Religionsfreiheit – Katholische Sonntagszeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de Wed, 22 Oct 2025 08:36:23 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Weite Teile der Menschheit können Glauben nicht frei leben https://www.katholische-sonntagszeitung.de/weite-teile-der-menschheit-koennen-glauben-nicht-frei-leben-603202/ Wed, 22 Oct 2025 08:30:23 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=603202 Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hat 2023 und 2024 in 62 Ländern schwerwiegende Verletzungen der Religionsfreiheit registriert. Mehr als 5,4 Milliarden Menschen seien von Verfolgung oder Diskriminierung betroffen, heißt es in der in Rom vorgestellten Auswertung „Religionsfreiheit weltweit 2025“. Nur in zwei dieser Länder, Kasachstan und Sri Lanka, habe sich die Lage im Berichtszeitraum verbessert.

Das Hilfswerk resümiert: Das grundlegende Menschenrecht sei nicht mehr nur gefährdet. Es werde inzwischen großen Teilen der Menschheit vorenthalten.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bezeichnete die Ergebnisse als „besorgniserregend“. Alle Menschen verdienten Freiheit von jeder Form von Zwang in Glaubensfragen, sei es durch subtilen sozialen Druck oder staatliche Vorschriften. Religionsfreiheit sollte als Bürgerrecht in Verfassungen, Gesetzen und internationalen Verträgen verankert werden, forderte die Nummer zwei des Vatikans.

Laut dem Report sind autoritäre Regime die größte Bedrohung der Religionsfreiheit. In Ländern wie China, Eritrea, Iran und Nicaragua seien Gläubige weitreichender Überwachung und restriktiven Gesetzen ausgesetzt. Autoritäre Machtstrukturen seien in 19 Ländern eine der Hauptursachen für Verfolgung und in 33 weiteren Staaten Grundlage für Diskriminierung.

Als weitere wichtige Faktoren werden religiöser Extremismus und ein zunehmender ethnisch-religiöser Nationalismus genannt. Dschihadistische Gruppen breiteten sich von Nordafrika bis nach Pakistan aus. Sie nähmen Christen wie Muslime ins Visier, die ihre Ideologie ablehnten. In Indien, Sri Lanka und Nepal, aber auch in den palästinensischen Gebieten und Israel würden religiöse Minderheiten diskriminiert.

Durch religiöse Verfolgung verlieren laut „Kirche in Not“ immer mehr Menschen ihre Heimat, zum Beispiel in Nigeria und der gesamten Sahelzone: „Religiöse Verfolgung ist eine wesentliche und oftmals übersehene Ursache für die weltweiten Flüchtlingskrisen unserer Zeit.“

Auch die Auswirkungen der Krise in Nahost werden erwähnt. Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Ausbruch des Gaza-Krieges sei es in Europa, Nord- und Südamerika zu einer Welle antisemitischer und antimuslimischer Vorfälle gekommen, heißt es. In Frankreich und Deutschland hätten sich die Straftaten in diesem Zusammenhang vervielfacht.

KNA

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Im 21. Jahrhundert wurden 1.624 Christen wegen des Glaubens getötet https://www.katholische-sonntagszeitung.de/im-21-jahrhundert-1-624-christen-wegen-des-glaubens-getoetet-599809/ Tue, 09 Sep 2025 07:43:52 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=599809 Mit einer großen Feier wollen die christlichen Kirchen an die mehr als 1.600 Christen erinnern, die im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts wegen ihres Glaubens getötet wurden. Wie Vatikansprecher Matteo Bruni in einer Pressekonferenz mitteilte, soll die Zeremonie am Sonntag (14. September) in der römischen Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern unter Leitung von Papst Leo XIV. stattfinden.

Geistliche mehrerer christlicher Kirchen werden daran teilnehmen, darunter auch ein Vertreter des russisch-orthodoxen Patriarchats von Moskau. Unter den aus Glaubensgründen Getöteten sind Angehörige vieler christlicher Kirchen und Konfessionen.

