Den Italienern eine tiefe Wunde zugefügt

Gedenken an Brückeneinsturz in Genua vor fünf Jahren

Italien erinnert am Montag an den Brückeneinsturz in Genua vor fünf Jahren. Die Gewährleistung einer sicheren Mobilität sei ein unumstößliches Recht der Bürgerinnen und Bürger, betonte Staatspräsident Sergio Mattarella in einer Botschaft zum Jahrestag. Der Einsturz mit einer tragischen Zahl zerstörter Menschenleben habe der Stadt und den Italienern eine tiefe Wunde zugefügt. Die Republik erneuere und verstärke ihre Solidarität mit den Familien der Opfer und all jenen, deren Leben durch eine ebenso schwere wie inakzeptable Katastrophe zerstört wurde, so der Staatschef weiter.

Am 14. August 2018 um 11.36 Uhr war in Genua ein Fahrbahnabschnitt der Stadtautobahnbrücke, der sogenannten Morandi-Brücke, eingestürzt. Er riss Autos und Lastwagen mit sich und begrub Dutzende Häuser unter sich. 43 Menschen starben, viele weitere wurden verletzt; rund 600 verloren ihr Zuhause.

Während der Bau einer neuen Brücke nur knapp zwei Jahre dauerte, begann der Prozess gegen mögliche Verantwortliche erst vor einem Jahr. Die mutmaßlichen Straftaten sind mehrfache fahrlässige Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs, Amtspflichtverletzung und Dokumentenfälschung. Laut Gutachtern waren Mängel an der Brücke schon seit Anfang der 90er Jahre bekannt. Mit korrekten Kontrollen und Wartungsarbeiten hätte das Unglück demnach wahrscheinlich verhindert werden können.

Der Lauf der Zeit mindere nicht die Verantwortung für das, was geschehen ist, betonte Mattarella in seiner Botschaft. "Es liegt in unserer Verantwortung, Gerechtigkeit walten zu lassen, indem wir den Prozess mit der endgültigen Feststellung der Umstände, Fehler, Störungen und Versäumnisse abschließen."

Regierungschefin Giorgia Meloni entschuldigte sich ebenfalls im Namen des Staates für das Geschehene. "Unsere Hoffnung ist, dass die Wahrheit in aller Deutlichkeit ans Licht kommt und die Verantwortlichen für diese Katastrophe ermittelt und festgestellt werden", so Meloni. Es wäre wirklich unverzeihlich, wenn diese nationale Tragödie ungesühnt bliebe.

Die Stadt Genua erinnert in diesen Tagen mit zahlreichen Veranstaltungen an das Unglück vor fünf Jahren. Auch die katholische Kirche ist beteiligt. So feierte Genuas Erzbischof Marco Tasca am Montagmorgen eine Messe mit Betroffenen. Das Erzbistum rief alle Pfarreien auf, zum Zeitpunkt des Unglücks am Montag um 11.36 Uhr die Glocken zu läuten.

KNA

14.08.2023 - Italien , Unglück