Stiftung:

Genitalverstümmelung wird zu wenig bekämpft

Weltweit fast 4,4 Millionen Mädchen sind einer Schätzung zufolge in diesem Jahr in Gefahr, an ihren Genitalien verstümmelt zu werden. Das sind mehr als 12.000 Mädchen pro Tag, wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung in Hannover zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am Dienstag mitteilte. Sie berief sich dabei auf Daten des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA).

"Diese schädliche Praxis ist inzwischen in fast allen Ländern per Gesetz verboten, wird trotzdem in vielen Regionen weiterhin praktiziert und viel zu wenig bekämpft", erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung, Angela Bähr. Aktuell sind den Angaben zufolge geschätzt mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt.

Laut Stiftung gibt es auch einige wenige positive Entwicklungen. So sei zum Beispiel in Kenia der Anteil der Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren, die eine Genitalverstümmelung erleiden mussten, von 38 Prozent im Jahr 1998 auf 15 Prozent 2022 gesunken. Zugleich sei jedoch zu beobachten, dass die betroffenen Mädchen immer jünger werden. In Kenia sank ihr Durchschnittsalter nach Angaben von UNFPA von zwölf auf neun Jahre. Ein Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) besage, dass in Kenia und Äthiopien immer häufiger medizinisches Fachpersonal die Verstümmelungen durchführe.

"Es handelt sich hier um eine tief verwurzelte Tradition", sagte Bähr. "Um sie wirksam zu bekämpfen, braucht es vor allem Aufklärung und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Sektoren." Mädchen wie auch Jungen müssten lernen, was diese schädliche Praxis im weiblichen Körper anrichte und dass sie eine eklatante Menschenrechtsverletzung darstelle.

In vielen Regionen gelte die Genitalverstümmelung immer noch als Voraussetzung für eine traditionelle Eheschließung. "Oft auch aus wirtschaftlicher Not heraus sehen sich die Familien gezwungen, die Mädchen immer früher zu verheiraten", erklärte Bähr. Mädchen würden unter dem Schein einer medizinischen Behandlung sehr früh beschnitten.

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Sie will nach eigenen Angaben zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beitragen. Daher unterstütze sie junge Menschen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Sexualität und Verhütung zu treffen.

KNA

06.02.2024 - Afrika , Frauen , Gedenktag