Am 18. Oktober 1977, vor 45 Jahren, befreite die deutsche Antiterroreinheit GSG 9 die von Palästinensern entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“. Die heute 68-jährige Gabriele von Lutzau war damals Flugbegleiterin an Bord. Nach der Entführung, bei der Kapitän Jürgen Schumann von den Terroristen erschossen wurde, beendete sie ihr berufliches Leben als Stewardess und arbeitet seitdem als Bildhauerin und Künstlerin. Wir sprachen mit ihr über die Ereignisse von damals und heute.
Frau von Lutzau, drehen wir das Rad der Zeit um 45 Jahre zurück. Welche Bilder rund um die damaligen Ereignisse sind Ihnen noch präsent?
Ich konzentriere mich auf positive Bilder. Als erstes fällt mir die Szene ein, als ich als Stewardess auf der Tragfläche des Flugzeugs stehe und dann den Flughafen, wenn sich um mich die geretteten Passagiere befinden.
Wie bewerten Sie historischen Begebenheiten rund um den Deutschen Herbst mit dem Wissen und der Erfahrung von heute?
So etwas darf es nie wieder geben. Die Selbstradikalisierung mancher jungen Leute verändert die Welt. Diese gehen dann über Leichen.
Sie wurden als „Engel von Mogadischu“ bezeichnet. Haben Sie noch Kontakt zu den anderen Menschen, die im Flugzeug saßen? Wie ist der Kontakt?
Nicht oft, aber umso herzlicher. Es ist so, dass mich die Leute gesucht haben. Zuerst habe ich auf mich selbst geschaut. Leider ist es auch so, dass viele Menschen nicht mehr leben. Ab und zu treffe ich mich noch mit Jürgen Vietor, dem seinerzeitigen Co-Pilot der „Landshut“ oder mit Diana Müll, die damals eine Schönheitswahl gewonnen hatte und sich auf dem Rückflug befand.
Warum sind Zeitzeugen oft die besseren Zeithistoriker?
Weil sie die Begebenheit erlebt haben und so beschreiben, wie sie erlebt haben. Ganz subjektiv, teils emotional. Dem Zeithistoriker stehen dessen ungeachtet viele Quellen zur Verfügung, und er unterzieht sie einer Interpretation.
Half Ihnen die Kunst, das Trauma rund um die Flugzeugentführung zu verarbeiten?
Die Erinnerung ist in der Kunst ausgelebt sozusagen der Motor, weiterzumachen und weiterzuleben.