"Verdiente Anerkennung"

Karlspreis für Rabbiner Pinchas Goldschmidt

Der diesjährige Karlspreis geht an den Vorsitzenden der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, und an die jüdischen Gemeinschaften Europas. Das teilte die verleihende Institution in Aachen mit. Jüdische Institutionen in Deutschland begrüßten die Auszeichnung, auch Goldschmidt selbst zeigte sich geehrt.

Mit dem Preis solle Goldschmidts Wirken "für den Frieden, die Selbstbestimmung der Völker und die europäischen Werte, für Toleranz, Pluralismus und Verständigung" gewürdigt werden, erklärte das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Zudem hob die Jury Goldschmidts Einsatz für den interreligiösen Dialog zwischen Juden und Christen sowie zwischen Juden und Muslimen hervor.

Goldschmidt zeigte sich "dankbar und geehrt" über die Auszeichnung. "Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Antisemitismus in einem besonders schlimmen Ausmaß grassiert und jüdisches Leben in Europa offen zur Frage gestellt wird, ist der Karlspreis ein besonderes Signal und eine wichtige Unterstützung für die jüdische Gemeinde und ein friedliches und tolerantes Zusammenleben der Gesellschaft und Religionen in Europa", sagte der Rabbiner laut Mitteilung der CER. Gleichzeitig sei es für ihn ein Ansporn, "noch entschiedener unsere Freiheit zu verteidigen und jüdisches Leben in Europa nachhaltig zu sichern".

Jüdische Institutionen in Deutschland begrüßten die Ehrung. "Eine verdiente Anerkennung für sein unermüdliches Engagement! Masal Tow!", erklärte der Zentralrat der Juden über die Plattform X, ehemals Twitter.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) wertete die Karlspreisvergabe an Goldschmidt als wichtiges Zeichen für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus. "Jüdinnen und Juden sind seit jeher ein integraler Teil europäischer Gesellschaften - trotz der Angriffe durch den russischen Angriffskrieg, trotz des Tsunami des Antisemitismus nach dem 7.10.2023 auch auf dem europäischen Kontinent, auch in Deutschland", betonte DIG-Präsident Volker Beck.

Die Europäische Rabbinerkonferenz ist ein Zusammenschluss von rund 800 orthodoxen Rabbinern in Europa. Ihr Sitz ist in München. Der 1963 in Zürich geborene Goldschmidt steht der Vereinigung seit 2011 vor. Ab 1993 war er Oberrabbiner von Moskau. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine unter Druck gesetzt, reiste er nach Israel aus und gab die Gemeindeleitung im Juli 2022 ab.

Der Karlspreis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Er wird traditionell am Himmelfahrtstag, in diesem Jahr der 9. Mai, überreicht. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. In vergangenen Jahr erhielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Karlspreis.

KNA

22.01.2024 - Auszeichnung , Europa , Judentum