Die Masern-Impfpflicht verstößt nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts nicht gegen das Grundgesetz. Der Erste Senat entschied am Donnerstag, dass die Vorgabe aber nur dann gelte, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, der allein gegen Masern schützt und nicht - wie üblich - gleichzeitig auch gegen Mumps, Röteln oder Windpocken. Geklagt hatten vier Eltern und ihre Kinder. Sie machten unverhältnismäßige Eingriffe in das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit geltend.
Das Bundesverfassungsgericht hat die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen für rechtens erklärt. Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts wies am Donnerstag dagegen gerichtete Verfassungsbeschwerden von rund 50 Personen zurück. Die Impfpflicht etwa für Mitarbeiter von Heimen, Krankenhäusern und Arztpraxen war Mitte März in Kraft getreten.
Nach Ansicht von Patientenschützer Eugen Brysch beruht das Gesetz zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht im Gesundheitswesen auf einer Fehleinschätzung. "Offenkundig wurde ein Gesetz beschlossen, das weder Virusmutationen, Wirkveränderungen der Vakzine noch arbeitsrechtliche und administrative Folgen berücksichtigt", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag).
In Deutschland wird es auch weiterhin keine Impfpflicht für ältere Menschen geben. Am Donnerstag erreichte der entsprechende Gesetzentwurf in einer namentlichen Abstimmung im Bundestag keine Mehrheit. Viele Hilfsverbände kritisierten die Entscheidung. Die Caritas äußerte Zweifel daran, wie der Schutz der Älteren und Vorerkrankten nun gewährleistet werden könne. Patientenschützer begrüßten die Entscheidung dagegen als Stärkung der Selbstbestimmung.
In Deutschland wird es auch weiterhin keine Impfpflicht für ältere Menschen geben. Am Donnerstag erreichte der entsprechende Gesetzentwurf in einer namentlichen Abstimmung im Bundestag keine Mehrheit. 296 stimmten für den Entwurf, 378 lehnten ihn ab. Eine einfache Mehrheit hätte für den Entwurf ausgereicht.
In Deutschland wird es wohl absehbar keine allgemeine Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren geben. Die Befürworter eines entsprechenden Gesetzentwurfes hatten am Montag in Berlin kurzfristig angekündigt, ihr Vorhaben zunächst zurückzustellen. Sie begründeten diesen Schritt mit den mangelnden Erfolgsaussichten bei der entscheidenden Abstimmung im Bundestag am Donnerstag. Nun soll es einen Kompromiss geben.
Patientenschützer und Berufsverbände warnen vor verschärftem Personalmangel durch die ab Mittwoch gültige einrichtungsbezogene Impfpflicht in der Pflege. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte, mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht würden "überzogene Erwartungen geweckt, die nur enttäuscht werden können".
Die Entscheidung Bayerns, die geplante Impfpflicht in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen vorerst nicht umzusetzen, stößt auf Kritik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Montag in Berlin, das beschlossene Gesetz müsse ernst genommen werden. Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), warnte vor "Alleingängen" einzelner Bundesländer. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft verlangte eine einheitliche Lösung. Patientenschützer forderten die Rücknahme des Gesetzes.
Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche Zyperns, Erzbischof Chrysostomus II., hat mit Wirkung vom heutigen Dienstag zwölf Priester beurlaubt, die seinem Aufruf zu einer Impfung gegen das Coronavirus nicht gefolgt sind. Die Beurlaubung gilt zunächst für drei Monate, berichtete das Nachrichtenportal "OrthodoxTimes".
Die für Mitte März geplante Einführung einer berufsbezogenen Impfpflicht für Pflegekräfte und Krankenhauspersonal steht einem Medienbericht zufolge auf der Kippe. Wie der "Tagesspiegel" aus Regierungs- und Länderkreisen erfuhr, pochen mehrere Bundesländer offenbar auf eine Verschiebung. Stattdessen soll erst auf die Einführung des neuen Totimpfstoffes des Herstellers Novavax gewartet werden, hieß es laut "Tagesspiegel" in einer ostdeutschen Staatskanzlei.
Rund 37.000 Covid-Impfungen wurden bisher im Wiener Stephansdom verabreicht. Derzeit würden immer noch zwischen 300 und 500 Personen täglich geimpft, der Andrang sei jedoch nicht mehr so groß wie im Dezember, sagte die Leiterin der Impfstation, Clara Mensdorff, der Presseagentur Kathpress. Ab Februar soll in Österreich eine temporäre Impfpflicht ab 18 Jahren gelten.
