Malteser liefern Lebensmittel an bedürftige Senioren

Päckchen gegen Altersarmut

KEMPTEN – „Ich will mich nicht beschweren. Es gibt sicher Menschen, denen es noch schlechter geht als mir“, sagt eine ältere Dame an der Haustür bescheiden und nimmt dankbar das Lebensmittelpaket entgegen, dass ihr zwei Mitarbeiter der Malteser in Kempten bringen. 

Jeden letzten Freitag im Monat packen Mitarbeiter des Malteser- Hilfsdienstes am Standort in Kempten Pakete mit Grundnahrungsmitteln und liefern sie im Stadtgebiet aus – an Menschen, die von Altersarmut betroffen sind. „Manchmal helfen wir, die Lebensmittel im Kühlschrank und Regal zu verstauen. Oftmals sehen wir dann, dass der Kühlschrank total leer ist“, berichtet einer der Helfer. Ihre Motivation: „Die Dankbarkeit der Menschen in diesem Moment zu erleben, diesen Moment kann man nicht kaufen, das kann ich nur erleben, wenn ich diese Arbeit tue.“

Bereits im zehnten Jahr liefern die Malteser in der Diözese Augsburg Lebensmittelpakete. Ausgehend von Augsburg folgten Kempten, Friedberg, Dillingen, Memmingen, Mindelheim und Neu-Ulm. Neu dabei sind Günzburg und Weilheim. So werden pro Monat zwischen 150 und 170 Lebensmittelpakete verteilt. „80 Boxen werden in Augsburg – abgestimmt mit der Caritas – ausgefahren“, erläutert Alexander Pereira, Diözesan-Geschäftsführer der Malteser.

Unter dem Motto: „Kempten packt’s“ läuft die Aktion in Kempten. Von Anfang an mit dabei ist Jürgen Güttler. Als Ehrenamtsleiter im Bereich Lebensmittelpakete kauft er einen Teil der Waren ein, die dann in 27 Boxen sortiert werden. Andere Nahrungsmittel, beispielsweise Brot und Gebäck, werden gespendet. Der Wert einer Lebensmittelbox beträgt bis zu 20 Euro. Die Hälfte steuert die „Kartei der Not“ bei, die andere Hälfte wird über private Patenschaften oder aus Spenden finanziert. Ein wichtiger Aspekt bei der Auslieferung ist auch der soziale Kontakt. „Ein Klient lädt uns immer noch zu einer Tasse Kaffee ein“, schildert Güttler. 

„Uns ist es wichtig, die Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, zu unterstützen. Menschen, die unser Land mit aufgebaut haben“, erklärt Pereira. Die Lebensmittel-
Aktion sei „ein Türöffner für uns, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Ist Vertrauen aufgebaut, erfahren wir, wo noch mehr Hilfe nötig ist.“

 Dafür werden in Augsburg beispielsweise kleine Feste veranstaltet, um betroffene Menschen aus der Isolation zu holen. „Die sozialen Kontakte reduzieren sich im Alter enorm“, bestätigt Susanne Hatzelmann, Geschäftsführerin bei den Maltesern in Kempten. Einmal sei ein Auslieferungsteam gerade noch rechtzeitig gekommen, als ein Klient schon ganz dehydriert war. Er hatte viel zu wenig getrunken. Der Notarzt wurde gerufen und er wurde gerade noch gerettet. 

Zu bescheiden

Dass Altersarmut ein großes Problem ist, weiß auch Susanne Hatzelmann. „Wahrscheinlich hätten noch viel mehr Menschen Anspruch. Aber aus Scham und Bescheidenheit melden sie sich nicht.“ Armutsgefährdet sind vor allem Menschen über 65 Jahre, die eine Grundsicherung vom Staat erhalten. Laut Professor Philipp Prestel von der Fakultät Gesundheit und Soziales an der Hochschule Kempten sind rund 3,1 Prozent der Allgäuer über 65 Jahre, also rund 4350 Bürger, davon betroffen.

Beim Einsortieren in die Lebensmittelboxen wird auch auf Wünsche Rücksicht genommen. Zettel erinnern: „Diese Klientin isst keinen Joghurt“, „Hier bitte nur Toastbrot“, „Kocht wenig, mag am liebsten Milch, Saft, Kartoffeln und Zwiebeln“, „Kocht gern, mag Süßwaren, aber keinen Knoblauch“. 

Mit zwei Fahrzeugen ist das Malteser-Team für die Auslieferung unterwegs. Dabei hat Susanne Hatzelmann immer Sorge, ob der Bus noch durchhält. Er ist in die Jahre gekommen und wird neben dem Liefern der Lebensmittelboxen für die Einkaufsfahrten mit Senioren benötigt. „Da brauchen wir bald Ersatz.“ Denn auch der Besuchs- oder Einkaufsdienst wird von den Senioren sehr geschätzt. Susanne Hatzelmann weiß, dass „ihre Kunden“ jede Woche darauf warten. 

Eine der Seniorinnen erzählt: „Ich kann nicht mehr gut für mich einkaufen. Die Wege sind zu weit, es ist mir zu schwer, die gekauften Lebensmittel nach Hause zu bringen, und es dauert zu lange, bis ich wieder zu Hause bin.“

Monika Rohlmann

Info: 

Wer möchte, kann an die Malteser spenden oder die Patenschaft für eine Lebensmittelbox ab zehn Euro monatlich übernehmen. Voraussetzungen für den Erhalt eines Lebensmittelpakets sind ein Mindestalter von 65 Jahren, der Bezug von Grundsicherung oder Wohngeld und eine stark eingeschränkte Mobilität. Kontakt: Telefon 08 21/2 58 50 - 0, 

www.malteser-augsburg.de.

14.11.2018 - Bistum Augsburg