Der italienische Kirchenhistoriker Andrea Riccardi berichtete bei der Vorstellung der geplanten Feier, seit dem Jahr 2000 seien bereits 1.624 Christen im Vatikan namentlich registriert worden, die man wegen ihres Glaubens getötet habe. Eine eigene Vatikan-Kommission, die mit der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen zusammenarbeitet, ist für die Verifizierung der Fälle zuständig.

Laut Riccardi hat sich die „Landschaft der Märtyrer“ im Vergleich zum 20. Jahrhundert deutlich verändert. Damals seien die meisten Märtyrer Opfer der Verfolgung durch totalitäre Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus gewesen. Im laufenden Jahrhundert seien es oft militante Islamisten oder Angehörige mafiöser Vereinigungen, die Christen töten.

Die meisten Opfer von Christenverfolgung seien in Afrika zu beklagen, gefolgt von Asien (mit Ozeanien) und Lateinamerika. Dort würden vor allem Christen getötet. die sich für die Verteidigung der Rechte der Landbevölkerung einsetzten.

In Europa sind laut Vatikan-Erkenntnissen im laufenden Jahrhundert 43 Christen wegen ihres Glaubens getötet worden. Zudem seien 110 aus Europa stammende Missionare und christliche Entwicklungshelfer in anderen Kontinenten umgebracht worden.

Darunter sind laut einer Mitteilung des Märtyrer-Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Helmut Moll, auch 14 Deutschsprachige, darunter zwei Österreicher und je ein Schweizer und ein Südtiroler. Vier der deutschsprachigen Märtyrer wurden im Jemen getötet, zwei in Afghanistan, die übrigen in anderen Ländern. Unter den deutschsprachigen Märtyrern des 21. Jahrhunderts sind neben katholischen auch mehrere freikirchliche Missionare.

KNA

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Papst Leo XIV. warnt vor „Bulimie der Sozialen Medien“ https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-leo-xiv-warnt-vor-bulimie-der-sozialen-medien-596968/ Thu, 31 Jul 2025 07:57:05 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=596968 Papst Leo XIV. hat zu Achtsamkeit in der persönlichen und digitalen Kommunikation aufgerufen. Die Welt sei von einem Klima der Gewalt und des Hasses durchdrungen, das die Menschenwürde verletze, sagte er am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.

„Wir leben in einer Gesellschaft, die an einer ‚Bulimie‘ der Sozialen Medien erkrankt: Wir sind hypervernetzt, werden mit Bildern bombardiert, manchmal auch falschen oder verzerrten Bildern. Wir werden von einer Vielzahl von Botschaften überwältigt, die in uns einen Sturm widersprüchlicher Emotionen auslösen“, gab Leo XIV. zu bedenken.

Viele Menschen erlebten, dass sie nur teilweise verstanden oder komplett missverstanden würden, sagte er vor Tausenden vor allem jungen Menschen. Statt komplett „abzuschalten“ und sich zurückzuziehen, sollten sie Christus bitten, „unsere Art zu kommunizieren zu heilen – nicht nur, um effektiver zu sein, sondern auch, um zu vermeiden, andere mit unseren Worten zu verletzen“, sagte der Papst.

Erneut äußerte Leo XIV. „tiefen Schmerz“ über den Terroranschlag vom Wochenende auf Christen im Ostkongo, bei dem mehr als 30 Menschen starben und viele verletzt wurden. Er bete für die Opfer und alle Christen in der Welt, die Gewalt und Verfolgung ausgesetzt seien. An die Verantwortlichen auf lokaler und internationaler Ebene appellierte er, zusammenzuarbeiten, um solche „Tragödien“ künftig zu verhindern.

Weiter erinnerte der Papst an den Vertrag von Helsinki, in dem vor 50 Jahren Eckdaten zur Sicherheit in Kriegen formuliert wurden. „Heute ist es wichtiger als jemals zuvor, den Geist von Helsinki zu bewahren, den Dialog fortzusetzen, die Zusammenarbeit zu stärken und die Diplomatie zum bevorzugten Mittel zur Konfliktvermeidung und -lösung zu machen“, sagte er.