Patientenschützer Eugen Brysch hat nach den Bund-Länder-Beratungen geringe Booster-Quoten bei Älteren bemängelt und gefordert, die Impf-Priorisierung wieder einzuführen. "Fast 90 Prozent der über 60-Jährigen haben mit einer zweifachen Impfung ihre hohe grundsätzliche Impfbereitschaft bewiesen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Deshalb müssen Bund und Länder erklären, warum nach über einem halben Jahr nicht mal zwei Drittel dieser Altersgruppe geboostert wurden."
Die Ampelkoalition will im kommenden Jahr offenbar mindestens 75 Millionen Impfdosen an ärmere Staaten spenden, ohne dabei die eigene Impfkampagne einzuschränken. Das für das ablaufende Jahr gesetzte Ziel von 100 Millionen Dosen sei erreicht worden, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Mittwoch). "Aber dabei dürfen wie nicht stehen bleiben."
Passend zu Weihnachten ziehen drei italienische Virologen musikalische Register, um ihre Landsleute zur Impfung zu motivieren. "Ja, ja, ja, ja, ja, ja Impfung, lassen wir uns impfen" (Si, si, si, si, si, si, vax, vacciamoci) trällern die Wissenschaftler zur Jingle-Bells-Melodie leicht schräg in die Kamera, wie das über den italienischen Sender Rai Radio 1 verbreitete Video zeigt.
Die Debatten über die Zulassung von Ungeimpften zum Weihnachtsgottesdienst dauern an. Jede Pfarrei in Berlin solle mindestens einen Gottesdienst anbieten, zu dem nicht nur Geimpfte und Genesene, sondern auch Getestete gehen dürfen, sagte Berlins Erzbischof Heiner Koch (Foto) der "Bild"-Zeitung. Der Präsident der Gesellschaft für Labormedizin, Harald Renz, warnte aber: "Weihrauch hat keine antivirale Wirkung. Daher ist 3G - und noch besser 2G - sowie die Einhaltung von Abstandsregeln und ein Singverbot dringend erforderlich!"
Die EU muss nach den Worten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über eine allgemeine Corona-Impfpflicht nachdenken. Die Diskussion darüber sei "angebracht" und müsse geführt werden, sagte sie vor Journalisten in Brüssel.
Der Wiener Stephansdom hat sein Impfangebot aufgrund des enormen Zulaufs erweitert. Anstatt nur von Donnerstag bis Sonntag (10-20 Uhr) wird ab 6. Dezember täglich in der Barbarakapelle gegen Covid-19 geimpft, kündigte der Malteser Hospitaldienst in Wien an. Gemeinsam mit den Johannitern koordiniert er die Aktion im Auftrag der Dompfarrei.
Mehrere Bischöfe haben sich erschüttert über die Zahl von etwa 100.000 Corona-Toten in Deutschland gezeigt. Weltweit habe die Pandemie bislang mehr als fünf Millionen Todesopfer gefordert, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck am Donnerstag. "Angesichts dieser traurigen Wegmarke sind meine Gedanken bei den vielen Verstorbenen, ihren Angehörigen und Freunden".
Der Freiburger Theologe Helmut Hoping wirft den deutschen Bischöfen vor, Nichtgeimpfte auszugrenzen und moralisch zu diskreditieren. Stattdessen sollten sie "überlegen, was sie tun können, um Impfskeptiker zu überzeugen", erklärte der Dogmatikprofessor. "Nicht alle, die sich bislang gegen eine Impfung entschieden haben, sind radikalisierte Impfgegner, die Verschwörungstheorien anhängen." Hoping selbst ist doppelt geimpft.
Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz ruft alle Menschen in Deutschland zur Impfung gegen das Coronavirus auf. "Impfen ist in dieser Pandemie eine Verpflichtung aus Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Aus ethischer Sicht ist es eine moralische Pflicht", heißt es in einer von der katholischen Bischofskonferenz in Bonn verbreiteten Mitteilung.
Österreich hat eine Impfpflicht ab Februar beschlossen. Auch in Deutschland werden die Stimmen immer lauter. Allerdings gibt es gravierende Bedenken.
