Kundgebung und Petition

Streit um Rückgabe von katholischer Kathedrale in Kiew

Mit einer Kundgebung und einer Petition pocht die römisch-katholische Kirche in Kiew auf die Rückgabe der Sankt-Nikolaus-Kathedrale durch den ukrainischen Staat an sie. Angeführt von ihrem Geistlichen, Pater Pawlo Wyschkowsk, versammelten sich am Montag Dutzende Mitglieder der Pfarrei Sankt Nikolaus vor dem Kulturministerium in der ukrainischen Hauptstadt, wie örtliche Medien berichteten. Der Ordensmann kritisierte demnach, dass die Regierung die von ihr versprochene Übergabe der Kathedrale an die Katholiken verzögere und das bedeutende neugotische Gotteshaus verfallen lasse.

Pfarreimitglieder legten demonstrativ zwölf Steine vor dem Eingang des Ministeriums ab, die sich aus dem Sakralbau gelöst hätten und auf den Boden gefallen seien. "Die Kirche steht bereits am Rande der Zerstörung", sagte Wyschkowski laut dem katholischen Internetportal rkc.org.ua. Etwa 7.700 Menschen unterschrieben seit Ende Oktober eine Online-Petition an die Regierung für die umgehende Rückgabe der Kathedrale.

Die Katholiken dürfen zwar in dem von 1899 bis 1909 errichteten Sakralbau seit mehr als 30 Jahren wieder Gottesdienste feiern. Aber das Kulturministerium setzte eine Vereinbarung vom November 2021 nicht um, wonach die Kathedrale spätestens am 1. Juni 2022 rückübertragen werden sollte.

Der seit Sommer amtierende Kulturminister Rostyslaw Karandejew versicherte Pater Wyschkowski nun in einem Gespräch, dass er für eine kostenlose Verpachtung des Gotteshauses an die Katholiken sei. Dafür müsse aber das Parlament erst noch ein Gesetz über die Verpachtung von Staatseigentum verabschieden, teilte das Ministerium weiter mit.

Die Kathedrale in Kiews Zentrum hat zwei 62 Meter hohe Spitzbogentürme und ist nach der Alexanderkirche das zweitälteste katholische Kirchengebäude der Hauptstadt. Bereits in den 1930er Jahren wurde die Kirche vom kommunistischen Regime geschlossen und als Lager benutzt, ehe sie im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde. In der Nachkriegszeit wurde sie teils renoviert und beherbergte das Archiv der Region Kiew. Seit 1980 ist darin das Haus der Orgel- und Kammermusik untergebracht, das das abermals umgebaute Kirchengebäude auch als Konzertsaal nutzt.

Seit 32 Jahren bemüht sich die Kirche um eine Rückgabe. Der Staat beanspruchte das Gebäude mit der eigens hierfür eingebauten Orgel aber weiter als nationales Konzerthaus. Das große Instrument wurde allerdings bei einem Brand Anfang September 2021 zerstört, wobei auch Teile des Gebäudeinneren Schaden nahmen. Als Brandursache gilt ein technischer Defekt an der Orgel. Die katholische Kirche hat bereits Geld für die Restauierung der Kathedrale gesammelt. Die Hauptkathedrale des Bistums steht in der Großstadt Schytomyr.

KNA

08.11.2023 - katholisch , Kirchenbauten , Ukraine