Mit Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) am 1. August 1975 hätten die 35 Staaten eine Rückkehr zu Menschenrechten eingeleitet. Besonderes Augenmerk habe auf der Religionsfreiheit gelegen, einem der Fundamente der damals entstehenden Architektur der Zusammenarbeit im Kalten Krieg. Die Konferenz-Teilnahme des Heiligen Stuhls durch Erzbischof Agostino Casaroli (1914-1998), Kardinalstaatssekretär und Chefdiplomat von Papst Paul VI., habe dazu beigetragen, das politische und moralische Engagement für den Frieden zu fördern, unterstrich Leo.

Vor der Generalaudienz, der ersten nach einer vierwöchigen Pause, hatte der Papst eine ausgiebige Runde im Papamobil über den Petersplatz gedreht, Hände geschüttelt, Kleinkinder gesegnet und kleine Geschenke wie T-Shirts, Flaggen und Basecaps entgegengenommen.

Auf der Piazza waren auch viele Teilnehmer des Weltjugendtreffens, zu dem der Vatikan bis Sonntag mindestens eine halbe Million Menschen aus rund 150 Ländern erwartet. Schon am Dienstagabend war der Papst überraschend nach der offiziellen Begrüßungsmesse auf dem Petersplatz aufgetreten und von den jungen Menschen begeistert empfangen worden. Er ermutigte sie, Frieden und Hoffnung in die Welt zu tragen.

KNA

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Kultusministerium will nach Kruzifix-Urteil Konsequenzen prüfen https://www.katholische-sonntagszeitung.de/kultusministerium-will-nach-kruzifix-urteil-konsequenzen-pruefen-595510/ Mon, 14 Jul 2025 07:56:58 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=595510 Nach dem Anti-Kruzifix-Urteil aus Bayern will das Kultusministerium im Freistaat Konsequenzen für den Einzelfall prüfen. „Wir nehmen das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Bayern zur Kenntnis und setzen uns intensiv mit dessen Begründung auseinander“, erklärte Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zuvor hatte der „Münchner Merkur“ unter Berufung auf das Ministerium berichtet, das Hallertau-Gymnasium im oberbayerischen Wolnzach sehe keinen Anlass, das Kruzifix abzuhängen. Das Urteil betreffe vor allem die innere Einstellung der zwei Klägerinnen, die aber nicht mehr an der Schule seien.

Das Ministerium verwies zudem auf die historische Entwicklung des Gebrauchs von Kreuzen in Schulen im Freistaat. Anders als in Grund-, Mittel- und Förderschulen ist für Gymnasien nicht angeordnet, Kreuze in Klassenzimmern aufzuhängen. Dies liege daran, dass es dort schon in der Vergangenheit keine Vorschriften und auch keine Konflikte zur Anbringung von Kreuzen gegeben habe, hieß es. Eine gesetzliche Regelung sei daher bewusst nicht eingeführt worden, obwohl dies rechtlich möglich sei. Das Kreuz stehe auch für die Achtung von Menschenwürde, Toleranz und Nächstenliebe.

Unterdessen gibt es neue Wortmeldungen zu dem Urteil. Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl erklärte auf Instagram: Kreuze sollten Christen zwar nicht von Anders- und Nichtgläubigen abgrenzen, sondern eine Einladung zu Offenheit, Dialog, Toleranz und Respekt in einer pluralen Gesellschaft sein. Aber: „Wie dies in der Praxis grundsätzlich und in konkreten Einzelfällen umgesetzt und gelebt wird, haben Politik und Justiz unter Beachtung der Religionsfreiheit zu entscheiden.“ Grundsätzlich begrüßte Gössl die Sichtbarkeit von Kreuzen im Alltag. Das Kreuz erinnere an die christlichen Wurzeln und an Werte, die das Zusammenleben prägten.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierte das Urteil. „Wir wollen diese Kreuze aufhängen“, sagte Dobrindt bei Welt TV. Der Minister riet zu einem pragmatischen Umgang mit der Gerichtsentscheidung: „Dann hängt das halt über einen anderen Eingang.“ Das Kreuz drücke „mehr aus als den christlichen Glauben“, nämlich „eine Wertehaltung dieser Gesellschaft“. Er finde es richtig, dass viel von Toleranz gesprochen werde, gebe jedoch zu bedenken: „Die Grundlage der Toleranz ist der christliche Glaube. Das könnte man ja auch mal mit einem Kreuz zur Darstellung bringen.“