Führende Intensivmediziner haben eine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen abgelehnt und stattdessen finanzielle Anerkennung für Pflegekräfte gefordert. "Im Gesundheitssektor sind die meisten Mitarbeiter ohnehin geimpft. Die Debatte erweckt nur den Eindruck von Misstrauen seitens der Politik", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich vorsichtig mit Blick auf die Entwicklung der vierten Pandemie-Welle. Ob es auch 2021 wieder ein Weihnachten in kleinem Kreis geben könnte, entscheide sich in den nächsten Wochen, sagte er den ARD-Tagesthemen (Donnerstag). Für Geimpfte und Genesene werde es jedoch keine Einschränkungen geben. Es sei durch die Impfungen "jetzt viel mehr Alltag möglich als sonst bei diesen Inzidenzen", so der Minister. "Ich kann ihnen noch nicht sagen, wie das wird an Weihnachten."
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will allen Bürgern, deren Impfung mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, eine Auffrischungsimpfung anbieten. Solche Booster-Impfungen könnten im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten und nach ärztlicher Beurteilung "grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen", heißt es im Beschlussentwurf des Bundesgesundheitsministers. Die Gesundheitsministerkonferenz findet Ende der Woche statt.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (94) ist zum dritten Mal gegen Covid-19 geimpft worden. Das bestätigte sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag. Demnach sind alle Bewohner des Klosters Mater Ecclesiae, in dem Benedikt XVI. seit seinem Amtsrücktritt lebt, bereits mit einer Auffrischimpfung versorgt worden.
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, als erste Amtshandlung der Freigabe von Eigentumsrechten für die Herstellung von Corona-Impfstoffen zuzustimmen. Deutschland sei das weltweit einflussreichste Land, das eine mögliche zeitweiligen Aussetzung der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) für Zwangslizenzen im Falle einer Pandemie noch nicht genehmigt habe, sagte der US-Ökonom der "Süddeutschen Zeitung". "Hier zuzustimmen sollte die erste einfache Sache sein."
Mit dem Ende der kostenfreien Bürgertests befürchtet die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine neue Isolierung und Vereinsamung von Heimbewohnern. Deshalb müssten die 12.000 Pflegeheime per Verordnung verpflichtet werden, Tests vor Ort durchzuführen, sagte Vorstand Eugen Brysch. "Ebenso ist die Kostenerstattung für die Tests selbst und besonders für den Personalaufwand einheitlich zu regeln." Unterdessen hat sich der Sozialverband VdK für eine Begrenzung der Testkosten ausgesprochen.
Papst Franziskus hat Unverständnis über eine weit verbreitete Corona-Impfskepsis geäußert. Selbst im Kardinalskollegium gebe es "einige Verweigerer", sagte er auf dem Rückflug von Bratislava nach Rom vor mitreisenden Journalisten. Einer sei erst kürzlich an Covid-19 erkrankt, sagte der Papst, ohne den betroffenen US-Kardinal Raymond Burke beim Namen zu nennen.
Mehrere katholische Organisationen und Hilfswerke machen sich stark für eine vorübergehende Freigabe von Patenten an Corona-Impfstoffen und Medikamenten. Sie appellierten am Dienstag an die Deutsche Bischofskonferenz, entsprechend auf die Bundesregierung einzuwirken. Deutschland zähle bei dieser Frage zu den Bremsern "und gilt vielen als Haupthindernis auf dem Weg zu einer globalen Einigung", heißt es in einem Offenen Brief an die Bischofskonferenz. Die Bischöfe wollen sich den Angaben zufolge bei ihrer Herbstvollversammlung vom 20. bis 23. September unter anderem mit der Frage globaler Impfgerechtigkeit beschäftigen.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, zeigt sich kritisch gegenüber Einschränkungen für Menschen, die sich bisher nicht gegen Corona impfen ließen. Grundsätzlich sei aus ethischer Perspektive das 3G-Modell, also geimpft, genesen oder getestet, besser, sagte sie der "Welt" (Donnerstag). "Je mehr Teilhabe für alle Menschen möglich ist, desto besser. Es wäre also schön, wenn man bei der Regelung bleiben könnte."
Nach der Einführung neuer Corona-Regeln in Hamburg könnte es dort bald auch Gottesdienste ausschließlich für Geimpfte und Genesene geben. "Die Gemeinden diskutieren das schon", sagte Beate Bäumer vom katholischen Erzbistum Hamburg dem Kölner Internetportal domradio.de. Die Letztentscheidung bleibe den Pfarreien überlassen, aber das Erzbistum werde gewisse Handlungsanweisungen geben, kündigte die Leiterin der Katholischen Büros Hamburg an.
