Brief an die Vereinten Nationen

Drei Jahre Hafenexplosion Beirut - Aufklärung dringend gefordert

Drei Jahre nach der verheerenden Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut fordern Menschenrechtsorganisationen und Opferangehörige eine unabhängige internationale Untersuchung. In einem gemeinsamen Brief an die Vereinten Nationen kritisierten mehr als 300 Organisationen und Einzelpersonen andauernde politische Einmischungen in die laufenden Ermittlungen im Libanon, wie Human Rights Watch (HRW) mitteilte. Deshalb müsse der UN-Menschenrechtsrat mit Blick auf die Explosion vom 4. August 2020 eine unabhängige Untersuchungskommission nach Beirut entsenden.

Die Organisation verwies in ihrer Mitteilung darauf, dass die interne Aufklärung der Katastrophe seit dem 23. Dezember 2021 praktisch stillstehe, wegen Einsprüchen belasteter Politiker gegen den führenden Ermittlungsrichter Tarek Bitar und andere Richter. Im vergangenen Januar seien zudem 17 Verdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen worden, einer habe den Libanon bereits verlassen.

Im März 2023 Jahres hatten 38 Staaten in einer gemeinsamen Note vor dem UN-Menschenrechtsrat sowie UN-Sonderberichterstatterin Margaret Satterthwaite gegen die verzögerte Aufarbeitung des Explosionsunglücks protestiert. "Mehr als fünf Monate später haben die libanesischen Behörden keine bedeutenden Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass die interne Ermittlung vorankommt, oder ein Gesetz zur Unabhängigkeit der Gerichte entsprechend den internationalen Standards erlassen", zitiert HRW aus dem Protestbrief. Deshalb müsse nun auf dem Weg einer UN-Resolution die Durchsetzung der Rechte von Opfern sowie die Wahrheit über die Ursachen der Katastrophe von den libanesischen Behörden eingefordert werden. Straflosigkeit dürfe es nicht geben.

Am 4. August 2020 waren bei der riesigen Explosion im Beiruter Hafen nach Angaben von HRW mindestens 220 Menschen getötet und mehr als 7.000 verletzt worden. Ausgelöst möglicherweise durch einen Funkenflug bei Schweißarbeiten, fing ein Lager mit über 2.700 Tonnen hochexplosivem Ammoniumnitrat Feuer, das dann mit einer gewaltigen Druckwelle in die Luft ging. Große Teile der Umgebung sind bis heute von Zerstörung gezeichnet.

KNA

04.08.2023 - Gedenken , Katastrophe , Nahost