Am Mittwoch hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof entschieden, dass das Kruzifix die negative Religionsfreiheit von zwei Schülerinnen verletzt habe, die das betreffende staatliche Gymnasium mittlerweile mit dem Abitur verlassen haben. Negative Religionsfreiheit meint die Freiheit, keinen bestimmten Glauben zu haben. Gegen das Urteil wurde keine Revision zugelassen. Dagegen kann binnen eines Monats Beschwerde eingelegt werden.

KNA

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Religionsfreiheit ist zentrales Grundrecht https://www.katholische-sonntagszeitung.de/vatikan-aussenminister-religionsfreiheit-zentrales-grundrecht-donnerstag-06-juni-2024-09-38-00-40119/ Thu, 06 Jun 2024 05:38:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/vatikan-aussenminister-religionsfreiheit-zentrales-grundrecht-donnerstag-06-juni-2024-09-38-00-40119/ Die Religionsfreiheit ist nach der Überzeugung des vatikanischen Außenministers Erzbischof Paul Gallagher das erste und wichtigste Grundrecht. In einem Vortrag am Mittwoch in Rom sagte Gallagher: "Wer die Religionsfreiheit angreift, bedroht alle Grundrechte, denn sie lassen sich alle aus dem Recht auf Gewissensfreiheit ableiten."

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Der aus England stammende Diplomat äußerte sich bei einem Kongress auf dem Gelände des Souveränen Malteserordens in Rom. Veranstalter waren unter anderen der Thinktank "Atlantic Council", die katholische Universität Notre Dame (beide USA) und die Botschaft des Malteser-Ordens beim Heiligen Stuhl.

Gallagher erinnerte daran, dass nach der Reformation in Europa lange der Grundsatz galt, dass die Untertanen sich am Glauben ihres Herrschers orientieren mussten. Dieser Konfessionalismus habe die Gewissensfreiheit eingeschränkt. Die katholische Kirche habe erst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) im Jahr 1965 die Gewissensfreiheit als Wert anerkannt. Seither hätten alle Päpste dessen Verteidigung durch die Staaten weltweit eingefordert.

Der vatikanische Spitzendiplomat beklagte, die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft seien derzeit die Christen. Leider nehme die Unterdrückung der Glaubensfreiheit in mehreren Bereichen zu. Zum einen wachse der religiöse Fundamentalismus, oft in Verbindung mit einem ausgrenzenden, die eigene Identität betonenden Nationalismus.

Zum anderen gebe es in Nordeuropa und Nordamerika eine zunehmende Tendenz in vielen Staaten, die weltanschauliche Neutralität aufzugeben und eine liberale Ideologie durchzusetzen. Dabei lege dann der Staat fest, was rechtgläubige und was häretische Meinungen seien; zu letzten gehörten oft religiöse Überzeugungen.

Als Beispiele nannte Gallagher die Gender-Politik und die Gesetze zur Regelung der Reproduktions-Rechte. Wer hier aufgrund religiöser Überzeugungen andere Meinungen vertrete, werde als Abweichler ausgegrenzt. Auch dies bedrohe die Religionsfreiheit.

Viele Staaten und internationale Institutionen, sagte Gallagher weiter, sähen Religionen heute als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung an. Das müsse sich ändern. Wenn einige Glaubensgemeinschaften sich angesichts von Anfeindungen in ein Ghetto zurückzögen, sei das verständlich, aber nicht hilfreich. Religionsgemeinschaften müssten dafür werben, dass ihre Bereitschaft zur Mitarbeit am Gemeinwohl anerkannt und geschätzt werde.