Als erstes Bundesland führt Hamburg ab Samstag Corona-Sonderregeln für Geimpfte und Genesene ein. Die sogenannte 2G-Regelung gilt als Option auch für religiöse Veranstaltungen. Die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften können demnach Angebote allein für Geimpfte und Genese machen und Ungeimpften trotz eines negativen Corona-Tests den Zutritt verwehren. Unter diesen Voraussetzungen entfallen Abstandsvorgaben, Teilnehmerbegrenzungen und Anmeldepflicht. In Gottesdiensten wäre auch der Gemeindegesang ohne Maske möglich.
Die US-Erzdiözesen Chicago und Philadelphia haben sich entschieden gegen religiöse Ausnahmen beim Impfen gegen das Corona-Virus positioniert. Beide Erzbistümer wiesen ihre Priester an, ihre Gemeindemitglieder, die sich aus religiösen und moralischen Gründen nicht impfen lassen wollen, darin nicht zu unterstützen.
Ungeachtet einer sinkenden Zahl von Neuinfektionen und vermehrter Impfstoff-Lieferungen braucht Afrika im Kampf gegen die Corona-Pandemie nach Einschätzung der WHO weiter internationale Hilfe. Dies betonte am Donnerstag die Afrika-Direktorin der Weltgesundheitsorganisation, Matshidiso Moeti. "Dass einige Staaten nun Auffrischungsimpfungen verabreichen, bedroht das Versprechen auf ein hoffnungsvolleres Morgen für Afrika", so die Gesundheitsexpertin. Indem "einige reichere Länder" Impfstoff-Vorräte anlegten, machten sie sich außerdem einer "Verhöhnung der Impfstoff-Gleichheit" schuldig.
Papst Franziskus hat zur Impfung gegen das Covid-19-Virus aufgerufen. Sich mit den zugelassenen Impfstoffen impfen zu lassen, sei ein Akt der Liebe, "für sich, für seine Familie und Freunde, sowie für alle Völker", sagte das Kirchenoberhaupt in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. Es sei eine einfache, aber tiefgreifende Weise, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und für sich und andere zu sorgen, vor allem für die besonders Verletzlichen.
Der Sozialverband VdK warnt vor einer möglichen Ausgrenzung von Menschen ohne Impfmöglichkeit. Die Teilnahme am öffentlichen Leben dürfe nicht nur Geimpften und Genesenen vorbehalten sein, erklärte der Verband am Donnerstag in Berlin. Der Besuch eines Kinos oder Restaurants müsse weiterhin auch mit einem aktuellen negativen Corona-Test möglich bleiben. Für Menschen ohne Impfmöglichkeit wie Kinder unter 12 Jahren oder Vorerkrankte sollte es weiter kostenlose Corona-Tests geben.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat einen mit Blick auf Corona-Schutzimpfungen von Kindern und Jugendlichen wachsenden Druck aus der Politik kritisiert. Die Forderungen empörten ihn und seien möglicherweise dem Wahlkampf geschuldet, erklärte Kommissionsmitglied Martin Terhardt am Freitag dem Sender rbb in Berlin. Er empfinde den Druck als "groben Fehler". Zudem entwerte es die Arbeit der Stiko.
In der Debatte über Corona-Impfungen in Deutschland lehnen Politiker weiter eine Impfpflicht ab. Sie appellierten aber zugleich an die Bürger, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Auch Vertreter der katholischen Kirche riefen dazu auf.
Für eine generelle rechtliche Impfpflicht gibt es nach Ansicht des Tübinger Ethikers Franz-Josef Bormann "aus guten Gründen sehr hohe Hürden". Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erinnerte Bormann am Dienstag zudem daran, dass die Bundesregierung immer wieder erklärt habe, dass das Impfen freiwillig geschehen solle. Nach moralischen Maßstäben sei indes jeder verpflichtet, über eine Impfung nachzudenken, "weil nur sehr wenig dagegenspricht".
