Star-Koch tischt auf:

Tagliatelle für Bedürftige

Massimo Bottura zählt zu den besten Köchen der Welt, hat drei Michelin-Sterne und durfte vor kurzem vor Papst Franziskus seine Kochkünste unter Beweis stellen. Das erste kulinarische Treffen des  Star-Kochs mit dem Papst war auf Anhieb von Sympathie geprägt. Jetzt will der Italiener, angeregt durch die päpstlichen -Initiativen der Barmherzigkeit, Obdachlose in Rom bekochen.

„Ich hatte Papst Franziskus von dem Ratschlag meiner Mutter erzählt. Sie sagte mir immer, man soll zum Frühstück stets eine Tasse Milch und Brot zu sich nehmen, aber nie zu viel Zucker beifügen“, beginnt Bottura über seinen Besuch beim Papst zu erzählen. Er habe Franziskus auch von Köchen berichtet, „die autistischen Jungen beibringen, wie man Tortellini und Tagliatelle zubereitet“. Diese zwei Nudelgerichte sind typische Spezialitäten aus der norditalienischen Region Emilia--Romagna, Botturas Heimat. In Modena führt er ein Restaurant, das von Prominenten und Reichen rege besucht wird. Sein Thema mit dem Papst aber war ein anderes: „Wir sprachen über Küchenkantinen für Arme in Mexiko und Harlem, einem Armenviertel in New York.“

Bottura zählt zu den meistausgezeichneten Köchen der Welt. Doch als er von seiner Begegnung mit dem Papst erzählt, merkt man ihm seine innere Bewegtheit an. Seine Stimme hört sich abgehackt an, ähnlich wie wenn man Nüsse zerkleinert. 

Die Botschaft des Papstes

Die Begegnung mit Franziskus sei für ihn ein unbeschreiblicher Moment gewesen. „Es war ein großartiger Austausch: Es hat mir den Geist geöffnet. Seine Gastfreundschaft, seine Aufmerksamkeit bis zur Verabschiedung und seine klare Botschaft haben mich beeindruckt“, schwärmt der Koch. Die Botschaft des Papstes sei gewesen, dass man überall Mauern einreißen solle.

Der Star-Koch versprach Franziskus seine „volle Verfügbarkeit, um Projekte für junge Menschen in Schwierigkeiten durchzuführen“. Etwas mit dem Papst für die Bedürftigen zu tun, sei für ihn ein Traum, „der wahr geworden ist“. Denn Bottura will nach eigenen Worten mit dem päpstlichen Almosenamt zusammenarbeiten. Schließlich hätten auch arme Menschen ein Anrecht darauf, gut und fein zu essen, lautet Botturas Credo.

In New York führt die von ihm gegründete gemeinnützige Organisation „Food For Soul“ Suppenküchen. Damit will er Benachteiligten Anteil an der Erfahrung der Genießer von Modena geben. In den zugehörigen pä-dagogischen Werkstätten erlernen Schüler und Jugendliche mit Autismus das Kochhandwerk. Auch Projekte zur Rückgewinnung von Lebensmittelabfällen werden dort erarbeitet. Nun fordert Bottura „einen Pakt zwischen den Genera-tionen“ zur Weitergabe von Wissen an junge Menschen. Dazu habe ihn Franziskus inspiriert.

Armut im Mittelpunkt

„Er bat mich um ein Wiedersehen“, verrät er. Denn das erfolgreiche Projekt aus New York soll auch in Rom umgesetzt werden. Immerhin steht in diesem Pontifikat die Armut im Mittelpunkt der Evangelisierung.

So gibt es jetzt im Vatikan viele, die der Idee einer Zusammenarbeit des Chefkochs mit Kardinal Konrad Krajewski, dem päpstlichen  Almosenmeister, sehr positiv gegenüberstehen. Schließlich zeigen die karitativen Initiativen im Auftrag des Papstes bisher schon einen „Einfallsreichtum, der in einem gemeinsamen Projekt mit Botturas großzügiger Kreativität eine außergewöhnliche Harmonie finden könnte“, kommentierte ein vatikanischer Monsignore die Pläne.

Mario Galgano

30.01.2020 - Ernährung , Kirche , Vatikan