75. Todestag von Frater Eustachius Kugler

Vorbildlicher Steuermann

REGENSBURG – Es war ein Pfingstmontag, als Frater Eustachius Kugler vor 75 Jahren, am 10. Juni 1946, in Regensburg starb. Er war fast 80 Jahre alt, seit mehr als 50 Jahren Barmherziger Bruder und seit über 20 Jahren Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz. Viele erkannten, dass hier jemand aus dieser Welt geschieden ist, dessen Leben heiligmäßig war. 

„Gerade in Zeiten wie diesen könnte man Frater Eustachius Kugler seligsprechen, wenn er es nicht schon wäre“, meint Frater Benedikt Hau lächelnd. Der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder schätzt an Eustachius Kugler aktuell besonders den Weitblick und den Mut: „In sehr schwierigen Zeiten, mitten in der Weltwirtschaftskrise, hat er den Krankenhausneubau in Regensburg geschafft und die Provinz sicher durch den Zweiten Weltkrieg gebracht. Die Dienstgemeinschaften unserer Einrichtungen in Bayern und wir Ordensbrüder fühlen uns bis zum heutigen Tage seinem Erbe verpflichtet – auch damit gelingt es uns, durch die aktuelle Corona-Pandemie zu steuern und unsere Häuser als Orte der Heilung und Linderung zu gestalten“, bekräftigt der Ordensobere.

Frater Eustachius Kugler und sein Weg 

Am 15. Januar 1867 wurde der spätere Selige als Joseph Kugler in Neuhaus bei Nittenau als Sohn des Dorfschmieds und Kleinbauern Michael Kugler und dessen Frau Anna Maria geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen mit fünf Geschwistern auf. In München erlernte er das Bauschlosser-Handwerk, kehrte aber nach dem Sturz von einem Baugerüst – nach einem komplizierten offenen Bruch am rechten Bein und anschließender Berufsunfähigkeit – im Jahre 1884 in seine Oberpfälzer Heimat zurück.

In Reichenbach am Regen arbeitete Joseph Kugler in der Schmiede seines Schwagers Josef Reichenberger. Dort lernte Kugler bei Umbauarbeiten den Orden der Barmherzigen Brüder kennen, der im ehemaligen Benediktinerkloster 1891 eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufbaute. Fasziniert vom Leben der Brüder trat er am 1. Januar 1893 in den Orden ein und erhielt den Namen Frater Eustachius. Von Reichenbach aus kam Frater Eustachius Kugler nach Wörishofen, wo er im noch jungen Kurhaus „Sebastianeum“ bei Pfarrer Sebastian Kneipp erste Schritte in der Krankenpflege machte. Nach dem Noviziat in Neuburg an der Donau legte er 1895 die Einfache und 1898 die Feierliche Profess ab.

Verantwortung und
Tatkraft als Provinzial

Der Weg des Oberpfälzer Ordensmannes führte in verschiedene Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern. 1925 wählten ihn seine Mitbrüder zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz, viermal wurde er wiedergewählt und übte das Amt bis zu seinem Tode aus. Als Provinzial trug Frater Eustachius Kugler die Verantwortung für 18 Ordenseinrichtungen unterschiedlicher Art – Krankenhäuser, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Versorgungsheime, Kureinrichtungen – und für bis zu 400 Barmherzige Brüder. 

Zu seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz für Kranke, Schwache und Arme gehörte ein unerschütterliches Gottvertrauen, welches ihn zu Krisenzeiten zu dem großen Krankenhausbau in Regensburg ermutigte. Frater Eustachius Kugler gelang es, die gewaltige Finanzierungssumme von 8,3 Millionen Reichsmark durch Bündelung der Kräfte der ganzen bayerischen Provinz zu stemmen. Bei seiner Eröffnung am 19. Juni 1929 gehörte der Bau des „Star-Architekten“ Professor Albert Boßlet zu den modernsten Einrichtungen in Deutschland. 

Mit Gottvertrauen durch dunkle Zeiten 

1934 verlegte Frater Eustachius den Sitz des Provinzials von Neuburg nach Regensburg. Die Zeit des NS-Regimes war für die Ordensprovinz und den Provinzial eine besonders schwere Herausforderung: Zahlreiche Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern mussten auf Druck der Nationalsozialisten abgetreten oder geräumt werden, viele Brüder wurden zum Militärdienst eingezogen, etliche kamen ums Leben oder verließen den Orden. Im Zuge der Devisen- und Sittlichkeitsprozesse musste Frater Eustachius Kugler zermürbende Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen. Als 1942 das Krankenhaus in München-Nymphenburg und 1944 die Pflegeeinrichtung in Straubing durch Luftangriffe schwer beschädigt wurden, spendete er Mitbrüdern, Betreuten und Mitarbeitern Trost. Seine Kraft zum Weitermachen schöpfte er aus einer gelebten Gottesbeziehung. 

Verehrung eines heiligmäßigen Ordensmannes 

An seinem Lebensende litt Frater Eustachius Kugler an Magenkrebs und einem Zwölffingerdarmgeschwür. Er ertrug die Krankheiten ohne Klage und war dankbar für jede kleine Aufmerksamkeit. Der aufrichtige, demütige und glaubensstarke Barmherzige Bruder starb am 10. Juni 1946, einem Pfingstmontag, in Regensburg. Frater Eustachius wurde auf dem Brüderfriedhof beerdigt. 

Wegen der anhaltenden Verehrung als heiligmäßigem Ordensmann wurde zehn Jahre später sein Leichnam in eine Krypta der Krankenhauskirche umgebettet. Papst Benedikt XVI. hat Frater Eustachius Kugler in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen. Die Seligsprechung wurde am 4. Oktober 2009 mit rund 8000 pilgernden und betenden Menschen in Regensburg gefeiert. Die sterblichen Überreste ruhen seitdem in einer Seitenkapelle der Krankenhauskirche in Regensburg. 

Noch immer wird der Schrein von Frater Eustachius von vielen Menschen besucht und dort gebetet. Für Frater Seraphim Schorer, den Prior des Regensburger Krankenhauses, ist der Selige auch persönlich stetes Vorbild: „Diene stets den armen Kranken wie der Person Jesu Christi“, zitiert er ihn.

Frater Magnus Morhardt 

und Kirsten Oberhoff

01.06.2021 - Bistum Regensburg