KNA

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Jüdisches Fest wird bei Terminen für Abiprüfung 2024 beachtet https://www.katholische-sonntagszeitung.de/juedisches-fest-wird-bei-terminen-fuer-abipruefung-2024-beachtet-montag-21-august-2023-11-26-00-22839/ Mon, 21 Aug 2023 07:26:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/juedisches-fest-wird-bei-terminen-fuer-abipruefung-2024-beachtet-montag-21-august-2023-11-26-00-22839/ Bei der Terminplanung für die Abiturprüfungen 2024 werden die Bundesländer das jüdische Fest Pessach berücksichtigen. Alle Länder tragen mit, dass die Englischklausur nicht am 22. April stattfindet, wie ein Sprecher der Kultusministerkonferenz bestätigte. Pessach beginnt im nächsten Jahr am Abend des 22. April. Zuerst hatte die "Jüdische Allgemeine" über Terminverschiebungen beim Abiturwegen des Festes berichtet.

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Immer wieder wird Kritik daran laut, dass in Deutschland etwa bei Schul- oder Universitätsprüfungen nichtchristliche Feiertage oder der jüdische Ruhetag Schabbat nicht oder zu wenig beachtet würden. Religiöse Juden fühlen sich an die Arbeitsruhe am Schabbat und an bestimmten Feiertagen gebunden. Beklagt wird, dass zum Beispiel Prüfungstermine auf hohe Feiertage fallen, was praktizierende jüdische Studierende in große Konflikte stürzen und im Zweifelsfall dazu führen kann, dass sie eine Prüfung nicht antreten – und sich damit zum Beispiel ein Studium deutlich verlängern kann.

"Wir freuen uns, dass wir durch gemeinsame Anstrengungen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland eine Verschiebung der Landesabiturtermine 2024 erreichen konnten", erklärte der Schuldezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Harry Schnabel, auf Facebook. "Die schriftlichen Abiturprüfungen 2024 finden nun vom 17. April bis 8. Mai statt, fallen innerhalb diesen Zeitraums aber auf keinen jüdischen Feiertag." Es sei eine Lösung erarbeitet worden, "die das Dilemma nunmehr vermeidet".

Das Berliner Tikvah Institut hatte am Donnerstag Vorschläge für eine Neuregelung des nordrhein-westfälischen Feiertagsrechts veröffentlicht. Demnach sollten bekenntniszugehörige Schüler an jüdischen Feiertagen und am Ruhetag Schabbat auch ohne Antrag freibekommen, Studierende Ersatztermine für Prüfungen erhalten und Beschäftigte unbezahlt der Arbeit fernbleiben dürfen.

Zwar schütze die Religionsfreiheit die jüdische Religionsausübung, allerdings richteten sich die Feiertagsgesetze der Länder überwiegend nach einem christlichen Feiertagsverständnis. "Feiertage sind nicht gleich Feiertage", heißt es in dem Papier. "Das Feiertagsverständnis der christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft sollte nicht pauschal auf andere religiöse Traditionen übertragen werden."

Konkret schlagen die Experten vor, das Feiertagsgesetz dahingehend zu präzisieren, dass auch der Schabbat dem jüdischen Feiertagsschutz unterliegt. Koschere Lebensmittelläden sollten sonntags öffnen dürfen, weil sie bereits am Schabbat geschlossen sind. Trauerende sollten sieben Tage von Arbeit oder Schule freigestellt werden können. Das entspricht den Tagen, die Angehörige in einem Todesfall traditionell "Schiwa Sitzen", also auf niedrigen Stühlen sitzend um einen Verstorbenen trauern.

