Elisabethempfang des Bistums Erfurt

Bischof Neymeyr für Zwei-Staaten-Lösung im Nahost-Konflikt

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat sich für eine "Zwei-Staaten-Lösung" für Israelis und Palästinenser ausgesprochen. Wegen seiner Geschichte müsse Deutschland "ohne Wenn und Aber dafür einstehen, dass Israel ein völkerrechtlich anerkannter souveräner Staat ist, in dem Juden sicher leben können", forderte Neymeyr laut Redemanuskript am Donnerstagabend in Erfurt. Beim Elisabethempfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politiker betonte er zugleich, auch die Palästinenser hätten ein Existenzrecht, das "ohne eine Zwei-Staaten-Lösung nicht gesichert sein kann". In der Deutschen Bischofskonferenz ist Neymeyr für die Kontakte zum Judentum zuständig.

Gegenüber Juden habe Deutschland jedoch noch eine weitergehende Verpflichtung: Die Bundesrepublik müsse ein Staat werden, in dem Juden sicher leben können, betonte der Bischof. "Leider muss ich sagen, Deutschland muss solch ein Staat werden, er ist es nicht", räumte er ein. "Juden werden bei uns nicht nur beschimpft oder angegriffen, in weiten Kreisen unserer Gesellschaft sind abschätzige Bemerkungen über Juden salonfähig geworden."

"Es braucht nicht nur polizeiliche und ausländerrechtliche durchgreifende Maßnahmen gegen Judenhasser unter Muslimen und Nazi-Deutschen, es braucht eine Sensibilisierung unserer Gesellschaft für die Juden, die unter uns leben", mahnte der Bischof. Das Themenjahr zu 900 Jahren jüdisches Leben in Thüringen sei ein kleiner Beitrag dazu gewesen. Neymeyr äußerte seine Freude darüber, dass Erfurt wegen seines jüdischen Lebens den Status eines Weltkulturerbes erhalten hat. "Aber dieses Erbe verpflichtet für die Gegenwart zum Beispiel dazu, dass alle mithelfen, dass wir in Erfurt einen Kindergarten für jüdische Kinder bekommen."

Bei dem Empfang warb der Bischof auch für den Deutschen Katholikentag, der vom 29. Mai bis zum 2. Juni in Erfurt stattfindet. Er hob hervor, dass das Programm auf 500 Veranstaltungen begrenzt wird; 2022 in Stuttgart waren es noch 1.500. "Die Straffung des Programms wird dem Katholikentag guttun, wie auch die Tatsache, dass die Veranstaltungen im Innenstadtbereich stattfinden, so dass es kurze Wege und viel Gelegenheit zur Begegnung geben wird", erklärte Neymeyr.

KNA

17.11.2023 - Antisemitismus , Bischof , Nahost