zu entscheiden.

KNA

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Mindestens 120 Missbrauchsbetroffene im Bistum Fulda https://www.katholische-sonntagszeitung.de/mindestens-120-missbrauchsbetroffene-im-bistum-fulda-592333/ Wed, 18 Jun 2025 07:27:50 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=592333 Eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda hat nach vier Jahren ihren 319-seitigen Abschlussbericht vorgestellt. Demnach gab es seit 1945 mindestens 120 mutmaßlich Betroffene. Zudem konnten 37 Beschuldigte ausgemacht werden, bei denen das Gremium keine begründeten Zweifel an einer Täterschaft sieht.

„Missbrauchsopfer wurden in ihren Nöten und ihrem Leid bis zum Jahr 2010 nicht beachtet. Man war blind für das Leid der Betroffenen“, sagte der Kommissionssprecher und ehemalige CDU-Oberbürgermeister von Fulda, Gerhard Möller. Die Kommission geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Beschuldigte seien bis zur Jahrtausendwende regelmäßig mit Nachsicht behandelt worden. „Das Ansehen der Kirche sollte nicht beschädigt werden“, sagte Möller. Es habe „möglichst unauffällig“ Versetzungen ohne Angabe von Gründen gegeben. In Pfarreien hätten sich zuweilen große Teile hinter die Beschuldigten gestellt, während Betroffene gemieden worden seien.

Bischof Michael Gerber, der das Bistum seit 2019 leitet und auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, zeigte sich erschüttert, als ihm der Bericht übergeben wurde. „Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen, und ich bitte um Entschuldigung – und ich weiß, dass eine Bitte nicht genügt.“

Das Bistum stehe in der Verantwortung. Gerber versprach, die Aufarbeitung fortzuführen und die Prävention weiter auszubauen. Er will sich nach Lektüre des Berichts am 26. Juni ausführlich dazu äußern.

Mit Blick auf Erzbischof Johannes Dyba, der das Bistum von 1983 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 leitete, bilanzierte die Kommission, dass es zwar Hinweise, aber keine „manifesten Belege“ dafür gebe, dass er etwa an der Versetzung von Missbrauchsbeschuldigten aktiv beteiligt gewesen sei. Vielmehr hätten die jeweiligen Bischöfe von 1977 bis 2003 die gesamte Personalverantwortung in die Hände von Weihbischof Johannes Kapp gegeben, der während dieser Zeit Personalchef des Bistums war.

Es habe sich bei der Analyse der Akten der Eindruck aufgedrängt, dass „alle Beteiligten froh waren, dass sie mit der Sache nichts zu tun hatten“, sagte Möller.

Kommissionsmitglied und Betroffenenvertreter Stephan Auth erklärte, eine rein strafrechtliche Beurteilung der Verantwortlichkeiten der Bistumsleitungen sei nicht ausreichend – gerade mit Blick auf Erzbischof Dyba, „der die Republik ja mit seinen moralischen Vorstellungen geradezu geflutet hat“.

Die Kommission prüfte auch das persönliche Handeln von Altbischof Heinz Josef Algermissen (82). Allerdings habe auch dieser nicht persönlich die Personalverantwortung für das Bistum wahrgenommen. Es sei nicht erkennbar gewesen, dass Algermissen zumindest vor 2010 Konsequenzen aus Missbrauchsfällen gezogen habe. Der Altbischof sei offenbar nicht aktiv in solche Vorgänge involviert gewesen und habe diese den Generalvikaren als Verwaltungschefs überlassen.

Die Aufarbeitungskommission sichtete in den vergangenen vier Jahren unabhängig und systematisch 2.124 Personalakten von 1945 bis Dezember 2024. Demnach kam es 239 Mal zu strafbaren sexuellen Handlungen. An 37 Betroffene wurden finanzielle Leistungen in Anerkennung des Leids geleistet.

In der Kommission sitzen mehrere Juristen, eine Sozialpädagogin, eine Sozialarbeiterin sowie eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Hinzu kommen zwei Betroffene aus dem gemeinsamen Betroffenenrat der Bistümer Fulda und Limburg.