KNA

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Koranverbrennung ist widerliche Provokation https://www.katholische-sonntagszeitung.de/heiner-bielefeldt-koranverbrennung-ist-widerliche-provokation-mittwoch-02-august-2023-10-08-00-21303/ Wed, 02 Aug 2023 06:08:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/heiner-bielefeldt-koranverbrennung-ist-widerliche-provokation-mittwoch-02-august-2023-10-08-00-21303/ Der langjährige UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, kritisiert die Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark. "Öffentlich inszenierte Koranverbrennungen sind widerliche Akte der Provokation", sagte Bielefeldt in Stuttgart auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

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Solche Akte stützten sich zwar auf die Meinungsfreiheit, die in freiheitlichen Rechtsstaaten aus guten Gründen weit ausgelegt werde. Ob sich Koranverbrennungen mit strafrechtlichen Sanktionen bekämpfen ließen, sei deshalb umstritten. "Ich würde dem Strafrecht jedenfalls keine zentrale Rolle für den Umgang mit solchen Provokationen zuerkennen", sagte Bielefeldt.

Umso wichtiger sei "eine klare und breit geteilte politische Verurteilung". Gefragt seien hier nicht nur Vertreter von Regierung und Parlament, sondern auch die Zivilgesellschaft in ihrer Breite, "darunter nicht zuletzt die christlichen Kirchen sowie Organisationen, die sich im interreligiösen Dialog engagieren". Es gelte, "Muslimen in der aktuellen angespannten Situation immer wieder glaubhaft zu signalisieren, dass sie in der Abscheu vor solchen sinnlosen Akten der Zerstörung nicht allein sind", sagte Bielefeldt.

Von den Medien wünsche er sich, "dass sie der Versuchung widerstehen, Koranverbrennungen direkt ins Bild zu setzen". Natürlich müssten die Medien ihrer Berichtspflicht nachkommen. Dies sollte aber in einer Weise geschehen, "die die Provokation nicht unnötig verstärkt". In der Berichterstattung dürfe "die Gegenseite nicht fehlen: nämlich der öffentliche Protest gegen Inszenierungen der Religionsverachtung", sagte Bielefeldt.

Der promovierte Philosoph war von 2010 bis 2016 UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Seit 2009 hat er den Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen inne.

Am Dienstagabend sprach Bielefeldt bei einer Online-Veranstaltung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Thema "Brückenbau durch interreligiösen Dialog?" Dabei mahnte er zu sorgfältiger Wortwahl. "Es ist zum Beispiel schon ein Unterschied, ob man vom ‚Dialog der Religionen‘ oder vom ‚interreligiösem Dialog‘ redet", sagte Bielefeldt. "Interreligiöser Dialog" klinge weitaus offener und schaffe Raum, auch über "uneindeutige Verhältnisse" innerhalb der Religionen zu sprechen.

KNA

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Abt lehnt an Klagemauer Abdecken seines Brustkreuzes ab https://www.katholische-sonntagszeitung.de/abt-lehnt-an-klagemauer-abdecken-seines-brustkreuzes-ab-donnerstag-20-juli-2023-09-53-00-21354/ Thu, 20 Jul 2023 05:53:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/abt-lehnt-an-klagemauer-abdecken-seines-brustkreuzes-ab-donnerstag-20-juli-2023-09-53-00-21354/ Der Abt der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio, Nikodemus Schnabel, ist am Mittwochmorgen beim Besuch der Klagemauer zum Abdecken seines Brustkreuzes aufgefordert worden. In einem via Twitter verbreiteten Videoclip ist zu hören, wie sich eine Mitarbeiterin der für die jüdische Stätte verantwortliche Western Wall Heritage Foundation an Schnabel wendet: Sie respektiere seine Religion, aber das Kreuz sei "wirklich groß und unangemessen für diesen Ort".

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Der Geistliche widersprach und verließ nach Angaben von Augenzeugen die Stätte, ohne sein Kreuz zu verdecken. Das Verhalten der Aufseherin zeuge nicht von Respekt, sondern hindere ihn an der Ausübung eines Menschenrechts. "Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand", erklärte Schnabel der Frau. Es handle sich nicht um eine Provokation; das Kreuz sei einfach Teil seines Dresscodes.

Der Abt hatte die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bei einer Tour durch die Jerusalemer Altstadt begleitet. Es sei "schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert", kommentierte Schnabel den Vorfall auf Twitter.

