Er schrieb das erste Buch über das neuentdeckte Brasilien, das in Europa gedruckt wurde. In seiner Heimat ist er weitgehend vergessen. In Brasilien dagegen kennt man seinen Namen bis heute: Hier ist Hans Staden sogar zum Helden von Jugendbüchern und Comics geworden. Seine „Warhaftige Historia“ erschien vor 465 Jahren.
Über 50 Versionen, Bearbeitungen und Nachdrucke gibt es von Stadens Text- und Bildwerk, welches der aus dem nordhessischen Homberg stammende Söldner 1557 veröffentlichte. Zuvor war er aus portugiesischen Diensten in seine Heimat zurückgekehrt. Das Original widmete Staden seinem hessischen Landgrafen Philipp: in „Gnad und fried in Christo Jhesu unserem erlöser Gnadiger fürst und herr“. So steht es in altertümlichem Deutsch auf dem Buchdeckel.
„Beschreibung einer Landtschafft der Wilden, Nacketen, Grimmigen Menschfresser Leuthen, in der Newen Welt America gelegen“ – dieser Untertitel, der an die Sensationslust der Menschen appellierte, war natürlich dazu angelegt, das Interesse breiter Leserschichten zu wecken. Tatsächlich hatte Hans Staden zuvor schier unglaubliche Abenteuer überstehen müssen, bis er nach sieben Jahren seine Heimat wieder sehen konnte. Dort schrieb er das erste ausführliche Buch über Brasilien, das in Deutschland erschien.
Unbekannte Hängematte
Auf dem Titel war ein Indigener abgebildet, der sich in einer Hängematte zu entspannen scheint und sich dabei an einer Grillspezialität gütlich tut. Allein das war bereits eine Nachricht: Hängematten waren damals in Europa noch unbekannt. Doch damit nicht genug: Auch das Grillgut hat es in sich. Es sieht nämlich nach abgetrennten menschlichen Gliedern aus.
Der Skandal und der Verkaufserfolg waren dem Buch damit sicher. Vor allem im 17. Jahrhundert bis weit in das 18. Jahrhundert hinein explodierte die Nachfrage regelrecht, vor allem in den Niederlanden. Die Niederländer hatten ab 1640 versucht, sich im Nordosten Brasiliens als Kolonialmacht zu etablieren und verstanden das Werk offenbar als eine Art Handbuch im Umgang mit Eingeborenen.
In der Vergangenheit wurde oft bezweifelt, ob Hans Staden das Werk tatsächlich selbst geschrieben hat. Es könnte nach seinen Erzählungen entstanden sein, wurde gemutmaßt. Die Bildung eines schlichten Landsknechts habe kaum ausgereicht, solch ein Werk zu verfassen, meinte man. Der geschickte dramaturgische Aufbau erstaunt bis heute, ebenso der Spannungsbogen, welcher die Leserschaft in Wort und Bild in seinen Bann zog.
Kein Zweifel an Urheberschaft
Heutige Forscher zweifeln nicht länger an Stadens Urheberschaft. Sie erkennen in unzähligen Details, die sich als korrekt erwiesen haben, und auch in der Sprachanwendung einen originalen Erlebnisbericht des weitgereisten Söldners Hans Staden. Sein Text verweist immer wieder auf die Zeichnungen. Und die Anmerkungen in der Sprache der Tupi-Indios sind richtig.