TURIN – Das Ende der Restaurierung der Grabtuch-Kapelle ist in Sicht. Nachdem sie 1990 begonnen hatte, beschädigte ein Brand 1997 die Kapelle schwer. Das Grabtuch, das sich dort befand, konnte in letzter Sekunde gerettet werden. Ab Ende September ist die Kapelle wieder für Besucher geöffnet.
Das Schicksal meinte es in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht immer gut mit der Kapelle, in der normalerweise jenes Tuch aufbewahrt wird, das laut Überlieferung Jesu Grabtuch war. 1990 wurde der Ort erstmals restauriert. Die barocken Kunstwerke, die zu den wichtigsten kunsthistorischen Zeugnissen des 17. Jahrhunderts gehören, sollten aufgefrischt werden. Die Kapelle zählt zu den Meisterwerken barocker Architektur. Erbaut hat sie ein Mönch, der auch Architekt war: Guarino Guarini (1624 bis 1683). Als Ende der 1980er Jahre davon die Rede war, die Kapelle wieder auf Vordermann zu bringen, gab es zunächst kritische Stimmen. Man hatte Angst, die Arbeiten würden die Meisterwerke beschädigen.
Seit 4. Mai 1990 war die Kapelle wegen der Restaurierung geschlossen. Zuvor hatten Gäste trotz der Renovierungsarbeiten den Raum betreten können – bis ein Stück Gesims herunterfiel. Die Domverantwortlichen verboten sofort den Zutritt zur Kapelle. Seither war kein Besucher mehr dort.
Planung umgestoßen
Die Planung hatte vorgesehen, dass die Kapelle 1997 wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte, wenn die Restaurierung fast abgeschlossen wäre. Das Erzbistum hatte auch alle Vorbereitungen für eine öffentliche Ausstellung des Grabtuches in der Kapelle in Gang gesetzt. Geplant war, dass das Grabtuch den Gläubigen 1998 und für das Heilige Jahr 2000 an diesem Ort gezeigt wird. Doch es kam anders.
Am 12. April 1997 wütete ein verheerender Brand im Turiner Dom. Die Kapelle befindet sich im oberen Stockwerk. Das berühmte Grabtuch Christi konnte dank des mutigen Einsatzes der Turiner Brandwache in letzter Sekunde gerettet werden. Es war eine spektakuläre Aktion eines Feuerwehrmanns: Er zerstörte das schusssichere Panzerglas mit einem großen Hammer. Darunter lag das Grabtuch. Der Feuerwehrmann nahm es mit sich und entfernte sich rechtzeitig, bevor die Flammen den ganzen Raum einnahmen. Weshalb es zum Großbrand gekommen war, ist bis heute nicht klar. Die Sicherheitskräfte gingen zunächst von einem Kurzschluss aus. Die Justizbehörde schloss auch Brandstiftung nicht aus.