Ähnliche Kommissionen gibt es in allen katholischen Bistümern in Deutschland. Sie gehen auf eine Vereinbarung der Bischöfe aus dem Jahr 2020 mit dem damaligen Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zurück. Nach Angaben der aktuellen Bundesbeauftragten ist die Kommission in Fulda die erste, die einen Abschlussbericht vorlegt.

Karin Wollschläger und Matthias J. Berntsen (KNA)

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Papst nimmt Rücktrittsgesuch von Bischof Hanke an https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-nimmt-ruecktrittsgesuch-von-bischof-hanke-an-591520/ Tue, 10 Jun 2025 08:17:07 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=591520 Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ist zurückgetreten. Papst Franziskus hatte dem Bistum zufolge noch vor seinem Tod ein entsprechendes Rücktrittsgesuch angenommen – für einen damals noch nicht terminierten Zeitpunkt. Nun ist der Rücktritt des 70-jährigen Bischofs erfolgt. Nach den geltenden kirchlichen Regularien bieten Bischöfe ihren Rücktritt dem Papst erst mit ihrem 75. Geburtstag an.

In einem Brief Hankes heißt es, er wolle in die Seelsorge zurückkehren. „Dieser Schritt, der aus einem tiefen geistlichen Ringen hervorging, ist getragen von der Sehnsucht, wieder unmittelbarer für die Menschen da zu sein – als Priester und geistlicher Begleiter, nicht mehr als Entscheidungsträger im Vordergrund.“

Hanke war seit 2006 Bischof von Eichstätt gewesen; er wurde von Papst Benedikt XVI. ernannt. In der Deutschen Bischofskonferenz gehörte der aus dem Benediktinerorden kommende Hanke zur Minderheit der grundsätzlichen Kritiker des Synodalen Wegs zur Reform der katholischen Kirche. Zuvor war er Abt der oberpfälzischen Abtei Plankstetten gewesen. Im vergangenen Jahr feierte er seinen 70. Geburtstag.

Nach vielen Herausforderungen und Krisen spüre er eine „innere Ermüdung“, schreibt Bischof Hanke weiter. Er verweist auf den Konflikt um die Präsidentenwahl an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt und auf den Finanzskandal in seinem Bistum sowie das Thema Missbrauch. Die Gespräche mit Betroffenen seien führ ihn besonders erschütternd gewesen: „Manches in mir hat sich dadurch verändert.“

Als einfacher Pater wolle er in Zukunft außerhalb des Bistums direkt mit Menschen arbeiten, sie in Glaubensfragen begleiten und auf die Sakramente vorbereiten. Seine bischöflichen Insignien wird er demnach ablegen, als bewusste Entscheidung für Bescheidenheit und Nähe zur Basis – obwohl die Bischofsweihe nach katholischem Verständnis unaufhebbar ist.

Hanke bat er um Verzeihung, wo er Erwartungen nicht erfüllt oder Menschen verletzt haben könnte. Die offizielle Verabschiedung ist am Willibaldsonntag (6. Juli) geplant. Eine große Feier wird es auf Wunsch Hankes nicht geben: Für die Ortskirche von Eichstätt sei viel mehr der Blick in die Zukunft wichtig.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dankte Hanke für sein Wirken. Besonders hob er dessen Engagement in der Kommission für Ehe und Familie und der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz hervor sowie im weltkirchlichen Bereich.

Angesichts der Differenzen in Bezug auf den Synodalen Weg schlug Bätzing versöhnliche Töne an: „Bei allen Spannungen“ wolle er Hanke für dessen „Mitgehen auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland danken. Ich weiß, dass Du Dich damit zunehmend schwergetan hast, aber Deine aktive Präsenz bei den Synodalversammlungen möchte ich an dieser Stelle eigens benennen.“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Hanke als „engagierten Seelsorger im Dienst des Evangeliums“. Auch der Einsatz für Ökologie und Nachhaltigkeit sowie die Anliegen der Landwirtschaft seien für Hanke schon in seiner Zeit als Abt der Abtei Plankstetten Herzensangelegenheiten gewesen. Zudem erinnerte Marx an den Einsatz Hankes für die KU.

