Dass der Südtiroler Julian Peter Messner das Down-Syndrom hat, sieht man ihm an. Trotz der Chromosomen-Anomalie besticht er durch seine positive Lebenseinstellung und die Fähigkeit, mit Worten zu jonglieren. Er schreibt Bücher, die seine Sinneseindrücke emotional unterstreichen. Im Interview aus Anlass des Welt-Down-Syndrom-Tags spricht er über Einschränkungen, gesellschaftliche Integration und seinen Glauben an Gott.
Herr Messner, können Sie sich bitte ein bisschen vorstellen?
Ich bin Julian Peter Messner. Ich habe Trisomie 21 oder das Down-Syndrom. Nach der Pflichtschule habe ich einen Grundlehrgang und ein Biennium für Gastronomie an der Berufsschule absolviert. Da ich keinen passenden Praktikumsplatz für den Bereich gefunden habe, habe ich mich im integrierten Kunstatelier um Aufnahme beworben. Das war genau der Tätigkeitsbereich, der zu mir passt.
Leider ging der Trägerverein nach wenigen Jahren pleite. Ich bin so dankbar, dass Lebenshilfe „Onlus“ unsere Gruppe übernommen hat und als Kunstwerkstatt „Akzent“ weiterführt. Mit neun weiteren Menschen mit Beeinträchtigung arbeite ich dort von Montag bis Freitagmittag. Die Haupttätigkeit ist Malen und Zeichnen. Projektbezogen machen wir Theater, Musik oder auch Fotografie und ab und zu wird geschrieben.
Ich wohne gemeinsam mit meiner Mutter in einem kleinen Dorf im Pustertal und fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bruneck zur Arbeit. In meinem Dorf bin ich gut integriert und spiele auch bei der Volksbühne Theater. 2017 haben meine Frau Annemarie und ich unsere Liebe unter den Segen Gottes gestellt. Wir wohnen aber nicht zusammen. Jeder von uns lebt bei seiner Familie, wir sehen uns aber bei der Arbeit, fahren gemeinsam mit der Lebenshilfe in Urlaub und unternehmen auch sonst einiges zusammen.
Was bedeutet das Down-Syndrom für Sie?
Durch das Down-Syndrom bin ich auf Unterstützung angewiesen, in der Schule hatte ich eine Integrationslehrperson, jetzt habe ich einen Sachwalter, der mir bei Geldangelegenheiten und Behördengängen hilft. Ich kann nicht Autofahren oder völlig autonom leben.
Was würden Sie sich von anderen wünschen?
In erster Linie wünsche ich mir, dass jeder mich so akzeptiert, wie ich bin, und jeder jedem mit Respekt begegnet.
Gibt es etwas, das Sie Mitmenschen mitteilen wollen, die Hemmungen haben, auf Menschen wie Sie zuzugehen?
Wenn wir auch anders sind, so beißen wir doch nicht. Behinderung ist nicht ansteckend, es ist keine Krankheit, und wir haben uns nicht ausgesucht, so zu sein. Wir wollen einfach angenommen werden und freuen uns über jedes Lächeln und jedes echte Interesse. Darum geht auf uns zu, sprecht uns an, und wenn wir mal abweisend sind, heißt das nur, dass wir grad nicht gut drauf sind.
„Das Down-Syndrom wird niemals das Problem sein, sondern die Gesellschaft“ – können Sie diesem Satz etwas Positives abgewinnen?
Was heißt „die Gesellschaft“? Ich weiß: Wer uns kennt, hat kein Problem mit uns. Darum ist es wichtig, dass wir von Anfang an mitten unter den Menschen leben und im Kindergarten, in der Schule und soweit möglich auch in der Arbeitswelt inkludiert werden.
Was sind Ihre Stärken, was Ihre Schwächen?
Ich kann mich sprachlich gut verständigen, gehe auf andere zu, kann auf der Bühne als Bandleader die Menschen mitreißen. Meine größte Schwäche ist: Ich kann nicht gut rechnen und mit Größen umgehen, und ich habe einen echten Sturschädel, der mir oft im Wege steht.