Kardinal von Managua:

Freilassung von Bischof Alvarez "pure Spekulation"

Der nicaraguanische Kardinal Leopoldo Brenes hat Medienberichte über eine mögliche Freilassung des inhaftierten Bischofs Rolando Alvarez eine "pure Spekulation" genannt. Nach seinen Informationen befinde sich Alvarez weiter in der Haftanstalt "La Modelo". Er selbst habe nicht mit dem Bischof sprechen können, sagte der Erzbischof von Managua laut Portal "La Prensa" am Mittwochabend in der nicaraguanischen Hauptstadt.

Das Portal "Confidencial" berichtete, das sandinistische Regime habe den Bischof wieder zurück in die Haftanstalt gebracht. Gespräche zwischen einem diplomatischen Vertreter des Sekretariats für Außenbeziehungen des Vatikans und der nicaraguanischen Regierung über die Freilassung und das Exil von Bischof Alvarez seien gescheitert. Der Sender CNN berichtete, Alvarez habe einer Ausbürgerung nicht zugestimmt. Er bestehe darauf, in Nicaragua zu bleiben.

Die nicaraguanische Menschenrechtlerin Bianca Jagger, Ex-Frau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, hatte zuvor berichtet, ihre Nichtregierungsorganisation verfüge über Informationen, dass Alvarez nicht mehr in Haft sei, sondern in Kürze nach Italien ausgeflogen werden soll. Weder die Nicaraguanische Bischofskonferenz noch der Vatikan hatten bislang die Medienberichte bestätigt. Alvarez war wegen "Rebellion" und Aufstachelung zum Widerstand zu 26 Jahren Haft verurteilt worden.

Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und unabhängige Medien kritisierten in den letzten Jahren immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen der Regierung. Inzwischen sind fast 4.000 NGOs verboten worden. Die Regierung des linksgerichteten Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo ließ in den vergangenen Jahren auch kirchliche Einrichtungen und Universitäten schließen und ging gezielt gegen Kirchenvertreter vor.

Jüngst wurden mehr als 200 politische Gefangene ausgebürgert und in die USA ausgeflogen, darunter auch katholische Priester. Derzeit deutet nichts auf ein versöhnliches Ende der innenpolitischen Spaltung Nicaraguas, die in der Vergangenheit bereits hunderte Tote bei Ausschreitungen gefordert hat. Die Ortega-Regierung weist die Vorwürfe als politische Kampagne zurück.

KNA

06.07.2023 - Bischof , Lateinamerika , Politik