Die meistbesuchte Kirche Österreichs, der Wiener Stephansdom, soll ab August teilweise zur Corona-Impfstation werden. Die Einrichtung in der Barbara-Kapelle der Kathedrale werde vom Arbeiter Samariter Bund im Auftrag des Gesundheitsstadtrates betrieben, wie der Wiener Kardinal Christoph Schönborn der Tageszeitung "Kurier" bestätigte.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält eine verpflichtende Corona-Impfung für Lehrer und Erzieher für nicht notwendig. Die Impfraten in diesen Berufsgruppen seien besser als in vielen Nachbarländern, sagte sie am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Zuvor hatte Frankreich eine Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen beschlossen.
Die jüngste Aufhebung von Corona-Auflagen für Geimpfte und Genesene belastet nach Einschätzung des Deutschen Ethikrats vor allem die jüngere Generation und wird in der Gesellschaft zu Konflikten führen. Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studenten hätten "einen doppelten Nachteil", denn sie seien "nicht geschützt und dürfen weniger", sagte Ethikratsvorsitzende Alena Buyx den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Schnell impfen und möglichst viel impfen – darum geht in diesen Tagen. In manchen ländlichen Gegenden ist das allerdings leichter gesagt als getan. Denn für alte und kranke Menschen ist der Weg zum Impfzentrum oft weit und beschwerlich.
Nach über einem Jahr der Pandemie halten die Debatten um die Corona-Schutzimpfung, mögliche Lockerungen für Geimpfte und die Frage nach einer Aufhebung von Priorisierungen an. Viele hoffen auf eine möglichst schnelle Rückkehr zu einem Stück Normalität. Dazu hat sich die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) bei Bischöfen und anderen Religionsvertretern umgehört.
Papst Franziskus, bürgerlich Jorge Bergoglio, hat am Freitag Namenstag gefeiert. Der 23. April ist kirchlicher Gedenktag des Heiligen Georg; im Vatikan ist der jeweilige Namenstag des Papstes zudem ein Feiertag. Weil aber das Kirchenoberhaupt aus Anlass seines Festtages Impfdosen spendierte, mussten die Mitarbeiter des vatikanischen Gesundheitsamts an diesem Tag arbeiten. Sie verabreichten 600 Bedürftigen die zweite Dosis gegen das Coronavirus.
Die katholische Erzdiözese New Orleans hält den Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson für moralisch inakzeptabel. Grund ist der Einsatz von Zelllinien aus abgetriebenem fötalen Gewebe, das in der Entwicklung und Produktion des Impfstoffs verwendet worden sein soll.
Die Corona-Schutzimpfungen führen Medienberichten zufolge zu einer deutlich sinkenden Zahl von Covid-19-Toten in deutschen Senioren- und Pflegeheimen. Eine Umfrage unter großen Betreibern habe ergeben, dass die Zahl der Infizierten, Erkrankten und Gestorbenen seit Beginn der Immunisierungskampagne deutlich zurückgehe, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". So zählten die 28 Johanniter-Seniorenheime in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unter ihren 2.400 Bewohnern kaum noch Corona-Tote.
Der Vatikan droht Corona-Impfverweigerern unter seinen Beschäftigten mit der Kündigung. Nach einem aktuellen Erlass der Vatikanstaatsleitung müssen Angestellte, die sich ohne nachgewiesenen medizinischen Grund nicht einer Impfung gegen Covid-19 unterziehen wollen, mit abgestuften Sanktionen bis hin zur Aufhebung des Arbeitsvertrags rechnen. Das betreffende Dekret des Präsidenten des vatikanischen Governatorats, Kardinal Giuseppe Bertello (Foto), trägt das Datum 8. Februar und wurde am Donnerstag im Internet veröffentlicht.
AUGSBURG – Bischof Dr. Bertram Meier hat am vergangenen Aschermittwoch mit einem feierlichen Gottesdienst im Augsburger Dom die österliche Bußzeit eingeläutet. In seiner Predigt ging der Bischof auch auf die Vorwürfe ein, die im Zusammenhang mit seiner Covid-19-Impfung erhoben wurden, und bezeichnete die Annahme des Impfangebots als Fehler. Bischof Bertram wörtlich: „Ich bitte herzlich um Verzeihung.“
Was ist Recht? Was ist Unrecht? Was ist moralisch richtig? Diese ganz grundlegenden Fragen stellen sich derzeit äußerst brisant beim Thema Impfen. Wir haben dazu Fachleute gefragt.
