UN-Bericht:

Zwei Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser

Rund 2,2 Milliarden Menschen haben dem neuen UN-Weltwasserbericht zufolge keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa 3,5 Milliarden müssen ohne sanitäre Grundversorgung auskommen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht hervorgeht. Bis 2030 sollen nach Plänen der Vereinten Nationen alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser und zur Sanitärversorgung erhalten. "Aus heutiger Sicht werden wir die Nachhaltigkeitsziele für die Wasser- und Sanitärversorgung verfehlen", erklärte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn.

Zwar lebten die Betroffenen vorwiegend in ländlichen Regionen, doch habe sich die Situation zuletzt vor allem in den Städten verschlechtert. Die weltweite Entwicklungshilfe sei seit 2015 um 15 Prozent zurückgegangen und könne die Verschlechterung bislang nicht aufhalten, wie der von der Unesco erstellte Bericht zeigt.

Das Kinderhilfswerk Unicef warnt vor schweren Krankheiten durch fehlendes sauberes Trinkwasser in Krisenregionen. "Fehlendes oder verschmutztes Wasser kann für Kinder genauso gefährlich sein wie Bomben und Granaten", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, in Köln. Besonders betroffen seien etwa der Sudan, der Gazastreifen und die Ukraine.

Wo die Wasser- und Sanitärversorgung zusammengebrochen sei, steige die Gefahr von Krankheiten. Hinzu komme in den gleichen Gebieten die Mangelernährung von Kindern. Auch diese führe zu vermehrten Erkrankungen. Im Sudan haben den Angaben zufolge 19 Millionen Menschen, darunter 7,4 Millionen Kinder, keinen sicheren Zugang zu Wasser. Die Zahl der Choleraverdachtsfälle habe sich im Januar dadurch auf 10.000 mehr als verdoppelt.

Dem UN-Bericht nach wird Wasserknappheit künftig auch verstärkt dort auftreten, wo die Ressource derzeit noch vermeintlich im Überfluss vorhanden ist. Grund dafür seien vor allem Bevölkerungswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten. Zwar verbrauche weiterhin die Landwirtschaft weltweit mehr als zwei Drittel des Wassers, doch seien vor allem Industrie und Privathaushalte für einen steigenden Verbrauch verantwortlich.

Positiv vermerkt der Bericht, dass Wasser bislang kein wesentlicher Auslöser für neue Konflikte auf der Welt sei. Stattdessen führten gemeinsame Projekte der Wasserwirtschaft zu mehr Verständigung und könnten sogar friedensstiftende Wirkung haben. International als beispielhaft gilt demnach etwa die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten des Rheins, darunter auch Deutschland. "Solche Kooperationen brauchen wir auch in anderen Teilen der Welt", betonte Burchardt.

Die Expertin für Wasser- und Sanitärversorgung des katholischen Hilfswerks Misereor, Jutta Himmelsbach, verwies hingegen auf eine starke Zunahme von Konflikten um Wasser in der ganzen Welt: "Der Klimawandel sorgt für mehr Wetterextreme mit intensiveren Dürren oder Überschwemmungen. Die Wasserknappheit verstärkt die Spannungen zwischen den betroffenen Bevölkerungsgruppen." Mit nachhaltigen Infrastrukturen für Wasser könnten Konflikte vermieden oder zumindest vermindert werden.

KNA

22.03.2024 - Armut , Gesundheit , UN