Einst war Bettina Berens Fußballspielerin, jetzt ist sie Nonne

Von der Nationalelf ins Team vom lieben Gott

Der „Kick“ in ihrem Leben hat nie gefehlt. In den 1980er und 90er Jahren war sie eine erfolgreiche Fußballerin in der Frauen-Bundesliga, trat einmal sogar für die Nationalmannschaft an. Heute spielt Bettina Berens im „Team“ vom lieben Gott: als Schwester Bettina Maria. Nach einer Fuß-Operation beendete sie ihre Karriere als Sportlerin und wurde schließlich Ordensschwester.

Fußball spielte die heute 54-Jährige zunächst nur mit Freunden und Nachbarskindern – aus reiner Freude. Ihr Sportlehrer erkannte die Fußball-Affinität des nicht mal 14-jährigen Mädchens und bat die Eltern, das Talent ihrer Tochter durch eine Mitgliedschaft in einem Verein zu fördern. „Meine Position war Linksaußen“, erklärt Schwester Bettina Maria. 

Da sie mit beiden Füßen gut schießen konnte, wurde sie zu einer gefragten Spielerin. Sie wechselte zum TuS Ahrbach im Westerwald, mit dem sie schließlich erstklassig wurde. Ihre pfiffige Spielführung führte dazu, dass sie bald sogar in die Nationalmannschaft berufen wurde. In einem Spiel 1992 gegen Italien kam sie zum Einsatz. Doch dann das jähe Ende: „Mit 28 Jahren musste ich mich einer Sprunggelenk-OP unterziehen und der Arzt riet mir, meine Fußballkarriere zu beenden.“  

Dass die Sportlerin nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn Ordensfrau wurde, liegt wohl auch in ihrem familiären Werdegang begründet: Sie wuchs in einer praktizierend katholischen Familie in Bitburg (Eifel) auf. Da die sonntäglichen Fußballtrainings zumeist nachmittags stattfanden, kam sie nicht in die Verlegenheit, das runde Leder dem Gottesdienst vorzuziehen. „Außerdem nutzte ich auch die Gelegenheit der Vorabendmesse am Samstag“, erinnert sie sich. 

Harte Schicksalsschläge

Schon früh hatte Bettina Berens harte Schicksalsschläge zu verkraften: Ihre beste Freundin starb mit gerade einmal acht Jahren. Ihr Vater war noch vor der Geburt seiner Tochter ums Leben gekommen. Nachdem die Mutter wieder geheiratet hatte, zog die Familie um. Das Fußballspiel wurde für Bettina auch zu einem Ventil, diese Lebensbrüche besser verarbeiten zu können. „Das Fußballspielen gab mir immer wieder Halt und auch Familie“, berichtet die Ordensfrau. 

Einen festen Halt gab ihr auch ihr Glaube: „Wenn es schwierig in meinem Leben wurde, hatte ich immer die Vorstellung: Da oben im Himmel sitzt ein liebevoller Vatergott. Mein Vater ist gestorben, als meine Mutter mit mir schwanger war. Als Kind habe ich daher oft gehört: ‚Dein Papa ist im Himmel.‘ Daher war er für mich ein liebevoller Vater dort oben. Diese Vorstellung war wie ein Anker für mich. Ich wusste, da ist ein Vater, der mich bedingungslos liebt.“

Heute gehört sie dem Orden der „Schwestern vom Kostbaren Blut“ an. Der Grund ist eine Aussage der Ordensgründerin Paula Emunds: „Gott ist mein Vater und ich bin sein Kind.“ Als sie das las, habe sie gewusst: „Hier bin ich richtig.“ 2003 verließ Schwester Bettina den Orden nach einem Bandscheibenvorfall wieder, da sie an diesem Lebensweg Zweifel hegte – nur um 2008 erneut einzutreten. Nach dem Postulat im österreichischen Wernberg und dem Noviziat in Toronto legte sie ihre Ewige Profess in der niederländischen Ordensniederlassung Aarle Rixtel ab.

Fußball in Ordenstracht

Die Schwester ist auch heute noch sportlich. Sie kickt aber nur noch privat und geht nicht mehr ins Stadion. Zumeist spielt Schwester Bettina in ihrer Ordenstracht, die bei dieser Betätigung offenbar kein Hindernis darstellt. Noch einmal ein Fußballtrikot zu tragen, kommt für die 54-jährige Ordensfrau nicht in Frage. 

„Heute kicke ich nur noch mit Kindern und Jugendlichen und freue mich, wenn das Feld nicht zu groß ist und ich noch gut mithalten kann.“ Hin und wieder helfe sie sonntags beim Projekt „Open Sunday“: „Wir bieten Sport für Kinder in verschiedenen Hallen in Mönchengladbach an. Da ich eine Übungsleiterlizenz habe, werde ich für diese wertvolle Aktivität angefragt.“ 

Ansonsten arbeitet sie in Mönchengladbach als Seelsorgerin. „Hier begleite ich unter anderem
Familien mit Migrationshintergrund. In den vergangenen Monaten war ich sehr engagiert in der Begleitung von
ukrainischen Familien.“ Gerade habe sie eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche abgeschlossen. „Mir geht es darum, in der Liebe Gottes immer weiter zu wachsen. Das ist heute mein Ziel“, sagt die Ordensfrau. Früher waren Tore ihr Ziel.

Elmar Lübbers-Paal

26.07.2023 - Frauen , Fußball , Orden