Stefanie Hertel ist eine der bekanntesten Interpretinnen des volkstümlichen Schlagers. An diesem Sonntag begeht die Sängerin, die aus dem sächsischen Vogtland stammt und heute im Chiemgau lebt, ihren 42. Geburtstag. Im Exklusiv-Interview dankt sie Gott für ein „wirklich gutes Leben“ und erzählt von ihrer Musik, ihrer Familie und ihren Sorgen.
Frau Hertel, können Sie sich in einigen Worten selbst beschreiben?
Ich würde mich als einen fröhlichen, geselligen, tierlieben und naturverbundenen Menschen beschreiben, der optimistisch und vorausschauend lebt. Ich kann mich an kleinen Dingen erfreuen, wenn etwa die ersten Gänseblümchen in unserer Wiese hinterm Haus wachsen oder die Amsel auf dem Dachfirst unseres Nachbarn ihr Abendlied singt. Großen Wert lege ich auf meine langjährigen Freundschaften und meine Familie. Sie geben mir Halt, Wurzeln, Kraft und Lebensenergie.
Ist Gott für Sie jemand, der Sie leitet und führt, oder jemand, der Ihnen „von oben“ hilft, ein glückliches Leben zu führen?
Da wäre ich eher bei Leiten und Führen im Rennen, wobei ich mich schwer tue, mich hier überhaupt festzulegen. Ich bete öfters, und das ist für mich eine meditative Zwiesprache mit Gott. Bitten tue ich ganz selten, höchstens wenn es etwa um die Genesung anderer Menschen oder um Dinge, die mir in unserer Gesellschaft wichtig sind, geht. Dazu zählt etwa der verantwortungsbewusste Umgang mit Nutztieren. Ferner sage ich recht oft für mein wirklich gutes Leben „Danke“.
Ihr Sangeskollege Peter Maffay definiert den Glauben als Leuchtturm. Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Ich sehe den Glauben als eine Sonnenblume, die Mensch und Tier so nützlich ist. Sie bringt erst einmal Sonne in die Herzen, und dann kann man ihre Samen und das Öl daraus auf der ganzen Welt ganz nach eigenem Geschmack verwerten und verwenden. Die Sonnenblume nährt und schenkt Freude. Das ist für mich vergleichbar mit Gott.
Was meinen Sie: Sind gläubige Menschen glücklicher, erfüllter und in mancher Hinsicht demütiger und dankbarer?
Ich denke nicht, dass es für diese Attribute den Glauben an Gott braucht. Es ist eher so, dass Menschen, die auch mal in sich hineinhorchen, auf ihre innere Stimme hören, auf ihr Bauchgefühl und den Blick über den Tellerrand hinaus wagen, oftmals glücklicher, erfüllter und in mancher Hinsicht dankbarer und demütiger sind, denn viele von uns spüren einfach, wie gut es ihnen geht. Es wird immer Menschen und Lebewesen geben, denen es schlechter als einem selbst geht. Das lässt einen die von Ihnen genannte Haltung spüren.
Wer sich in Ihr musikalisches Genre begibt, besingt die „heile Welt“. Gibt es überhaupt diese „heile Welt“ oder wo müssen wir ansetzen, um sie zu kreieren?
Sie haben Recht, dass ich nicht von Atomkriegen, Covid-19 oder Naturkatastrophen singe. Das Klischee, dass im Genre Schlager nur von der „heilen“ Welt gesungen wird, ist so alt wie die Hutkrempe meines Großvaters. Auf meinem Album „Kopf hoch, Krone auf und weiter“ geht es um Menschen, die – egal welches Unglück widerfahren ist – aufstehen, sich eine Krone aufsetzen und nach vorne blicken.
Aber wir können auch in andere Musikgenres gehen, etwa in den modernen Country-Rock-Pop. Gerade habe ich mit meiner Band „More than Words“ unser erstes Album „Home“ veröffentlicht. Hier gibt es Songs über das Verhältnis „Ziehvater und -tochter“ (Something like Dad) ebenso, wie „Heaven“, in dem wir behaupten, dass der Himmel doch gerade im Hier und Jetzt ist.