Die Corona-Pandemie hat das öffentliche Leben in weiten Teilen der Welt dramatisch eingeschränkt. Während der Lockdown in Europa vornehmlich Gastronomie, Einzelhandel und Kultur betraf, brachte er für Menschen mit Albinismus in Afrika ganz andere Probleme: Für sie ist der Lockdown buchstäblich lebensgefährlich.
Als Corona kam, machte die Welt dicht. Auch afrikanische Länder verhängten Ausgangssperren, um das Virus einzudämmen. Nicht eindämmen konnten die Lockdowns die Gewalt gegen eine bestimmte Gruppe: Menschen mit Albinismus werden weiterhin verfolgt und ermordet. „Sie werden wegen ihrer Körperteile wie Tiere gejagt“, sagt Boniface Chibwana, Vorsitzender der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Malawi.
Februar im Bezirk Machinga. Mitten in der Nacht dringen Einbrecher in das Schlafzimmer einer Zwölfjährigen vor. Sie wissen: Auf dem Schwarzmarkt ist der Körper des Mädchens 60 000 Euro wert. Nur mit Mühe kann die Mutter die Entführer vertreiben. Weniger Glück hatte kurz zuvor ein 26-jähriger Malawier. Er erlag dem tödlichen Aberglauben, der Albinos Hexenkräfte zuschreibt.
Etliche Ritualmorde
Der Gendefekt führt zu einer extrem hellen Haut und den charakteristischen hellen Augen, die teils eine rötliche Färbung annehmen. Im südafrikanischen Malawi sind davon betroffene Menschen besonders gefährdet. „Über die Jahre kam es zu etlichen Ritualmorden, Angriffen und Entführungen“, beklagt Chibwana. Covid-19 habe die Situation für die weißen Afrikaner noch verschlimmert.
Am 13. Juni ist Bewusstseinstag für Albinismus. „Stärke über alle Schwierigkeiten“ ist die Aktion der Vereinten Nationen in diesem Jahr überschrieben. Stärke – die brauchen Betroffene während der Corona-Pandemie mehr denn je. „Viele öffentliche Dienste sind eingeschränkt, wenn nicht komplett zum Erliegen gekommen“, sagt die malawische Aktivistin Tumeliwa Mphepo. Menschen mit Behinderung lasse das alleine und ohne Gesundheitsversorgung zurück.