KNA

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Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung aufgelöst https://www.katholische-sonntagszeitung.de/gremium-zur-missbrauchsaufarbeitung-aufgeloest-590980/ Wed, 04 Jun 2025 07:32:27 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=590980 In einem bundesweit einmaligen Vorgang haben die zuständigen Bischöfe die gemeinsame Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin sowie den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz aufgelöst. Nach dem Rücktritt weiterer Mitglieder des Gremiums hätten sie beschlossen, die Amtszeit der verbliebenen Mitglieder zum 31. Mai zu beenden, teilte das Erzbistum Berlin im Nachgang mit.

Zur Begründung verweisen die Bischöfe auf den jüngsten Jahresbericht der Kommission vom November sowie ein Minderheitsvotum von Betroffenenvertretern vom Februar, worin anhaltende kommunikative Probleme und eine dysfunktionale Arbeit beklagt würden. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sprach von einem „fatalen Signal“.

Die Bischöfe folgen mit der Auflösung der Kommission „der vielfach vorgetragenen Bewertung, dass eine weitere Zusammenarbeit in dem gegebenen Rahmen trotz aller Bemühungen nicht möglich zu sein scheint“, heißt es in der Erklärung. Sie bedauerten diese Entwicklung ausdrücklich. „Sie fühlen sich dem Anliegen der Aufarbeitung weiterhin verpflichtet und wollen sorgfältig prüfen, wie diese Aufarbeitung konstruktiv fortgeführt werden kann.“

Zuständig sind Erzbischof Heiner Koch (Berlin) sowie die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen). Zudem war die Katholische Militärseelsorge, die ihren Sitz in Berlin hat, ebenfalls mit im Verbund.

Die sogenannte Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) konstituierte sich am 10. Mai 2023. Die neun Mitglieder wurden von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt. Das Gremium war nicht Teil kirchlicher Strukturen und arbeitete weisungsfrei.

Aufgabe der Kommission war es, das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den beteiligten Bistümern sowie kirchliche Rahmenbedingungen, die Missbrauch fördern könnten, zu ermitteln sowie zu bewerten und auf wirksame Präventionsmaßnahmen hinzuwirken. Ferner sollten Betroffene ermutigen werden, von ihren Erfahrungen zu berichten.

Grundlage für die Berufung der Kommission ist eine Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz und des damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, aus dem Jahr 2020. Entsprechende Aufarbeitungs-Kommissionen wurden seitdem in allen Bistümern Deutschlands eingerichtet.

Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung sagte Claus der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), über mögliche Lösungen und Alternativen sei nicht gesprochen worden. „Damit wird Betroffenen sexualisierter Gewalt der Boden für eine unabhängige Aufklärung und Aufarbeitung entzogen“, kritisierte die Beauftragte. Auch ein Scheitern einer solchen Kommission dürfe nicht dazu führen, Betroffene neuerlich im Stich zu lassen: „Ich erwarte von Erzbischof Koch und seinen Amtskollegen, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass auch für die kommenden drei Jahre verlässliche Strukturen geschaffen werden, über die die Vorgaben der Gemeinsamen Erklärung umgesetzt werden.“

Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch äußerte ihr Bedauern über die Auflösung. Zugleich sagte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch, der KNA, das dürfe nicht das Ende der Aufarbeitung in den drei Bistümern sein. Es brauche auch weiterhin eine unabhängige Aufarbeitungskommission.

Wichtige Anliegen seien noch nicht oder nur unzureichend angegangen worden. Es wäre von Anfang an besser gewesen, statt eines bistumsübergreifenden Gremiums jeweils eigene Untersuchungskommissionen in den Bistümern Berlin, Dresden-Meißen und Erfurt zu bilden.

Karin Wollschläger und Birgit Wilke (KNA)

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