Der Deutsche Ethikrat sieht derzeit noch keine Möglichkeit für ein Rücknahme staatlicher Freiheitsbeschränkungen für Geimpfte. Zuvor müsse sichergestellt sein, dass Geimpfte andere nicht mehr mit Covid-19 infizieren, betonte der Rat in einer am Donnerstag veröffentlichten Ad-Hoc-Empfehlung. Dies sei gegenwärtig noch nicht der Fall. Der Rat äußerte sich zur Frage, ob eine Impfung gegen Covid-19 zu besonderen Regeln für geimpfte Personen führen kann oder muss.
Die Ergebnisse des Impfgipfels vom Montag stoßen bei Verbänden auf gemischte Reaktionen. Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Optimistischer zeigten sich Vertreter der Städte und Kommunen.
Aktuell wird über die Notwendigkeit von systematischen Impfungen gegen Corona diskutiert. Das Phänomen, dass Impfungen staatlicherseits nicht nur gewünscht, sondern verpflichtend waren, ist nicht neu. Schon seit dem 18. Jahrhundert gibt es Impfungen gegen schwere Infektionskrankheiten. Damals ging es um die Eindämmung der Pocken, verursacht durch den Varioliden-Virus. Der britische Arzt Edward Jenner (1749 bis 1823) verabreichte 1796 einem achtjährigen Buben die erste Impfung gegen die Krankheit.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Afrikas schwache Position bei der Anschaffung von Impfstoff gegen das Coronavirus kritisiert. "Afrika läuft Gefahr, zurückgelassen zu werden, während Länder in anderen Regionen bilaterale Abkommen treffen", teilte das Afrika-Büro der WHO am Donnerstagabend in Brazzaville mit. Diese Deals drohten, die Preise für Impfdosen auch für Entwicklungs- und Schwellenländer in die Höhe zu treiben.
Der Medizinethiker und Theologe Matthias Beck hält eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen für denkbar. "Das wird kommen", sagte der Wiener Professor am Mittwoch in der aktuellen Ausgabe des Podcasts "Himmelklar". Denkbar sei eine solche Regelung für Personal in Kindergärten, Schulen und der Pflege.
In Rio de Janeiro haben die Corona-Impfungen am Montagnachmittag direkt unter der weltberühmten Christusstatue hoch über der Stadt begonnen. Lokale Medien berichteten, dass eine 80-jährige in einem Heim lebende Frau und eine 59 Jahre alte Krankenschwester als erste geimpft wurden. Aufgrund logistischer Probleme habe der symbolträchtige Impfstart aber beinahe verschoben werden müssen.
Mögliche Nebenwirkungen der Covid-19-Impfungen können auch in Apotheken gemeldet werden. "Wer möchte, kann seine Beobachtungen über die App safevac 2.0 des Paul-Ehrlich-Instituts melden. Wer kein Smartphone hat oder lieber mit einer Arzneimittel-Expertin oder einem -Experten sprechen möchte, kann in die Apotheke kommen", sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, am Montag in Berlin.
Die Malteser haben am Montagmorgen in Berlin ihr deutschlandweit größtes Impfzentrum eröffnet. Für die Bundeshauptstadt ist das Zentrum in den Berliner Messehallen bereits die dritte von insgesamt sechs geplanten zentralen Impfeinrichtungen und die erste in der Westhälfte der Stadt.
In Südafrika haben Kirchen und Wissenschaftler die Regierung zum Kauf von Corona-Impfdosen aufgerufen. Dabei sollten die Politiker des Schwellenlandes mit Pharmakonzernen verhandeln, um eine "Senkung der Kosten und Patentzeiträume" zu erzielen, forderte der Südafrikanische Kirchenrat (SACC) am Montag. Ohne eine solche wäre es für Entwicklungs- und Schwellenländer "vielleicht unerschwinglich, die Ausbreitung des Coronavirus aufzuhalten."
Kurz nach dem offiziellen Start der Corona-Impfungen hat der frühere Ethikrats-Vorsitzende Peter Dabrock die Reihenfolge bei den Impfungen in Deutschland kritisiert. So hätte stärker berücksichtigt werden müssen, wie viele nicht zu vermeidende Kontakte und damit Infektionsrisiken bestehen, sagte Dabrock am Montag dem Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. "Zum Beispiel bei den Pflegekräften und auch bei denjenigen, die an der Kasse eines Supermarktes sitzen und von Berufswegen mit einem ständig wechselnden Personenkreis zu tun haben."