Christliches Krankenhaus bombardiert

Scholz verurteilt Angriff auf Gaza-Hospital

Die Explosion im einzigen christlichen Krankenhaus im Gazastreifen, das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza, hat Entsetzen und Empörung ausgelöst. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der am Dienstag Israel besuchte, zeigte sich bestürzt.

"Unschuldige Zivilisten sind verletzt und getötet worden", schrieb er am Mittwochmorgen auf X, vormals Twitter. "Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer." Zugleich forderte er sorgfältige Ermittlungen zu den Hintergründen. "Es ist wichtig, dass dieser Vorfall sehr genau aufgeklärt wird", betonte der Kanzler.

Scholz war am Dienstag mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammengetroffen. Bei seinem Ägyptenbesuch an diesem Mittwoch soll es eine gemeinsame Erklärung mit Präsident Abdel-Fattah Al-Sisi geben.

Bei dem Raketenangriff auf die von der anglikanischen Diözese Jerusalem getragene Klinik wurden laut dem UN-Menschenrechtsbeauftragten Volker Türk am Dienstagabend Hunderte Menschen getötet. Die israelische Regierung und die Terrororganisation Hisbollah schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

Die anglikanische Kirche in Jerusalem spricht von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. "Krankenhäuser sind nach den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts Heiligtümer, doch dieser Angriff hat diese heiligen Grenzen überschritten", heißt es in einer Stellungnahme des anglikanischen Bistums Jerusalem von Dienstagnacht. Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbeauftragten Volker Türk wurden bei der durch Beschuss ausgelösten Explosion mehrere hundert Menschen getötet. Israel und die radikalislamische Hamas geben sich gegenseitig die Schuld für den Angriff.

Der am Dienstag weltweit durchgeführte kirchliche Tag des Fastens und Gebets für den Frieden sei "durch einen brutalen Angriff auf unser anglikanisches Bischofskrankenhaus Al Ahli in Gaza während der israelischen Luftangriffe überschattet" worden, erklärte das anglikanische Bistum Jerusalem, Träger der Klinik.

Die Anglikaner verurteilten "diesen grausamen Angriff, der sich im Herzen des Gazastreifens" ereignet habe, wo es weiterhin keine sicheren Zufluchtsorte gebe. Die Kirche riefen die internationale Gemeinschaft dringend auf, "ihrer Pflicht zum Schutz der Zivilbevölkerung nachzukommen und dafür zu sorgen, dass sich solche unmenschlichen und schrecklichen Taten nicht wiederholen".

Auch das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, sprach auf X, vormals Twitter, von einem "entsetzlichen und verheerenden Verlust unschuldiger Menschenleben". Die Zivilbevölkerung müsse geschützt werden, forderte der Erzbischof von Canterbury. "Ich trauere mit unseren Brüdern und Schwestern - bitte beten Sie für sie."

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem sprach der anglikanischen Schwesterkirche die Solidarität seitens der Katholiken aus. Es kündigte an, am Mittwoch in Trauer um die unschuldigen Getöteten im Gazastreifen allgemein und besonders im Al-Ahli-Krankenhaus seine Büros geschlossen zu lassen. Derweil kündigte der palästinensische Präsident Mahmud Abbas nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa eine dreitägige Staatstrauer an.

Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk zeigte sich entsetzt über den Tod von Patienten, medizinischem Personal und Familien, die in dem Krankenhaus Zuflucht gesucht hatten. "Wieder einmal die Schwächsten. Das ist völlig inakzeptabel", erklärte er am Dienstagabend. Krankenhäuser seien unantastbar und müssten um jeden Preis geschützt werden. "Wir kennen das volle Ausmaß dieses Massakers noch nicht, aber es ist klar, dass die Gewalt und das Morden sofort aufhören müssen", unterstrich Türk. Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Angriff scharf.

Die Zeitung "Haaretz" hatte am Dienstagabend unter Berufung auf die radikalislamische Hamas und den anglikanischen Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum, von einem israelischen Luftangriff gesprochen. Die israelische Regierung hingegen erklärte auf X, es habe sich um eine fehlgeleitete Rakete gehandelt, die die Terrororganisation Islamischer Jihad auf Israel habe abfeuern wollen.

Israels Armee bekräftigte in der Nacht unterdessen die bereits von der israelischen Regierung geäußerte Position über eine fehlgeleitete Rakete der Terrororganisation Islamischer Jihad. "Nach einer zusätzlichen Überprüfung und einem Kreuzverhör der operativen und nachrichtendienstlichen Systeme" sei klar, dass die israelische Armee das Krankenhaus in Gaza nicht getroffen habe, heißt es in einer Mitteilung der Armee von Mittwochfrüh.

Das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus war bereits am Samstag bei einem Luftangriff beschädigt worden. Dabei wurden nach Angaben der anglikanischen Kirche vier Menschen verletzt. Unter anderen wurden der Ultraschall- und der Mammografieraum beschädigt. In einem früheren Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte die Krankenhausdirektorin Suhaila Tarazi, das Haus "basiert auf unserem christlichen Glauben und der Nächstenliebe". Die Mehrheit des Personals und der Patienten sind Muslime. Nicht zu diskriminieren sei Teil der Mission und Vision.

KNA

18.10.2023 - Gaza , Krankenhaus , Terror