2016 hatte eine Geste katholischer und evangelischer Bischöfe aus Deutschland in Jerusalem Empörung ausgelöst. Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm, die Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hatten sowohl beim Besuch des Tempelbergs als auch der Klagemauer ihre Brustkreuze abgenommen. Mehrere Kommentatoren warfen ihnen daraufhin Feigheit und Unterwerfung vor. Die Pressesprecher von EKD und Bischofskonferenz erklärten damals, es habe sich um eine Geste der Zurückhaltung gehandelt, die angesichts der herrschenden angespannten Stimmung angebracht gewesen sei.

KNA

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Israels Präsident ruft zu Respekt gegenüber Andersgläubigen auf https://www.katholische-sonntagszeitung.de/israels-praesident-ruft-zu-respekt-gegenueber-andersglaeubigen-auf-dienstag-11-juli-2023-09-32-00-21396/ Tue, 11 Jul 2023 05:32:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/israels-praesident-ruft-zu-respekt-gegenueber-andersglaeubigen-auf-dienstag-11-juli-2023-09-32-00-21396/ Der israelische Präsident Isaac Herzog hat zu entschiedenem Protest gegen kriminelle und beleidigende Handlungen gegenüber anderen Religionen aufgerufen. "Ich verurteile auf das Schärfste die Gewalt in all ihren Formen, die von einer kleinen und extremen Gruppe gegen die heiligen Stätten des christlichen Glaubens und gegen christliche Geistliche in Israel im Allgemeinen und in Jerusalem im Besonderen ausgeübt wird", sagte er bei der jährlichen Gedenkfeier für den Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, in Jerusalem.

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Der israelische Präsident Isaac Herzog hat zu entschiedenem Protest gegen kriminelle und beleidigende Handlungen gegenüber anderen Religionen aufgerufen. "Ich verurteile auf das Schärfste die Gewalt in all ihren Formen, die von einer kleinen und extremen Gruppe gegen die heiligen Stätten des christlichen Glaubens und gegen christliche Geistliche in Israel im Allgemeinen und in Jerusalem im Besonderen ausgeübt wird", sagte er laut dem vom Präsidialbüro verbreiteten Redemanuskript am Sonntagabend bei der jährlichen Gedenkfeier für den Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, in Jerusalem.

Es dürfe nicht zugelassen werden, dass "Religion und Glaube – die eine Grundlage für Partnerschaft und tiefe Verbindungen zwischen allen Kindern Gottes sein können und sollten – zu einer kranken und verzerrten Rechtfertigung für Hass und Angriffe auf andere werden", betonte Herzog. Dabei müsse gegen antisemitische Gewalt dieselbe Haltung gelten wie gegenüber Gewalt gegen andere Glaubensrichtungen und Religionen.

Herzog verwies auf Theodor Herzl (1860-1904), der sich entschieden für Respekt, Wertschätzung und Partnerschaft zwischen Juden und Andersgläubigen ausgesprochen habe. Israel sei daher bestrebt, die Übergriffe auf Christen und christliche Stätten zu beenden. Die besonders in den letzten Wochen und Monaten aufgetretenen Akte wie das Spucken auf Christen und die Schändung von Gräbern und Kirchen bezeichnete der Präsident als "schwerwiegendes Phänomen", "ein perverses Übel und eine absolute Schande für uns als Gesellschaft und als Land". In ähnlicher Weise verurteilte Herzog die Schändung eines Korans in Schweden.

KNA

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43 christenfeindliche Straftaten im Jahr 2022 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bundesregierung-43-christenfeindliche-straftaten-im-jahr-2022-mittwoch-12-april-2023-10-15-00-21783/ Wed, 12 Apr 2023 06:15:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/bundesregierung-43-christenfeindliche-straftaten-im-jahr-2022-mittwoch-12-april-2023-10-15-00-21783/ Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Bundesregierung 43 christenfeindliche Straftaten gemeldet worden. Sieben davon seien Gewaltdelikte gewesen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion.

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Im Jahr zuvor waren es demnach insgesamt 39 entsprechende Straftaten, darunter 9 Gewaltdelikte.

KNA

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